Am Anfang war der See...

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    • Am Anfang war der See...

      Behende lief Kitah auf dem dicken Ast entlang. Das Holz federte leicht unter ihren Schritten und sie spürte die alte Rinde, in deren Rissen und Spalten Moos wuchs unter ihren Füßen. Hier oben war die Luft frisch und Kitah genoss die sanfte Brise, die leise die Blätter rauschen ließ. Sie blickte hinab, streckte die Arme aus, holte noch einmal tief Luft und sprang.

      Die Umgebung verwischte und das Brausen der Luft übertönte jedes andere Geräusch, dann tauchte Kitah in das warme, smaragdgrüne Wasser ein. Kleine Seen wie diesen gab es viele in den Baumgipfeln. Sie bildeten sich in Kuhlen zwischen den verwachsenen Ästen und Stämmen der riesigen Bäume, regelmäßig befüllt vom warmen Urwaldregen, bis sie überliefen und schleierartige Wasserfälle sich in der grünen Tiefe darunter verloren.

      Kitah öffnete die Augen und sah zwischen den sanft hin und her wogenden Pflanzenschleiern einen wabernden Schatten auf sich zukommen. Sie lächelte, denn sie wusste, dass sie den Schatten nicht zu fürchten brauchte, im Gegenteil. Erwartungsvoll streckte sie dem Schatten ihre Hand entgegen, als plötzlich da noch etwas anderes war. Es war nur für einen Moment, wie ein kurzes Erschrecken ohne Grund, da war es auch schon wieder weg. Kitah wandte ihren Blick wieder zu dem Schatten, der auf sie zu geschwommen war, doch hatte er anscheinend inne gehalten. Sie streckte wieder die Hand aus, doch schien er auf einmal unerreichbar.

      Das Andere war wieder da und es wurde kalt, die Sonnenstrahlen, die durchs Wasser funkelten waren plötzlich verschwunden. Kitah hatte das Gefühl, als würde die Welt plötzlich auf den Kopf gestellt und ihr war, als hätte sie sich dutzende Male im Kreis gedreht, da erfasste sie ein gewaltiger Sog und riss sie mit in die Dunkelheit.

      Der Sog kam aber nicht durch das Wasser, Kitah fühlte sich, als würde sie ein Oevvaor hinter sich her ziehen und sie spürte den Druck des Wassers, das Schwierigkeiten zu haben schien schnell genug ihrem Körper auszuweichen. Um Kitah herum war völlige Finsternis und sie hatte völlig die Orientierung verloren, nur ihre gründliche Ausbildung bewahrte sie davor völlig in Panik zu verfallen. Gerade als ihre Lungen zu bersten schienen und das Verlangen einfach tief einzuatmen schier übermächtig wurde spuckte das Wasser sie regelrecht aus.

      Kitah spürte, dass sie fiel und im nächsten Moment schlug sie rückwärts hart auf einer Wasseroberfläche ein. Halb bewusstlos kämpfte Kitah sich wieder nach oben und ließ sich treiben, während sie gierig Luft in ihre brennenden Lungen sog. Sie fühlte die Angst von sich abfallen und eine ungewöhnliche Ruhe besänftigte ihre rasenden Gedanken.

      Kitah erkannte eine Höhle um sich herum, die von diffusem Licht erhellt wurde. Die Wände schienen über Äonen von Wasser glatt geschliffen im schwachen Licht schienen sogar Pflanzen zu gedeihen. Sanft schob die Strömung Kitah auf ein weiches Moosbett am Ufer und für einen Moment blieb sie ruhig liegen, während sie prüfte, ob sie noch alle ihre Körperteile spürte. Dann setzte sie sich langsam auf und stellte fest, dass einige Körperteile sich
      überproportional wichtig machten und darauf bestanden kräftig zu schmerzen.

      Erst jetzt bemerkte Kitah, dass der Gang, in dem sie lag sich weiter vorne zu einer Höhle weitete aus der etwas drang, von dem sich Kitah nicht ganz sicher war, ob es Licht, oder nur das Gefühl von Licht war. Sie glaubte in der Höhle einen Baum zu erkennen und wieder spürte sie das Gefühl von Geborgenheit und Ruhe… und plötzlich war da wieder die Kälte.

      Sie suchte, sie jagte, sie wollte zerstören, aber sie hatte noch nicht gefunden. Kitah rannte los, weg von dem Baum, denn die Kälte durfte ihn nicht finden, sie musste den Baum schützen und zwar mit all ihrer Kraft. Die Wände der Höhle flogen an ihr vorbei und plötzlich war sie wieder im Freien, rannte zwischen Felsen und Bäumen. Sie spürte die Kälte ziellos umherhuschen, als sich plötzlich das Muster wandelte.
      Um Kitah herum schien die Welt gleichzeitig einzufrieren und in Flammen auszubrechen. Es hatte sie bemerkt und schoss durch das Unterholz auf Kitah zu, bereit zu zerstören.

      Mit einem Schrei fuhr Kitah hoch. Sie saß schwer atmend und schweißüberströmt in ihrer Koje, während ihre Gedanken rasten. Kitah stieß die nassen Laken von sich und taumelte zum Waschbecken. Noch immer etwas desorientiert stütze sie sich auf das Waschbecken und starrte sich mit leerem
      Blick im Spiegel an. Ihre Haare klebten strähnig an Kitahs Kopf und Schweißperlen glänzten auf ihrer zimtfarbenen Haut. Sie übergab sich. Gründlich.

      Erst nach einiger Zeit unter dem heißen Strahl der Dusche fühlte sich Kitah endlich wieder einigermaßen normal und schwor sich nie wieder nach Mitternacht noch übrige Bantha-Burger vom Abendessen zu essen. Zumindest nicht bis… es das nächste Mal welche geben würde. Kitah fragte sich was es mit diesem seltsamen Traum auf sich haben könnte, während sie sich gedankenverloren den schmerzenden Po rieb. Sie hielt inne und prüfte die Stelle genauer. Ihre ganze Hüfte tat weh, als wäre sie heftig gefallen… zum Beispiel aus großer Höhe ins Wasser…
      Kitah schüttelte den Gedanken ab. In den letzten Wochen hatte sie viele Einsätze auf verschiedenen Welten hinter sich gebracht und dabei wenig geschlafen. Sicher war sie nur überanstrengt und umso dringender brauchte sie ihren Erholungsurlaub, bestimmt würde sich die Traumsache dann von selbst erledigen.
      Eigentlich musste das Schiff auf dem sie reiste bald am Zielort ankommen.