Fußstapfen des Verlangens

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    • Fußstapfen des Verlangens

      Eine hochgewachsene Gestalt, gehüllt in einen, bis auf wenig silbernes Zierwerk, schlichten roten Mantel durchmaß den schmalen und niedrigen Gang der sie noch vom Übungsraum der Akolythen trennte. Von den Wänden des beengenden Konstrukts hallten leise die Schritte, erzeugt durch die verstärkten Sohlen der Stiefel aus Nexuleder, wider und erzeugten durch ihren langsam, gleichmäßig fortschreitenden Takt die Illusion einer unheilvollen Symphonie. Der Gang der Gestalt erinnerte an eine mühsam einstudierte Pirsch und ihm schien eine gewisse Tragweite, Bedeutsamkeit, ein Verlangen, das sich selbst zelebrierte, innezuwohnen. Nur welchen Grund hatte jene? Doch noch bevor man diesen Gedanken zu Ende führen konnte, oder die kleine Symphonie sich entfalten konnte, verließ die Gestalt den Korridor und wurde unter einem Crescendo verschiedensten Lärmes , welches sich von der Decke der hohen Halle ergoß, verschüttet. Stiefelsohlen maltretierten den schwarzen Durastahl, nur an wenigen Stellen bedeckt durch Obsidianplatten, während ein Dutzend Akolythen aufeinander einstürmten. Übungsschwerter die übereinander herfielen, in der Hoffnung sie könnten sich durch den Stahl der anderen Klinge fressen, gaben das für sie typische metallische Klirren von sich und ließen dabei von Zeit zu Zeit kleine Funken aufstoben. Aufschreie und erschöpftes Keuchen, geschwängert durch die lang anhaltende Übung, die Anstrengung der Muskeln, und die aufgeschürften Handflächen der Duellanten, vollendeten das kleine Orchester der Qual, das sich verfielfacht und verzerrt von der hohen Decke der Übungshalle reflektierte.

      Erst jetzt, am Eingang der satt ausgeleuchteten Halle, wurde die Gestalt, offensichtlich ein Mann, von der schemenhaften Struktur befreit deren Teil er im gedämpften, matten Licht des Korridors war. Der Mann rümpfte die spitze, geradlinige Nase, die sich glänzend zu den scharfkantigen Zügen die sein Gesicht umrahmten einpasste, als ihm der markante Geruch von abgestandener, in Schweiß getränkter, Luft auf die Rezeptoren schlug. Anstatt das strenge Anlitz angewidert zu verziehen formten die blassen, leicht angerissenen Lippen ein besinnendes Lächeln. Keiner der Akolythen nahm Notiz von ihrem Besucher und so wie jene ihre Übungen fortsetzen, so setzte auch jener seinen Weg fort. Wieder schlug er einen bedächtigen, langsamen Tritt an und während sein Blick, aus stechend grünen Augen, den Akolythen galt lenkte er seine Füße zu den Treppenstufen. Ohne Hast erklomm er jene, der lange Saum seines Mantels schlug wie ein Widerhall immerwieder an die Kante der Stufen und fraß sich eine dünne Schicht Staub an, und postierte sich auf dem Rundgang über dem Übungsring. Mit seiner rechten, von Narben und Schürfwunden gezeicheten, Hand strich er sich durch das schon leicht ergraute Haar an seiner Schläfe bevor er die Arme vor der gestählten Brust, geschickt durch den weiten Mantel kaschiert, verschränkte. Nun thronte er, wie ein Richter über den Gerichteten, oder viel eher wie ein Drexl über seiner Beute, oberhalb der Akolythen. Mittlerweile hatte man ihn zwar wahrgenommen, aber nicht für wichtig genug erachtet ihm die Aufwartung zu machen oder ihm Respekt zu zollen, dafür war die Aufmachung einfach zu schlicht und der Auftritt zu leise. Entweder verfügte seine Person nicht über genug Bedeutung oder es mangelte ihm einfach an Geltungsbedürfnis. Wirklich zu stören schien das den Mann aber nicht, denn er verfolgte weiterhin stumm, ein mildes Lächeln auf den Lippen, die Duelle der Akolythen.

      Einem der Akolythen gelang es mit verzerrtem Gesicht, ob nun durch Wut oder Anstrengung, seinen Kontrahenten mit einem mächtigen Hieb aus dem Gleichgewicht zu bringen und durch einen gekonnten Fußfeger verfrachtete er jenen unter einem dumpfen Knall auf den massiven Boden. Der Sieger schloss seinen Triumpf noch mit einem Tritt nach der Führhand seines Kontrahenten dem ,begleitet von einem Schmerzensschrei, das Heft der Übungsklinge entglitt. Der bullige Mensch gewährte dem Verlierer, einem athlethisch gebauten Twilek, die rechte Hand um sich daran hochzuziehen. War dies nun eine freundschaftliche, kameradschaftliche Geste oder nur eine Respektsbekundung unter Kriegern? Eine vollkommen unerhebliche Frage im Angesicht der Tatsache, dass gerade ein Twilek einen Übungskampf verloren hatte, das ein Twilek einen Übungskampf bestritten hatte, einen Übungskampf in den Hallen der Akademie auf Korriban. Bei diesen Gedanken bildete sich ein nur schwer zu deutendes Lächeln auf den wettergegerbten Zügen des Mannes und die grünen Augen, überschattet durch schwarze forschend gehobene Brauen, hielten ihren Blick noch eine Weile auf dem ungleichen Duo. Als wäre es unvermeidlich, oder fast gewollt, kreuzte sich sein Blick mit dem des Twileks, der gerade seine Übungsklinge wieder aufgelesen hatte. Auch aus dieser Entfernung konnte man mit Leichtigkeit die Konfusion aus den Augen des Akolythen lesen. Handelte es sich um einen neuen Aufseher? Einen schaulustigen Sith? Einen Lord oder gar Darth der ihre Fortschritte beobachten wollte? Im Endeffekt tat er das, was ihm in allen Fällen die Haut gerettet hätte, er neigte sein Haupt für einige Momente respektvoll. Der Mann auf dem Rundgang quittierte diese Respektsbekundung mit einem knappen Nicken und der Andeutung eines fast väterlichen Lächelns, das man in diesen Hallen wohl nur selten zu Gesicht bekam, bevor er dem Akolythen mit einer schlichten Geste der Hand suggerierte fortzufahren.

      Nach wenigen Momente nahmen die beiden Akolythen ihre Übung wieder auf und ebenso verstrickte sich der Beobachter wieder in Gedanken während sein forschender Blick über die Menge glitt. Der Twilek war nicht das einzige Alien, das man vor einem Jahrzehnt hier höchstens als Sklave angetroffen hätte und hier nun das Dasein als Sith gelehrt wurde "Ich hätte Korriban viel früher wieder aufsuchen müssen, soviel neues Potenzial.", entglitt es den schmalen Lippen wie ein Wispern das im Lärm der Halle und des plötzlich auftönenden Communicators erstickt wurde. Mit einem kurzen Zusammenzucken riss es ihn aus den Gedanken und langsam löste er die Verschränkung der Arme um die rechte, behandschuhte, Hand an sein Kinn anzuheben. Einen flüchtigen Knopfdruck an dem im Handschuh integrierten Com später gesellte sich eine neutrale, leicht blecherne Stimme zum Lärm dazu: "Verzeiht die Störung, Lord Labrass, aber wir haben die von Ihnen angeforderten Daten auf Ihren Schiffscomputer übertragen." Nach einem langsamen Nicken erhob die Gestalt ihre Stimme, erstaunlich gefasst und dunkel ob der Lautstärke, zum ersten Mal über den Lärm: "Danke, Kadett. Weitermachen." Labrass ließ sich noch einen Moment Zeit bevor er seine stoische Haltung auf dem Rundgang aufgab und sich die Treppe herunter in Richtung Korridor begab. Bevor er die Halle verließ und von der Dunkelheit des Korridors verschluckt wurde folgten ihm die Blicke der Akolythen, warscheinlich hatten die Hörigen unter Ihnen die Übertragung gehört, die er unter einem resignierten Kopfschütteln über sich ergehen ließ ohne ihnen wirklich Aufmerksamkeit zu gönnen. Als er den Lärm der Halle, die Akolythen hatten ihre Übungen wieder aufgenommen, hinter sich ließ schickte sich der Widerhall seiner Stiefeltritte auf dem schwarzen Obsidian an wieder die altbekannte Symphonie ertönen zu lassen.

      Sein Verlangen würde schon bald gestillt sein.