Tagebuch Shinzu Saito

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    • Shinzu sitzt in ihrer üblichen Robe gekleidet auf dem Bett, als die Aufzeichnung beginnt.

      „Hallo Tagebuch! Es ist ja schon wieder eine halbe Ewigkeit her, seit ich den letzten Eintrag gemacht habe, aber in letzter Zeit gab es einfach immer viel zu tun. Vor etwa einem Monat war ich auf einer Mission, die ein wenig unerwartet kam. Eigentlich hätte ich mit meinem Meister und den Soldaten der Knight’s Watch zu einem Sprengstofftraining fliegen sollen. Ich freute mich schon darauf, denn Sprengstoff ist etwas, mit dem ich mich bisher so gut wie nicht auskenne. Nicht, dass ich selbst Dinge sprengen will, aber im Kampf hat man es immer wieder mit Granaten und Detonatoren zu tun, so ist es sicherlich nicht schlecht, darüber auch gut bescheid zu wissen. Daraus wurde allerdings nichts. Als ich mit den Soldaten im Transporter war – mein Meister kam von wo anders dazu -, bekamen wir den Befehl zu einem Labor zu fliegen, das von einer kriminellen Bande eingenommen wurde und die hatten Geisel genommen.

      Die ganze Mission war irgendwie ein ziemliches durcheinander. Bewundernswert, wie gut die Soldaten damit zurechtkamen, ich denke, ohne Verbindung zu der Macht wäre ich hier einfach nur verloren gewesen. Aber so konnte ich tatsächlich ein wenig helfen, indem ich mit meinen Sinnen den Weg vor uns beobachte und gegebenenfalls warnte, wenn wir auf Feinde trafen. Die Mission ging halbwegs gut aus, die meisten Geiseln konnten gerettet werden, Unter den Umständen haben wir wohl das Maximum erreicht. Mehr kann und darf ich nicht sagen, da die Informationen einer gewissen Geheimhaltung unterliegen. Vielleicht, wenn all das zu Ende ist, kann ich dann mal davon erzählen.

      In den darauffolgenden Tagen hatte mein Meister wieder bedeutend mehr Zeit für mich und mein Training. Wir blieben mehr in der Enklave und gingen so einige Sachen durch. Ich genoss die Tage wirklich. Wenig Unterbrechungen und ich konnte mich gänzlich auf die Ausbildung konzentrieren. Langsam fange ich auch an, die Enklave hier als daheim zu bezeichnen. Ein komisches Gefühl. In dieser Zeit wurden auch meine Ausflüge in die Unterstadt seltener, da ich nicht die Zeit dazu hatte beziehungsweise meine freie Zeit mehr dazu nutze, mich zu entspannen und zu regenerieren, da das Training doch sehr anspruchsvoll ist.

      Tja und vor ein paar Tagen hat mich mein Meister auch ganz schön überrascht. Irgendwie hatte ich an den Morgen gar nicht daran gedacht und dann hat er mir zum sechzehnten Geburtstag gratuliert.“

      Die Padawan grinst kurz.

      „Also nicht, dass ich meinen Geburtstag vergessen hätte, im Gegenteil, ein paar Tage zuvor dachte ich noch daran, aber irgendwie vergingen die Tage doch schneller als erwartet. Auf jeden Fall freute ich mich über die Aufmerksamkeit meines Meisters. Ich hab mal nachgeforscht, auf manchen Welten wäre ich mit sechzehn nun volljährig. Aber egal, im Grunde fühle ich mich nicht anders, als noch vor ein paar Tagen. Wenn ich in letzter Zeit gealtert bin, dann war das beim Angriff auf Tython. Gefühlsmäßig hat mir das ein paar Jahre gekostet... oder geschenkt, je nachdem, wie man es sehen will.

      Wenn ich selbst darüber nachdenke, dann sehe ich mich vor dem Angriff doch noch als recht naiv an. Ein wenig davon habe ich abgelegt und das ist sicherlich nicht schnell. Je mehr Zeit vergeht, je länger ich hier auf Coruscant bin, desto mehr bemerke ich die Veränderung bei mir selbst. Dinge, die vorher für mich bedeutend waren, sind es nun deutlich weniger und ich denke, ich bin auch allgemein ein wenig ruhiger geworden. So als wäre ich eben ein paar Jahre gealtert. Ein wenig muss ich mich daran gewöhnen und ich bin mir noch immer nicht sicher, ob mir das gefällt. Sicher bin ich mir allerdings, dass ich so eine Erfahrung nicht nochmals brauche. Ich werde mich einfach weiter selbst beobachten.

      Tja, was gibt es sonst noch zu sagen. Ach ja, Kesh war mit Chiara hier auf Coruscant um Lieutenant Noamin kennenzulernen. War irgendwie ein komisches Treffen, das mein Meister eingefädelt hat. Zuerst schwiegen die beiden sich hauptsächlich an und Chiara und ich führten die Unterhaltungen, aber als ich dann mit Chiara raus bin, um ihr die offen zugänglichen Räume des Stützpunkts ein wenig zu zeigen, scheint etwas vorgefallen zu sein. Kesh habe ich dann nicht mehr getroffen und Lieutenant Noamin spricht nicht wirklich darüber. Mal sehen, ob ich da in Zukunft noch was dazu erfahre. Zumindest würde es mich interessieren, ob das Treffen den beiden geholfen oder geschadet hat.

      Chiara kannte ich vorher nicht. Ich hab sie vielleicht mal gesehen, aber gesprochen hatten wir sie nicht. Sie machte einen ganz anständigen und netten, aber auch ein wenig quirligen Eindruck auf mich. Und sie war wohl ein wenig nervös. Sie und Kesh scheinen sich aber richtig gut zu verstehen, das finde ich gut. Naja, bei ihr muss Kesh vermutlich auch nie viel sagen, sondern hauptsächlich zuhören, denn ich denke, sie könnte von früh bis spät durchgehend quasseln.

      Das Treffen zeigte mir allerdings auch, dass ich die anderen Jedi auf Tython und meine Freunde ein wenig vermisse. Solange ich etwas zu tun habe, ich es nur im Hintergrund, aber in den ruhigeren Zeiten denke ich immer wieder an sie. Ich hoffe, es geht ihnen gut auf Tython.
      Das war es dann eigentlich auch schon, was ich über die letzte Zeit berichten kann. Mal sehen, was die Zukunft bringt. Bis bald!“

      Shinzu steht auf, um den Holorekorder zu deaktivieren.
    • 14.08.08 NVC

      Shinzu sitzt auf einen Stuhl in einem kleinen Besprechungsraum an Bord eines Raumschiffs. Sie trägt ihre übliche Robe, die sichtbare Haut ist gerötet und sie hat einen Kratzer im Gesicht. Ein Verband ziert ihren linken Unterarm. Ihr Gesichtsausdruck wirkt, als ob sie gerade in ein saures Obst gebissen hätte.

      „Hallo Tagebuch! Wir sind gerade auf dem Rückflug von einer Mission. Einer Mission, die ziemlich schief ging. Aber von vorne: mein Meister und ich trafen uns mit einem SID Agenten, um zu einen Planten aufzubrechen, auf dem angeblich eine Sith Grabstätte oder so etwas in der Art gefunden wurde. Wir sollten uns das mal ansehen und gegebenenfalls bergen. Es wurde vermutet, dass wir nicht die einzigen sind, die davon erfahren haben.

      Auf dem Planten angekommen fiel diese Wahnsinnshitze auf, nicht nur, dass es heiß war, zusätzlich blies uns noch ein Wind um die Ohren, der die Hitze noch verstärkte. Ich hatte das Gefühl, der Griff meines Lichtschwerts müsste jeden Moment zu glühen anfangen. Vom Landeplatz zum Zielort war noch ein gutes Stück zu Fuß zu gehen. Bis dahin war auch alles recht ruhig. Dann stießen wir jedoch auf eine Höhle, besser gesagt, einen Tunnel, und in der Höhle auf unsere hm… Konkurrenz.“

      Vorsichtig setzt sich die Padawan etwas um und legt den verbunden Arm vor sich auf der Tischplatte ab.

      „Wenn ich das richtig gedeutet habe, waren es zwei Sith und eine Söldnerin oder so. Es war offensichtlich, dass die ebenfalls zu diesem Grab unterwegs waren. Wir folgten ihnen bis zum Ende des Tunnels. Dort blies der Wind noch wesentlich stärker und machte ein Vorankommen kaum noch möglich. Mein Meister und der Agent kamen zu dem Schluss, dass das die Beste Chance ist, um sie zu stellen.

      Und von da an ging alles recht drunter und drüber. Der eine Sith machte weiter, während die anderen beiden gegen uns kämpften. Der Wind erschwerte zusätzlich noch alles. Als mein Meister und ich die beiden ablenkten, folgte der Agent den anderen Sith nach draußen. Der Macht sei dank hatten wir eine recht gute Position und konnten die Gegner so überwältigen. Beide waren bewusstlos oder rührte sich nicht mehr und wir hatten sie entwaffnet. Mein Meister folgte dem Agenten und überließ die beiden meiner Obhut. Ich fesselte sie und wollte dann die Kopfwunde der Söldnerin behandeln. Doch es stellte sich heraus, dass die Sith nicht ganz weggetreten war.

      Die hat mir einen ziemlichen Schock eingejagt und ich war knapp davor, sie einfach umzubringen, damit sie keine Probleme mehr machen kann. Ehrlich gesagt hätte ich das fast irgendwie gern getan. Eine Sith weniger in der Galaxie wäre sicherlich nicht so schlecht. Ich konnte mich dann doch zusammenreißen und sie mit einer Überdosis Beruhigungsmittel aus einem Medkit ruhigstellen.

      Anschließend wollte ich mich wieder um die Söldnerin kümmern, die langsam wieder zu sich kam. Sie hatte auch die Orientierung verloren und wusste nicht, warum sie hier war. Ich versuchte ihr Vertrauen zu erwecken, um Informationen zu sammeln, doch in diesem Moment kam der Agent wieder rein und wir mussten flüchten. Wir wollten die beiden Gefangenen mitnehmen, aber sie hielten uns zu sehr auf, darum ließen wir sie zurück. Es ging in diesem Moment einfach alles drunter und drüber. Ich wusste nicht, was draußen passiert war und der Agent schien auch mehr mit sich beschäftigt gewesen zu sein, anstatt mir die Sachlage zu erklären.

      Endlich kam mein Meister auch und er wurde von dem einen Sith gejagt. Das war noch nicht so schlimm. Schlimm war eher, wie zugerichtet er aussah. Der Kampf vorher hatte ihn schon eine Wunde im Gesicht beigefügt, aber das war noch nicht alles. Der Kampf draußen musste heftig gewesen sein. Als der Sith ihn einholte, drehte ich um. Ich konnte meinen Meister nicht alleine zurücklassen. In diesem Moment war mir klar, dass sein Schicksal auch mein Schicksal sein würde. Entweder wir kamen beide raus oder keiner von uns. Aber ich spürte auch, wie ich wütend und zornig auf diesen Sith wurde. Nicht nur, dass er sich durch das, was da bei den Grab war, irgendwie hat stärken können, nein, er wollte auch meinen Meister töten. Eigentlich hätte ich dennoch gehen müssen, aber ich konnte einfach nicht.

      Irgendwie schaffte ich es, den Sith für einen Augenblick abzulenken, indem ich einige lose Steine nach ihm schleuderte und so konnte sich mein Meister befreien und wir flüchten, aber mir ist bewusst, dass alle Wahrscheinlichkeit eigentlich dagegenstand und dass das ein ziemlich großes Risiko war. Ich denke, wenn mein Meister wieder wach ist, werde ich da auch etwas zu hören bekommen.

      Und nicht nur das, wir stehen jetzt auch ziemlich wie die Idioten da. Wir haben die beiden Gefangenen verloren und auch der Fund ging an die Sith und nicht an uns. Kompletter Fehlschlag. Und genauso fühle ich mich auch im Moment.
      Als wir wieder im Schiff waren, konnte ich die meisten Wunden meines Meisters provisorisch versorgen, da er, der Macht sei Dank, keine inneren Verletzungen hat. Daraufhin kümmerte ich mich um meinen Kratzer am Arm und die ganzen Prellungen und Blessuren. Eigentlich wollte ich dann ein paar Stunden ausruhen, aber es geht nicht, darum sitze ich jetzt hier. Zudem tut mir eigentlich alles ziemlich weh.

      Ich denke, ich werde noch ein paar Minuten ruhig hier sitzen bleiben und dann nochmals nach meinen Meister sehen. Und früher oder später muss ich mir auch über meine Emotionen während des Kampfes klarwerden. Besser früher als später. Hatte ich vor einiger Zeit noch Probleme, aggressiv genug in einem Kampf zu sein, so ist es jetzt genau anders herum. Vielleicht ist es auch nur der Überlebenswille, der dafür sorgt. Immerhin will ich ja von mir aus nicht den Kampf. Aber ob das so viel besser ist? Ich denke, wenn mein Meister wieder bei klarem Verstand ist, werde ich mit ihm darüber reden. Bis bald.

      Shinzu steht auf und geht um den Tisch herum, um das Aufzeichnungsgerät zu deaktiverien.

    • 15.09.17

      Zu sehen ist Shinzu in ihrer üblichen orange-schwarzen Robe, die auf einem großen Stein sitzt. Im Vergleich zur letzten Aufnahme ist deutlich zu sehen, dass sie älter und reifer, aber auch kräftiger geworden ist. Der Hintergrund ist weitläufig und zeigt den Dschungel von Ska Gora mit der aufgehenden Sonne.

      „Und wieder ist es lange her seit meiner letzten Aufzeichnung. Langsam glaube ich, ich sollte mein Tagebuch zu Jahresbuch umbenennen. Im letzten Jahr ist viel passiert und es hat sich einiges verändert. Zudem habe ich meine erste größere Persönlichkeitskrise überstanden. Ich hoffe, dass es auch die letzte war, aber wenn ich mir andere Personen, auch Jedi, ansehe, dann ist das wohl unwahrscheinlich. Nein, ich werde jetzt nicht stundenlang darüber reden, was passiert ist und warum und wieso, weil ich es langsam doch leid bin. Ich verstehe, dass es meine Freunde interessiert und ihnen habe ich es auch erzählt, aber irgendwann muss Schluss damit sein. Es ist über ein halbes Jahr her. Darum gibt es nur eine Ultrakurzfassung:

      Mein Selbstvertrauen war vollkommen weg und ich hatte andere Interessen, als die, die ein Jedi haben sollte, also beschloss ich den Orden zu verlassen. Durch die Hilfe meines Meisters und meiner Freunde, konnte ich jedoch die Ansicht revidieren und mich selbst neu finden. Ich habe in dieser Zeit einiges ausprobiert und Erfahrungen gesammelt. Alles in allem bin ich nun viel überzeugter davon, dass ich ein Jedi-Ritter werden will und auch das Potential dazu habe. Ich habe gelernt, respektvoller mit den Gefühlen anderer Personen umzugehen und mehr darüber, was ich selbst für mein Leben will.

      Kommen wir mal zur heutigen Zeit. Ich bin auf einem Planeten in einem gewissermaßen geheimen Stützpunkt. Nyadar, die Torwächterin eines seltsamen Holocrons, wurde von ihrem ursprünglichen Planeten hierhergesiedelt, weil sie feststellte, dass sie an ihrem ursprünglichen Ort nicht mehr sicher sei. Es ist… faszinierend, ich begreife noch nicht vollkommen, was es sich damit auf sich hat, aber ich spüre einfach, dass es so seine Richtigkeit hat. Gestern erschien sie eine Gruppe von Leuten hier und erklärte, dass es zwei Gefahren gibt. Die erste wirkt verrückt, aber nicht so besorgniserregend wie die zweite. Und zwar hat jemand, der wohl auch in ihrer Zeit gelebt hat, sich der dunklen Seite zugewandt und wurde zu ihrem Feind. Das kuriose ist, dass sie behauptet, er habe die Zeit überstanden und würde sie weiterhin jagen.
      Aber wie soll das funktionieren? Ich meine, sie ist nur noch ein Holocron, keine echte Person mehr und jeder weiß, dass man aus Holocrons nur Informationen bekommt, die der Torwächter einen gibt. Wenn man gewaltsam an mehr will, zerstört man nur das Holocron. Und wie konnte er überhaupt die ganze Zeit überstehen? Gehört er einer Spezies an, die über zwanzigtausend Jahre alt werden kann? Gibt es so eine Spezies überhaupt? Obendrein meinte sie, dass die Gefahr, die von ihm ausgeht, nicht mit konventionellen Mitteln bekämpft werden kann, sondern dass man dafür Intellekt und Wachsamkeit einsetzen muss. Es ist wirklich eigenartig, ich hoffe, wir erfahren mehr, denn sonst fürchte ich, dass wir nur wenig erreichen können, denn einfach nur abwarten und schauen, was passiert, erscheint mir als falsch.

      Tja und die zweite Gefahr, von der sie sprach? Ganz ehrlich, die macht mir Angst. Ja, Angst, nicht nur Sorgen. Angeblich soll sich das Machtgefüge in der Galaxie ändern. Das ist ja prinzipiell nichts Schlechtes, doch wenn so eine Änderung als Gefahr bezeichnet wird, dann macht mir das eben Angst. Leider ist sie hier noch unspezifischer geblieben als bei der anderen Sache. Sie meinte zwar, dass wir hier, an diesem Rückzugsort, wie er teilweise genannt wird, sicher sein sollten, aber ich weiß nicht… der letzte Ort, an dem ich mich sicher fühlte, erlitt einen folgenschweren Angriff. Ich versuche mich nicht zu sehr davon beeinflussen zu lassen und auch meine Angst im Zaum zu halten. Es gelingt mir ganz gut, doch in den ruhigeren Minuten kommt es wieder hervor. Vielleicht muss ich mich daran gewöhnen.

      Aber grundsätzlich ist es hier recht angenehm. Etwas kühler, als ich es mir wünschen würde, aber die Leute hier sind schwer in Ordnung. Einige Jedi, die 17. Und ein paar Zivilisten sind hier. Einer davon ist Rash und eine andere konnte ich gestern kennen lernen: Rachele. Bei ihr tu ich mir noch schwer, sie einzuschätzen. Sie macht einen wirklich freundlichen Eindruck und scheint über viel Lebensfreude zu verfügen, aber gestern gab es schon ein paar kuriose Situationen. Wobei es vielleicht gar nicht an ihr, sondern an Waath liegt, der – zu meiner Freude – auch hier ist. Naja, ich werde die beiden mal beobachten. Vielleicht gibt mir das Material für mein erstes Holodrama.“

      Shinzu lacht kurz und schüttelt den Kopf, ehe sie fortsetzt.

      „Okay, ich glaube nicht, dass ich je ein Holodrama schreiben werde, also nenne ich es mal beobachten von sozialem Verhalten zwischen einem Jedi und einer Nichtjedi. Oder so. Wie auch immer, es scheint unterhaltsam zu werden. Gespannt bin ich auch, wie Iphi’ghen, Waaths Padawan, dazu meint, wenn sie die beiden mal sieht. Sofern das gestern nicht eine Ausnahme war.

      Tja und mein Meister? Er scheint wieder ein wenig… hm… mürrischer geworden zu sein. Also nicht wirklich schlimm, aber so, wie er war, als wir nach Coruscant kamen. Vielleicht mag er kein Umsiedeln. Er meint hingegen, dass er einfach skeptisch ist, was ich grundsätzlich ja verstehen kann, da er gestern das erste Mal Nyadar gesehen hatte. Aber irgendwie glaube ich, dass da mehr dahinter ist, als er sagen will. Er wirkt, im Gegensatz zu den meisten anderen, auch recht angespannt. Ich hoffe, dass da nichts Schlimmes dahintersteckt. Zumindest als er gestern Noamin seinen republikanischen Ausweis überreicht hatte und ihn somit zu einem richtigen Staatsbürger der Republik machte, schien er etwas lockerer. So, jetzt sollte ich mich aber bereit für das Training machen, außerdem fängt schon wieder dieser Wind an. Ich verspreche, dieses Mal wird es nicht so lange dauern, bis ich mich wieder melde. Mach’s gut!“

      Die Aufzeichnung endet.
    • 15.10.01

      Shinzu sitzt auf einer Matte in der Wiese. Das Licht ist dämmrig und sie wird von einer tragbaren Lampe erleuchtet.

      „Hallo Tagebuch! Dieses Mal ist es mir wirklich gelungen und es ist nicht wieder eine halbe Ewigkeit vergangen, seit dem letzten Eintrag. Aber es ist wieder einiges passiert. Der Stützpunkt hier wurde ordentlich ausgebaut und mittlerweile ist es recht wohnlich geworden und die Leute beginnen sich einzuleben. Zudem gab es ein paar erfreuliche und ein paar weniger erfreuliche Überraschungen. Ich fang mal mit Ersterem an.
      Javul ist hier. Damit hätte ich nie und nimmer gerechnet und ich ging davon aus, ihn lange nicht zu sehen. Und er hat sich genauso oder vielleicht noch mehr gefreut als ich. Es ist schön, jemanden um sich zu haben, der weder Soldat noch Jedi ist und einen wirklich gut kennt. Zwar sehen wir uns deutlich weniger als auf Coruscant, da er auch seiner Arbeit nachgehen muss und ich nicht so viel Zeit habe, aber das ist egal. Hin und wieder essen wir gemeinsam oder haben mal eine Stunde Zeit, um zu reden, uns die Gegend von hier oben aus anzusehen und so. Es ist einfach schön, aber gleichzeitig auch eine Herausforderung, nicht mehr zu wollen, als gut für uns ist.
      Das zweite erfreuliche ist, dass Waath immer mehr wieder genauso wird, wie ich ihn kannte. Offen mir gegenüber, ernst wenn es sein muss und ein Kindskopf, wenn er es sich erlauben kann. Es macht auch Spaß, ihn um mich herum zu haben. Er hat auch Minuial hergebracht und auch mit ihr komme ich soweit wieder klar. Sie wirkt deutlich reifer und überlegter auf mich und alles in allem glaube ich, dass wir es schaffen, frühere Differenzen wieder zur Seite zu schieben. Das ist erfreulich.

      Weniger erfreulich sind dafür Änderungen, die ich bei meinem Meister beobachten kann. Sie sind nur klein, aber irgendwie habe ich hin und wieder ein komisches Gefühl. Er trainiert deutlich härter mit mir und wenn ich etwas nicht schaffe, wirkt er fordernder und unzufriedener als sonst. Vielleicht liegt es daran, dass er mich auf das, was kommen wird – sofern Nyadar Recht behält – vorbereiten will. Aber ich weiß nicht… Zudem wirkt er irgendwie sprunghaft. Übertrieben gesagt, ist er in einem Moment noch matt und mürrisch und pocht auf exakte Ausführung von dem, was ich tue und kurz darauf ändert es sich. Da wirkt er wieder gut gelaunt, enthusiastisch und will viele Dinge erledigen. Da ist es ihm dann auch recht, wenn ich selbst was mache oder ihn begleite, er überlässt mir die Wahl. Vielleicht sehe ich es einfach zu eng oder ich bin einfach zu verwöhnt, aber es gefällt mir nicht sonderlich. Ich werde es noch ein wenig beobachten. Wenn sich aber nichts daran ändert, dann werde ich mit ihm darüber reden müssen.

      Noch weniger erfreulich ist, dass wir angegriffen wurden. Nicht offensichtlich, sondern mittels der Macht. Irgendwas oder irgendwer hat einen Geistesangriff gestartet. Zudem wurde dabei der Kommunikationsturm so stark beschädigt, dass wir tatsächlich abgeschnitten wären, wenn nicht die Defender da wäre. Wir sind dem ganzen auf der Spur, bis dahin will ich aber noch nicht mehr berichten, rein aus Sicherheitsgründen. Ich hoffe, dass sich das schnell aufklärt, aber ich habe dabei ein ungutes Gefühl. Naja, mal sehen, wie sich das Ganze entwickelt…"
    • 15.10.04

      Es scheint wieder später zu sein, denn erneut beleuchtet eine Lampe Shinzu, die in der Wiese sitzt. Sie macht einen außerordentlich ernsten Eindruck.
      Es wird immer eigenartiger. Ich habe die Tage mit Meisterin Eryada und meinem Meister zugleich sprechen können. Beide erzählten etwas von dieser Gefahr, die sie jagen, aber noch nicht fassen können und es macht beide wirklich fertig. Sie mögen es selbst vielleicht nicht so zugeben, aber man sieht es ihnen einfach an. Sie sind total erschöpft. Ich hoffe, dass sie bald Erfolg haben oder um Hilfe bitten, damit die beiden wieder normal werden.

      Heute habe ich meinem Meister nochmals gefragt, wie es ihm geht, um herauszufinden, wie ehrlich er mit der Situation umgeht. Leider wurde ich da zuerst ziemlich enttäuscht. Ein paar Tage werde ich es mir noch anschauen, aber wenn sich bis dahin nichts tut, gehe ich der Sache weiter auf dem Grund. Erstens werde ich andere Jedi informieren und zweitens werde ich so viel wie möglich herausfinden zu versuchen. Es sollte für mich kein Problem sein an Datapad und Speicherkarten ranzukommen und es wird hier auch jemanden geben, der gegebenenfalls die Zugangscodes knacken kann. Zudem muss ich unbedingt mal mit Jedora reden, sie kennt Meisterin Eryada ja besser und vielleicht hat sie ähnliche Bedenken zu Zeit.
      Das ganze belastet mich schon etwas. Alleine dass ich mit dem Gedanken spiele, persönliche Daten zu… stehlen und lesen, ruft Übelkeit in mir vor, aber ich kann mein ungutes Gefühl, dass ich in der Sache habe, nicht ewig wegschieben. Noch hoffe ich jedoch, dass es ein besseres Ende nehmen wird und die beiden einfach Erfolg haben.

      Zwischenzeitlich habe ich ein paar Gespräche mit Jodric geführt. Wirklich gut kannte ich ihn bisher ja nicht, aber mein erster Eindruck hat sich ziemlich bestätigt. Er macht einen vernünftigen Eindruck und scheint auch nicht sonderlich verschlagen gegenüber Verbündeten zu sein. Allerdings hatte ich auch die Gelegenheit, zu erleben, dass er durchaus auch mal giftig sein kann, wenn zum Beispiel Javul nicht nach seiner Pfeife tanzt. Aber er wirkt auch nicht nachtragend, somit ist es okay, er ist halt Javuls Vorgesetzter.
    • 15.10.07

      Hallo Tagebuch! Einige Dinge haben sich nun aufgelöst und leider gab es dabei ein paar Verletze, glücklicherweise ist niemand gestorben. Heute früh spürte ich durch das Machtband Jasis, wie er mich zu sich rief. Ich war zuerst skeptisch, aber entschloss mich dann, ihm zu folgen. Ich gab der Nachtwache Bescheid und ging los, über den Weg, der nach unten führte. Schnell holte ich meinen Meister ein, schnell wurde mir klar, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Was ich in den letzte Tagen nur vermutet hatte, kam jetzt vollends heraus: die fremde Machtpräsenz, sie nennt sich Haku, hatte Besitz von meinem Meister ergriffen.
      Leider kann ich mich nicht mehr an alle Details erinnern, aber Haku wollte von mir Besitz ergreifen und von Jasis weg. Warum genau, ist mir nicht klar. Ich wehrte mich dagegen, doch die Präsenz war wahnsinnig stark und hielt mich sogar körperlich fest. Doch mit Jasis Hilfe, der den Moment ausnutzte, konnten wir das verhindern. Und daraufhin versetzte er mich in Bewusstlosigkeit, damit ich ihm wohl nicht folgen kann. Das ist mir aber jetzt klar geworden. Bevor ich bewusstlos wurde, sah ich nur, wie der Körper meines Meisters - ich konnte nicht sagen, ob er ihn selbst steuerte oder ob es Haku war -auf mich zukam. Entsprechend groß war die Verwirrung, also ich das Bewusstsein wiedererlangt. Ich wollte Jasis von mir wegstoßen, da ich nicht wusste, was passieren würde, doch ich befand mich in der Med-Station und eine Menge Soldaten und Jedi waren hier. Der Macht sei Dank, war der Stoß sehr schwach und verursachte keine Probleme. Ich brauchte ein paar Sekunden, um mich wieder zu orientieren.

      Und daraufhin geschah etwas, das ich mittlerweile leider schon viel zu oft erlebt habe. Die Soldaten und Jedi wollten Jasis hinterher, was auch gut war und was ich ihnen auch sagte, dass sie tun sollten, aber niemand kam auf die Idee, sich anzuhören, was ich genau erlebt hatte, was genau los war, nachdem ich ganz grob erzählte, was passierte. Ich meine, es dauert halt einige Minuten, bis man sich wieder zusammensortiert, wenn man ausgeknippst wurde und ein paar gezielte Fragen hätten sicherlich dabei geholfen, dass ich eher die Informationen bekanntgeben hätte können. Mein erster Gedanke war, dass ich mit ihnen mitgehe, da ich meinen Meister gut kenne und jetzt auch eine sehr kurze Verbindung mit Haku hatte und somit Erfahrung, die die anderen nicht hatten. Aber sie wollten mich nicht mitnehmen. Einen genauen Grund sagte niemand, aber es war klar, dass es einzig und allein darum ging, dass ich zu emotional werden könnte. Das mangelnde Vertrauen hat mich dann wirklich tief getroffen. Es ist ja nicht so, dass ich gerade erst seit ein paar Tagen im Orden bin oder noch nie eine schwere Entscheidung getroffen habe... aber naja, was soll man machen, wenn die Ritter und Meister so entscheiden.

      Captain Roche war offensichtlich auch anderer Meinung und so kam es noch zu einem kurzen Hin und Her zwischen ihm und den Jedi, aber ich entschloss mich dann selbst, hier zu bleiben, denn einerseits würde es nur das Klima der Gruppe gefährden und die Jedi ablenken, weil sie vermutlich meinen, auf mich dann besonders aufpassen zu müssen. Zumindest hatte ich so nochmals die Chance, mitzuteilen, was ich wusste und was helfen konnte. War zwar ein wenig durcheinander alles, da ich die Infos in kürzester Zeit von mir geben musste, aber alles Wichtige dürfte dabei gewesen sein.
      Als ich wieder zurück in die Med-Station kam, Javul begleitete mich, bauten Rachele und Lyreena an einem Koltotank herum, den sie mit einer Kryo-Funktion ausstatteten, um Jasis so sicher gefangennehmen zu können. Ich half mit ein paar Handgriffen mit, aber das Warten während die anderen etwas unternahmen, war nicht leicht. Als Rachele und Lyreena mit Waath losflogen, kehrte Ruhe ein. Ich erzählte Javul alles, was passiert ist, da er nicht alles mitbekommen hatte. Das half einerseits, um micht etwas abzulenken und andererseits auch um selbst Ruhe zu finden.

      Glücklicherweise dauerte es nicht so lange, bis alle wieder zurückkehrten. Mit Jasis. Haku konnten sie zwar nicht eliminieren, aber in die Flucht schlagen. Die Chiss-Soldatin, Mira und Rash waren ziemlich verletzt. Minu erzählte mir grob, was passiert war und Ritter Dexter gab mir das Lichtschwert von meinem Meister. Ich hab den Abend, nachdem ich tagsüber bei meinem Meister blieb, dazu genutzt, um es zu zerlegen, die einzelnen Komponenten komplett zu reinigen und wieder zusammenzubauen. Warum genau weiß ich nicht, aber es fühlte sich irgendwie so an, als würde ich es von den resten von Hakus Geist reinigen. Wahrscheinlich ist das aber mehr Einbildung als Wirklichkeit, aber ich wollte es einfach tun. Interessant fand ich, dass sich ein Doppelklingenschwert in der Hand noch immer vertraut anfühlt, obwohl ich seit Jahren keines mehr in der Hand hatte und eigentlich auch keines nutzen wollte. Allerdings wäre mir der Griff etwas zu groß.

      Mit Ritter Dexter und mit Meister Magejin will ich demnächst nochmals sprechen und wissen, warum genau sie so dagegen waren, mich mitzunehmen und ob meine Vermutung in dieser Hinsicht zutreffend ist beziehungsweise, ob sie es mir auch so direkt sagen würden. Momentan werden die Worte "Vertrau mir" recht häufig benutzt. Auch wenn ich grundsätzlich dazu bereit bin, anderen Jedi zu vertrauen, ist es gerade etwas schwierig, das auch zu tun, wenn man von allen Seiten teils Ausflüchte und Unwahrheiten zu hören bekommt. Oder von fast allen Seiten. Zumindest von Javul und Waath weiß ich ganz sicher, dass es nicht so ist und bei meinem Meister eigentlich auch, wenn er er selbst ist. Je nachdem, wie das Gespräch mit denen beiden laufen wird, werde ich ihnen auch meine Meinung dazu sagen und begründen.

      So, und jetzt gehe ich wieder in die Med-Station, denn sie wollen gleich Jasis auftauen und ich will auch noch zu Rash und der Chiss sehen.
    • 15.10.13

      Die Holocam zeigt Shinzu am Balkon der Messe. Sie sitzt auf der Mauer und hinter ihr ist der weite Dschungel von Ska Gora zu sehen.

      „Hallo Tagebuch! Mein Meister ist nach drei Tagen endlich aufgewacht. Ich bin froh, dass er wieder ganz der alte zu sein scheint, auch wenn es dem Heilungsprozess wohl gerade etwas entgegen läuft. Er will einfach nicht ruhig bleiben und von sich helfen lassen will er erst recht nichts hören, wobei sich zumindest das schon etwas gebessert hat, nachdem er merkte, dass er noch nicht ganz fit ist. Ich verbringe täglich ein paar Stunden bei ihm, setze aber ansonsten mein Training recht normal fort. Ich vermute, in ein paar Tagen muss ich mich dann darum kümmern, dass er sich nicht übernimmt, weil er dann denkt, dass alles wieder bestens ist. Naja, mal sehen, vielleicht klappt es ja leichter als gedacht.
      Bei Rash scheint die Genesung auch Fortschritte zu machen und ich habe den Eindruck, dass er genauso ungerne im Bett liegt, wie mein Meister und das trifft auch auf die anderen Verletzten zu. Alles in allem habe ich den Eindruck, dass in der Med-Station derzeit ein harter Kampf zwischen den Verletzten und dem Personal besteht. Ich beneide sie nicht darum, gegen diese Ansammlung an Sturheit vorgehen zu müssen.

      Zudem hatte ich letztens die Gelegenheit mit Ritter Dexter zu sprechen. Das verlief besser als erwartet. Seine Gründe, warum ich zurückbleiben hätte sollen, sind verständlich und haben nichts damit zu tun, dass er mich als zu schwach oder emotional einstuft oder befürchtet hätte, dass ich im falschen Moment eine falsche Entscheidung treffe. Wir führten anschließend ein kleines „ich frag dich was, du frägst mich was“-Spielchen durch, um uns besser kennenzulernen. Er scheint der Philosophie zugetan zu sein. Ist zwar nicht eines meiner besten Themen, aber vielleicht bekomme ich demnächst mal die Chance, länger mit ihm über ein Thema zu sprechen. Interessant ist es allemal.

      Sonst fällt mir noch auf, dass beinahe täglich neue Leute herkommen. Angeblich ist Asura jetzt auch hier und Aduial und Kria habe ich ebenfalls schon kurz gesehen. Derzeit haben sie natürlich alle Hände voll zu tun, aber ich denke auch, dass sie bald Gelegenheit findet, mit ihnen zu sprechen. Wenn das so weiter geht, werden wir hier bald ausbauen müssen. So, ich muss mich auch schon wieder verabschieden, gibt einfach viel zu tun.“
    • 15.10.14

      Shinzu sitzt bei den Tischen neben dem Quartier und nur eine kleine Lampe spendet Licht in der nächtlichen Dunkelheit.

      „Hallo Tagebuch! Gestern war ich das zweite Mal im Dschungel. Es gab einen Sensorausfall, der untersucht werden musste. Ein paar der Soldaten sowie Jodric und Javul wurden damit beauftragt. Da ich gerade Zeit hatte, konnte ich sie begleiten. Die Gegend rum um den Scanner sah aus, wie ein kleines Schlachtfeld. Überall war Blut, Körperteile von Tieren und noch ein verletzte Tiere. Khenmus, eine neue Art von hundeähnlichen Tieren, die wohl die Khenmus jagten und zwei Gorokas, die einfache Beute witterten. Es scheint wohl recht heftig hergegangen zu sein und auf unseren Sensor wurde nur wenig Rücksicht genommen.

      Wir vertrieben die Gorokas und konnten mit den mitgebrachten Ersatzteilen den Sensor wieder reparieren. Ich hoffe nur, dass nicht die Hardware dieses Gemetzel ausgelöst hatte. Alles in allem aber wieder ein deutliches Zeichen, dass der Dschungel wild und die Natur brutal ist. Während wir da unten waren, spürte ich plötzlich Nyadar. Es war nur sehr, sehr schwach, aber wohl so etwas wie ein Ruf, eine Einladung, schwer zu sagen. Auf jeden Fall nichts Kritisches. Ich teilte es den anderen mit, aber wir setzten unsere Arbeit hier fort. Nach unserer Rückkehr wurde mir erzählt, was vorgefallen war.

      Es ist wirklich schwierig. Ich verstehe, warum viele von Nyadars Worten verletzt worden waren und ich bin selbst auch nicht begeistert, dass es so weit ging und beinahe mehreren Personen das Leben gekostet hatte. Wie viel sagt sie uns und wie viel verschweigt sie weiterhin? Und wenn sie sagt, dass sie nicht mehr weiß, stimmt es wirklich? Es ist schwer vorstellbar, dass mehr Wissen schaden kann, aber das ist wohl so ein Tick in der Gesellschaft. Nicht nur beim Orden, sondern überall gibt es Geheimnisse. Offenheit findet man nur selten. So gesehen wundert es mich dann doch, dass es so viel Unverständnis gab. Aber gut, ich war nicht dabei und vielleicht klangen ihre Worte ganz anders, als wenn man es nacherzählt bekommt.

      Und Jasis… er bemüht sich, aber ich merke dennoch, dass er mit der aktuellen Lage unzufrieden ist. Nicht nur, dass er noch beeinträchtigt ist, auch das Gespräch scheint ihn sehr enttäuscht zu haben. Mir tut das medizinische Personal schon fast leid. Zumindest scheint er selbst gemerkt zu haben, wie anstrengend es für ihn noch ist, das Bett längere Zeit zu verlassen und herumzugehen. Das hilft mehr als es alle Worte hätten tun können. Aber ich hoffe wirklich, dass es ihm bald wieder besser geht. Wenn die körperlichen Beschwerden geringer werden, wird es ihm auch leichter fallen, Klarheit in seine Gedanken zu bringen.“
    • 15.11.03

      Shinzu sitzt vor einer weißen Nebelwand. Auf ihrer Kleidung bilden sich kleine Wassertröpchen und auch die Haare sind bereits feucht vom Nebel. Sie wirkt recht entspannt.

      „Hallo Tagebuch! Sind ja wieder ein paar Tage vergangen seit dem letzten Eintrag. Die Zeit inzwischen war eher ruhig, was mir durchaus gelegen kommt. Ich konnte mit Asura nochmals über Miranda sprechen und es stelle sich heraus, dass Miranda mich in einem Punkt dreist angelogen hatte, aber egal. Ich bin darüber hinweg und so wie sich mich beim letzten Mal behandelte…“

      Sie macht eine wegwischende Handbewegung.

      „Aber es war auch sehr angenehm, wieder einmal ganz entspannt mit Asura zu sprechen. Wir unterhielten uns ein wenig über sie politische Lage in der Republik und wie der Orden dazu steht. War wirklich interessant, hier auch ihre Meinung zu hören, die meiner sehr ähnlich ist. Später kam Minuial dazu und ich nutzte die Gelegenheit, um sie ein paar persönliche Dinge zu fragen. Zudem sprachen wir darüber, wie wir uns vor Haku schützen können, da wir hier ja ein Projekt verfolgen.

      Tja und dann gibt es noch eine weitere Änderung. Etwas, das mir schon länger durch den Kopf geht und ich jetzt wirklich umsetzen will: Niman. Ich habe in den letzten zwei Jahren Soresu gelernt und kann die Grundlagen anwenden beziehungsweise kenne den Stil jetzt gut genug, um zu wissen, ob er mir liegt oder nicht. Soresu ist deutlich besser als Shii Cho oder Shien und ich bin auch weiterhin der Meinung, dass weder Ataru noch Makashi mir sonderlich liegen, also bleibt noch Niman. Ich finde den Stil interessant und denke, dass er mir auch entgegen kommen könnte. Ob besser als Soresu muss sich zeigen, aber ohne es zu lernen, werde ich es nicht herausfinden.

      Ich habe mit meinem Meister darüber gesprochen und wir werden das in Angriff nehmen. Anschließend, also in ein bis drei Jahren, werde ich mich dann wohl für einen der beiden Stile entscheiden. Ich bin selbst gespannt, welcher es wird. Ich hoffe, dass mir Niman besser liegt als Soresu, da es bedeuten würde, dass ich damit noch besser klarkomme. Aber falls nicht, ist das auch kein Problem, mittlerweile habe ich mich gut an Form Drei und den Lichtschwertkampf als Ganzes gewöhnt. Wer weiß, vielleicht kann ich beim nächsten Mal schon etwas dazu berichten.“

      Shinzu erhebt sich und schaltet das Aufzeichnungsgerät ab
    • 15.12.15

      Shinzu sitzt im Schneidersitz am Rand des Plateaus, die Kamera filmt sie von der Seite. Sie hat sich der Morgensonne zugewandt und die Augen geschlossen.

      "Hallo Tagebuch, wird mal wieder Zeit für einen weiteren Eintrag. Es gibt zwar nicht so wirklich viel Neues zu berichten, aber etwas anderes wäre dann noch. Fangen wir vorne an. Ich lerne nun Niman. Also was beim letzten Tagebucheintrag nur Theorie war, ist jetzt Praxis geworden. Jasis gibt mir dabei auch ein ordentliches Tempo vor, also langsam herantasten ist nicht, sondern ich muss wirklich viel Zeit investieren, um am Ball zu bleiben. Ist aber auch verständlich, denn logischerweise werden meine Fähigkeiten in Soresu in dieser Zeit nicht wirklich besser, darum sollte ich mit dem neuen Stil möglichst bald auf das Level kommen, auf dem ich mit Soresu bin. Noch geht es aber auch gut voran und ich mache große Fortschritte, aber das war auch vorherzusehen. Anfangs ist es immer einfach, erst wenn de wirkliche Detailarbeit beginnt werden die Schritte kleiner und jeder weitere Erfolg kostet mehr und mehr Trainingszeit.

      Das Gute daran ist, dass ich dabei unheimlichen Spaß habe. Ja ich weiß, das klingt jetzt komisch, aber es ist für mich fast wie ein Befreiungsschlag. Soresu ging gut, aber bei Niman bin ich einfach der Überzeugung, dass es der richtige Stil für mich ist und ich denke, diese innere Einstellung hilft einfach. Ich habe wenig Blockaden, vieles fühlt sich natürlich und richtig an. Allerdings muss ich auch ehrlich sein und zugeben, dass das nicht alles nur von Niman kommt, sondern es läuft einfach generell gut. Ich kann meinen Trainingsplan gut umsetzen, ich habe genug Zeit für mich und all die Dinge, die ich tun will. Ich schlafe gut, das Essen schmeckt mir, das Wetter war in letzter Zeit sehr gnädig und es gab wenig Stress hier auf Ska Gora. Die Leute scheinen sich eingelebt zu haben."

      Langsam wendet Shinzu ihren Blick der Kamera zu bevor sie weiterspricht.

      "Allerdings ist es genu das, was mich mittlerweile auch etwas beunruhigt. Ich habe davon noc niemanden erzählt, sonst heißt es noch, dass ich Schwarzmalerei betreibe oder die derzeitige Situation nicht zu schätzen wisse, was jedoch Unsinn wäre. Aber es gibt das Sprichwort: de Ruhe vor dem Sturm. Und verdammt, genau das geht mir seit ein par Tagen durch den Kopf. Warum hört und sieht man nichts mehr von Haku? Warum läuft hier alles mehr oder weniger sehr gut ab? Ist es wirklich unser Verdienst, haben wir unsere Arbeit so gut erledigt? Vielleicht. Ich hoffe wirklich, dass es einfach mal nur gut läuft, aber ein kleiner Teil von mir meint, dass das seltsam ist und dass sich etwas zusammenbraut. Und dieser Teil in mir wird immer lauter. Wie an einem sonnigen Tag, an dem es plötzlich nach Regen riecht, auch wenn keine Wolke am Himmel zu sehen ist.

      Vielleicht ist es auch nur die Erfahrung, die ich in letzter Zeit gemacht habe: auf ruhige Zeiten kommen immer turbulente Zeiten und je ruhiger es war, umso schlimmer wird es dann. Erinnerung an den Angriff auf Tython kommen hoch. Davor war es auch sehr... wie soll ich sagen, ruhig, angenehm. Alles lief. Ich hoffe aber, dass hier einfach nur mein Kopf Überstunden macht und ich mir völlig umsonst Sorgen mache. Wobei Sorgen machen schon fast wieder übertrieben ist. Bis zu dem Eintrag hier habe ich kaum Gedanken daran verschwendet, es war einfach nur im Hinterkopf präsent."

      Die Padawan steht auf und streckt sich.

      "Kria ist mittlerweile Padawan. Ich glaube, das habe ich noch gar nicht berichtet. Wurde auch Zeit, finde ich und ich hoffe, dass es ihr Selbstvertrauen gibt. Ihre Meisterin ist Aduial und sie hat auch direkt schon neue Aufgaben bekommen, so wie ich das mitbekommen habe. Letztens war sie mit meinem Meister unterwegs zu Verhandlungen wegen einer Software. Gestern Abend hingegen war sie wieder recht still, aber vielleicht war sie auch einfach müde. Zumindest weiß ich dank ihr jetzt, dass Dathomiri mit ihren Tattoos Verletzungen, die durch die Anwendung dunkler Macht zustandekommen, darstellen wollen. Manche Kulturen haben einfach einen Knall. Meine Meinung.

      Xine und Asura waren bei dem Gespäch auch dabei. Letztere wirkt in letzte Zeit ein wenig verträumt auf mich. Wobei verträumt nicht der richtige Ausdruck ist. Schwer zu sagen... sie hat sich etwas verändert, aber ich denke, das ist normal, wenn man einiges durchmacht und es ist ja nichts Negatives. Xine hingegen ist wie immer. Zumindest so wie ich ihn kenne. So, jetzt muss ich aber wieder schluss machen, Training wartet auf mich."

      Shinzu deaktiviert die Holocam.

    • 16-01-04

      Shinzu sitzt wieder am Rand des Plateaus, sodass die Weite des Dschungels zu sehen ist. Sie wirkt etwas aufgeregt und hibbelig.

      „Meine Verletzung ist wieder verheilt! Okay, ich habe gar nicht erzählt, wie ich zu einer Verletzung kam oder dass ich überhaupt eine hatte. Die Geschichte ist mir auch etwas peinlich. Ich habe am späten Nachmittag, nach einem so oder so schon anstrengenden Tag noch etwas Niman geübt, vor allem den einhändigen Griff. Das ging zuerst recht gut, doch dann hatte ich bei einer Sequenz einfach das Lichtschwert aus der Hand verloren. Das wäre beim Training nicht so wild, aber ich hatte einfach vergessen, die Klinge in den Trainingsmodus zu versetzen und als sie meinen Oberschenkel berührte, hatte ich verdammtes Glück, dass ich den Fuß schnell genug wegzog. So kam es nur zu einer eher harmlosen Verletzung.
      Man, ich hätte mir den Fuß abtrennen oder mich schlimmstenfalls sogar umbringen können! Jedenfalls prüfe ich jetzt lieber dreimal, ob das Lichtschwert richtig eingestellt ist.

      Abgesehen davon geht es mit den Übungen halbwegs voran. Jasis achtet auch darauf, dass ich nicht nur genau, sondern auch halbwegs flott lerne. Das klappt gut, aber hin und wieder stellt es mich einfach auf. Es ist so, als wäre mein Gehirn verknotet und dann muss ich wirklich investieren um zum Beispiel gewisse Sequenzen richtig hinzubekommen. Das sind dann Momente, wo ich am liebsten alles Hinschmeißen und zu Soresu zurückkehren will. Nein, ich tue das nicht, sondern beiße mich durch, aber manchmal fällt es schon schwer und ich denke, das liegt einfach damit zusammen, dass ich mir mittlerweile wirklich große Sorgen um die nahe Zukunft mache.“

      Der Blick der Padawan wird ernster aber auch energischer.

      „Meisterin Derak hat berichtet, dass Nyadar wohl so etwas wie ein Zeitfenster genannt hat und das nicht unbedingt in weiter Ferne liegt. Klar, das macht diese Bedrohung oder Gefahr nicht schlimmer, als sie sowieso schon ist, aber deutlich realer. Bisher war es etwas, das kommen wird, aber jetzt… irgendwie erwarte ich schon fast, in der Früh aufzuwachen und die Gebäude hier in Flammen zu sehen. Ich kann mich zwar meistens sehr schnell beruhigen und ich glaube, es hat bisher auch noch keiner mitbekommen, aber manchmal habe ich echt Herzrasen. Und ich weiß auch, dass das an meinen Erinnerungen von dem Angriff auf Tython liegt. Und dann gibt es Momente, in denen ich mir fast wünsche, dass es schon passiert, was auch immer passieren wird, damit diese verdammte Ungewissheit weg ist.

      Ich kann mir gut vorstellen, dass seherische Fähigkeiten auch eine große Last sein können. Man erhascht einen kurzen Blick in die Zukunft, aber was sagt dieser aus? Man erwartet vielleicht etwas Schlimmeres als passiert oder umgekehrt, man denkt, es geht alles gut und dann ist das nicht der Fall. Hin und wieder kann Unwissenheit wirklich ein Segen sein. Und das kommt wirklich von mir? Wo ich sonst alles wissen will. Ja, ich sage das wirklich, so schlimm ist es. Und ich sehe auch, dass es meinen Meister beschäftigt. Ich will ihm nicht zur Last fallen, aber ich denke, ich werde ihm gegenüber ehrlich sein müssen und nicht verbergen, wie ich wirklich empfinde.“

      Schon während sie spricht, hat sie sich immer mehr verkrampft und man sieht, dass sie ein gewisses Unwohlsein einschleicht.

      „Ich muss aufhören!“

      Shinzu springt auf und schaltet die Kamera aus.
    • ‚Die Kamera zeigt Shinzu im Trainingsanzug, auf dem Bett in der Unterkunft sitzend. Sie wirkt erschöpft, aber nicht unglücklich.‘

      „Es ist vorbei und gleichzeitig hat es auch angefangen. In der Nacht von vorgestern auf gestern hat Haku uns angegriffen. Zuerst hat er sein Spielzeug in die Basis gehetzt und dann erschien er selbst. Nyadar stellte sich ihm entgegen. Es war unbeschreiblich, wie das ablief. Darum kann und will ich es gar nicht in Worte fassen. Beeindruckt hat mich außerdem, wie schnell alle reagiert haben. Ich selbst habe anfangs versucht mittels Bestienkontrolle auf das Behemoth Einfluss zu nehmen, da ich es für möglich hielt, dass wirklich das Tier und angreift und nicht Haku. Aber nur nach einem Augenblick merkte ist, dass es so erfolgreich war, wie mit den Fingernägeln durch eine Durastahlplatte zu kratzen. Somit war mir auch klar, dass Haku mit dem Behemoth verbunden war.

      Ich wusste nicht, was ich weiter tun sollte, also hielt ich nach meinem Meister Ausschau, als die erste Raketensalve einschlug. Ich kann mich nur mehr daran erinnern, wie sich der Boden unter meinen Füßen wölbte und mich umwarf. Was für eine Kraft! Diese Raketen sind für Raumkämpfe geschaffen, nicht um damit auf Tiere am Boden zu schießen. Ich habe mir dabei auch ziemlich den Kopf angeschlagen, aber zum Glück keine Gehirnerschütterung, sondern nur eine Beule.

      Tja und jetzt? Jetzt ist es vorbei und gleichzeitig hat es angefangen. Zumindest behaupten andere, dass Nyadar das so sagte. Ich habe es nicht mehr richtig mitbekommen, es war wie eine komplette Überreizung aller Sinne. Gestern habe ich geholfen, aufzuräumen. Abgeholzte Bäume wegschaffen, Wrackteile einsammeln und zur Analyse bringen und und und… bin abends vollkommen erledigt ins Bett gefallen und heute noch müde. Darum werde ich mich nochmals niederlegen und mich etwas ausruhen. Vielleichte habe ich dann die Ruhe, um mir mehr Gedanken zu machen. Aber das musste erstmal raus.“

      ‚Die Kamera wird abgeschaltet.‘
    • Shinzu sitzt am Rand des Plateaus, den Blick in die Ferne gerichtet. Die Holocam steht neben ihr und filmt sie von der Seite.

      „Hallo Tagebuch! Die Narben sind verheilt, mehr oder weniger. Also ich meine damit die Spuren des Angriffs von Haku. Die Trümmerteile sind weggeräumt, die zerstörten Sachen repariert und die Leute erholen sich. Asura hat’s ziemlich heftig erwischt, sie war in dem Jäger, der zerstört wurde und konnte sich gerade rechtzeitig retten. Ich bin froh, dass ihr nicht mehr passiert ist. Unlängst haben wir uns etwas Zeit genommen, um ein wenig über die alten Zeiten zu sprechen. Das war gleichzeitig interessant als auch entspannend und hat mich gefreut, mal wieder einfach so mit ihr zu reden und ich glaube, sie hatte ebenfalls Gefallen daran gefunden.

      Tja und die Sache mit Javul hat sich auch… gelöst. Viel habe ich davon gar nicht erzählt. Einerseits, weil ich eine Weile lang ja keine neuen Einträge gemacht habe, also vor einiger Zeit, andererseits, weil ich Abstand gewinnen wollte. Ein… nein, eigentlich viele Gespräche mit meinem Meister haben mir jedoch klargemacht, dass ich wohl niemals vollständig ich sein kann, wenn ich Logik und Vernunft ständig über meine Emotionen stellen muss. Darum muss ich einen Weg gehen, der beides ermöglicht. Es ist sicherlich der schwierigere Weg, aber am Ende wohl auch der für mich richtige.“

      Die junge Padawan lacht kurz.

      „Dass ich mich so anstelle, wenn ich nur für mich selbst rede, hätte ich nicht gedacht, aber so ist es. Naja, alles kann ich auch nicht können. Aber hey, dafür gibt es noch etwas Positives zu berichten: Xine wurde Jedi-Ritter. Fühlt sich für mich etwas komisch an, aber er hat es sich verdient und ich freue mich für ihn, dass er den schweren Weg geschafft hat. Und ein kleines Bisschen bin ich auf eifersüchtig. Aber wirklich nur ein Bisschen, denn eigentlich fühle ich mich in meiner Haut als Padawan im Moment wieder richtig wohl und ich würde die Verbindung zu meinem Meister nicht missen wollen. Also bin ich doch wieder froh, noch ein paar Jahre Gnadenfrist zu haben, sozusagen.

      Tja, kommen wir wieder zur Ausbildung. Das Niman-Training schreitet wieder besser voran. Meine Rückschläge werden seltener und ich habe es vermeiden können, mich nochmals selbst zu verletzen. Das nenne ich einen gewaltigen Fortschritt! Und ich muss sagen, dass ich nach den Wochen noch immer der Meinung bin, dass es mir liegt. Ich traue mich sogar langsam zu behaupten, dass ich meinen Stil endgültig gefunden habe.“

      Shinzu dreht sich zu der Kamera und macht eine knappe Geste, womit die Aufzeichnung stoppt.
    • Eine Schürfwunde zieht sich quer über Shinzus Gesicht. Die Padawan wirkt erschöpft und entmutigt, sie spricht leise und recht monoton.

      „Tython wurde angegriffen. Schon wieder und wir wissen nicht einmal, wer es war. Ich bin nur froh, dass ich nicht dort war, als es passierte, so wie beim letzten Mal. Es war schlimm genug, zum Ende der Kämpfe für Aufklärungs- und Rettungsmissionen hinzufliegen und zu sehen und fühlen, wie alles, was man kannte und viele Freunde und Bekannte einfach ausradiert worden sind. Ohne Wenn und Aber. Ich kann dieses Gefühl, diesen Schmerz nicht einmal in Worte fassen. Geht nicht.“

      Shinzu fährt sich mit der Hand über das Gesicht, sichtlich um Fassung bemüht.

      „Mein Meister und ich waren auf einem der Shuttles, die bei der Evakuierung helfen sollte. Evakuierung… wir konnte nur ein paar vereinzelte Leute aufnehmen, mehr Platz war nicht und man hatte uns verboten, in die heiße Zone zu fliegen.
      Als wir ein Signal orteten, haben wir es angesteuert und trafen auf eine kleine Gruppe Jedi, die am Ende ihrer Kräfte waren. Wir landeten, halfen ihnen an Bord, doch bevor wir fertig waren, brach die Hölle los. Gegner, Droiden, wie ich mittlerweile weiß, darum konnten wir auch nichts spüren, brachen aus dem Wald hervor und feuerten auf uns. Alles ging drunter und drüber und zwei unserer Leute wurden erschossen, weil sie sich gerade noch um die kümmerten, die wir retten wollten. Ich würde in Shuttle zurückgezerrt und noch bevor ich realisierte, was los war, hoben wir auch schon wieder ab.
      Ohne gesichert zu sein, stürzte ich im Shuttle herum und zog mir die kleine Schramme im Gesicht zu. Es ging alles so schnell. Viel zu schnell. Vier neue Jedi waren im Shuttle, zwei hatten wir verloren. Ist das ein fairer Tausch, fragte ich mich. Ich glaube nicht und das sahen wohl alle so. Ich konnte es regelrecht fühlen, dass die Geretteten lieber zurückgeblieben wären, wenn uns das dann nicht zwei Leben gekostet hätte. Es war nicht fair.“

      Eine Träne bahnt sich ihren Weg über die Wange der Padawan.

      „Ich muss aufhören, ich kann nicht…“

      Die Aufzeichnung bricht ab.
    • 16 NVC

      Die Holocam wird aktiviert und zeigt Shinzu am Rande des Plateaus in der Mittagssonne. Die Padawan wirkt recht ruhig und gelassen.

      „Hallo Tagebuch. Heute will ich über das Thema Freundschaft sprechen. Der Auslöser dafür ist ein Gespräch, das ich mit Xine führte und das, kurz gesagt, eskalierte. Wir sprachen über die Macht beziehungsweise wie wir die dunkle Seite sehen und hatten eine unterschiedliche Sichtweise. Das Problem war wohl, dass Xine mich nicht richtig verstand – ob es an meiner Art der Schilderung oder an daran, dass er es schlicht nicht verstand, lag, ist nebensächlich.
      Jedenfalls wurde ich ziemlich sauer, weil ich das Gefühl hatte, das er mich nicht verstehen wollte und daraufhin habe ich ihn beleidigt. Die Beleidigung war in diesem Augenblich mit voller Absicht geäußert worden, allerdings war mir nicht klar, dass es ihn so treffen würde. Das Gute: wir konnten wenige Tage später den Streit beilegen und das Gespräch darüber zivilisiert und mit gegenseitigem Verständnis fortsetzen.

      Allerdings hat mich das zu dem Punkt gebracht, über das Thema Freundschaft nachzudenken. Für Xine war die Beleidigung deshalb so schlimm, weil er mich als Freundin betrachtet und für mich war sein Unverständnis aus dem gleiche Grund so ärgerlich – weil ich ihn als Freund betrachte. Jemanden zum Freund zu haben, bedeutet für mich, der Person zu vertrauen, sie aber auch zu respektieren. In diesen beiden Punkten haben wir beide, oder zumindest ich, im ersten Gespräch ziemlich versagt. Durch meine Beleidigung zeigte ich, dass mir in diesem Moment der Respekt fehlte und mein Ärger resultierte unter anderem aufgrund von mangelndem Vertrauen. Vertrauen darauf, dass er mich sehr wohl verstehen will und es keine böse Absicht von ihm war.
      Ich hätte wohl deutlich besser reagieren können, indem ich das Gespräch zwar abbreche oder einfach vertage, so wie es am Ende wohl gekommen ist. Das hätte ihm und mir wohl eine Menge Ärger erspart.

      Im gleichen Atemzug musste ich an Minuial denken. Wir hatten ja vor wenigen Jahren auch ein sehr gespanntes Verhältnis zueinander. Auch da ging es von einer Freundschaft aus und endete immer wieder in Streits. Ich will auch hier keinen Schuldigen festmachen, denn im Nachhinein ist es vollkommen egal. Ich lernte damals jedoch, dass eine Freundschaft nicht alles mitmachen kann. Das es irgendwo den Punkt gibt, der dazu führt, dass die Freundschaft beendet wird. Auch hier hätte mehr Respekt füreinander sicherlich helfen können.

      Miranda. Auch hier hat die Freundschaft Schaden… Nein, nicht nur Schaden genommen, sie ist komplett zerfallen. Leider weiß ich nicht einmal was der exakte Grund dafür war. Also ich kenne die Auslöser, aber ich weiß nicht, ob es mangelnder Respekt war oder einfach nur Enttäuschung. Vielleicht war die Freundschaft gar nie so tief, wie ich sie empfunden habe. Gesprächsversuche verliefen negativ.

      Mittlerweile verstehe ich mich mit Minuial wieder gut. Zugegebenermaßen hat sie den ersten Schritt dafür getan, wofür ich auch dankbar bin. Bei Xine habe ich deutlich schneller reagiert und – ich glaube erfolgreich – versucht, den Schaden wieder zu kitten. Bei Miranda funktionierte es nicht. Warum? Weil zu Freundschaft noch etwas dazugehört, das genauso wichtig ist, wie alles andere: Verzeihen. Fehler passieren. Manche sind nicht der Rede wert, manche sind schwerwiegend, aber wenn einem etwas an einer Freundschaft liegt, dann kann man verzeihen und um Verzeihung bitten. Minuial hatte mir verziehen, als sie wieder auf mich zukam und ich konnte ihr verzeihen. Bei Xine das Gleiche und bei Miranda… sie verzeiht mir offensichtlich nicht und das ist der Grund, warum die Freundschaft nicht mehr funktioniert. Alle drei Erfahrungen waren und sind lehrreich und ich hoffe, dass ich in Zukunft das Band Freundschaft weniger belaste als in der Vergangenheit, indem ich mehr darüber nachdenke, welche Konsequenzen meine Handlungen und Aussagen haben.

      Ich möchte aber auch mal anmerken, dass ich sehr froh über die wirklich unproblematischen Freundschaften bin. Sei es Javul, Asura, Kria, Rash, Waath, Jasmin, Chi’ara, Blue, Naja, Nek… Vielleicht sollte ich ihnen das auch mal sagen, denn zwischendurch kann es wichtig sein, Dankbarkeit für das Geschenk der Freundschaft zu zeigen. Denn dankbar bin ich dafür.“

      Die Aufnahme wird beendet.
    • 16 NVC
      Shinzu sitzt an den Tischen im Osten der Unterkünfte. Sie hat die Beine angezogen und die Händer herumgeschlungen.

      „Hallo Tagebuch! Heute habe ich ein philosophisches aber doch teilweise reales Gedankenspiel. Und zwar frage ich mich: kann man den Krieg gegen Zakuul gewinnen? Dazu müsste man erst einmal definieren, was einen Sieg umfasst. Ein militärischer Sieg wäre wohl die Vernichtung der gegnerischen Armee und Kriegsmittel, aber dann bleibt der… Gedanke bestehen. Nur weil ich dem Bösen die Mittel nehme, heißt es noch lange nicht, dass das Böse verschwindet. Und dann ist die Frage, wie ich das anstelle.

      Aber kommen wir mal zum Ausgangspunkt. Mein Meister in der Meinung, dass wir uns erst an den Feind anpassen müssen, ihn kennenlernen, um gewinnen zu können. Xine ist sich unsicher, ob es überhaupt möglich ist, solange wir unsere Taktik nicht ändern. Wobei Xine da offensichtlich gänzlich andere Taktikerfahrungen gemacht hat als ich. Wie auch immer, wir scheinen uns alle recht einig darin zu sein, dass wir so, wie wir aktuell vorgehen, zu wenig erreichen können.
      Was müssen wir machen? Müssen wir mit dem Messer von hinten ins Herz unseres Feindes stechen, um ihn auszuschalten? Sind vielleicht schon Jedi-Schatten auf der Heimatwelt dieses ewigen Imperiums und versuchen, die Führungsriege auszuschalten. Doch was macht es aus uns? Können wir es verantworten, einen solchen Sieg zu erringen? Die werden ja auch irgendwelche Bürger haben und was passiert dann mit ihnen? Reparationsforderungen? Fällt deren Zivilisation ohne Führung zusammen? Und wenn wir es nicht tun, was geschieht mit unseren Bürgern?
      Ich bin ehrlich gesagt ganz froh, dass ich diese Entscheidungen nicht treffen muss. Denn ich glaube, einen solchen Krieg kann man nicht gewinnen. Egal was man tut, man verliert immer irgendetwas und man muss abwägen, was man am ehesten verlieren kann.

      Ich kann mich nur fragen, wozu ich bereit wäre. Würde ich ein Attentat auf einen militärischen Führer des ewigen Imperiums ausführen oder wäre das für mich falsch? Um ehrlich zu sein, richtig finde ich es nicht, aber ich würde es tun, wenn es bedeutet, dass dadurch Tausende, Millionen oder gar Milliarden oder noch mehr Unschuldige weniger leiden müssen. Unter diesen Umständen kann ich es mit mir vereinbaren. Unter diesen Umständen wäre ich auch bereit, zu hintertückischen Maßnahmen zu greifen. Das heißt auch, dass ich, wenn ich die Verantwortung habe, Jedi-Schatten aussenden würde, damit diese Aufgabe erfüllt wird. Und ich hoffe, dass unsere Führung das ebenso sieht.

      Allerdings darf man nach einem Sieg nicht alles als abgehakt erklären. Nicht nur das eigene Volk braucht dann Hilfe, sondern auch das Volk des Feindes. Würden wir sie einfach hängen lassen, dann wären wir am Ende wohl kaum besser als dieser Feind. Und das darf nicht passieren. Das ist etwas, worauf ich sicherlich achten werden.

      Jetzt habe ich so viel über einen Sieg gesprochen, beinahe so als wäre uns der Sieg fix. Ehrlich gesagt, befürchte ich, dass dieser eben nicht fix ist. Im Moment sind wir ganz klar auf der Verliererseite und ich weiß nicht, ob das Kennenlernen des Feindes ausreicht, um dann wirklich einen Sieg zu erringen. Vielleicht werden wir gezwungen sein, zu kapitulieren. Dazu habe ich mir auch schon ein paar Gedanken gemacht, die ich allerdings erst beim nächsten Mal äußern werde.“

      Die Aufnahme wird beendet.
    • Ende 16 NVC

      Shinzu steht am Rand des Plateaus, die Holocam filmt sie von hinten. Der durch das geflochtene Lederband zusammengebundene Zopf erreicht mittlerweile schon die Schulterhöhe. Sie dreht sich zur Kamera um und ihr Gesicht zeigt einen ernsten Gesichtsausdruck.

      „Hallo Tagebuch. Wieder ist eine kleine Ewigkeit vergangen seit dem letzten Eintrag. Zuletzt sprach ich über Freundschaft und dann darüber, ob man den Krieg überhaupt gewinnen kann. Zu letzterem Thema will ich hinzufügen, dass es in den letzten Wochen und Monaten nicht besser geworden ist. Im Gegenteil. Die Republik erzielt keine Erfolge, sondern nur Rückschläge und wir… verstecken uns hier. Aber darüber will ich heute gar nicht reden, sondern ein neues Thema aufgreifen. Der Auslöser dafür ist Xine oder besser gesagt, meine Unterhaltungen mit ihm in den letzten Monaten.

      Solange wir die gleiche Sicht auf etwas haben, gibt es kein Problem. Wenn wir jedoch verschiedene Ansichten haben, distanzieren wir uns. Ich habe darüber nachgedacht und versucht festzustellen, woran das liegen mag und ich glaube, ich habe eine Idee. Früher ist uns das nicht passiert und mit früher meine ich, als er noch Padawan war. Oh wir hatten auch unterschiedliche Ansichten, aber damals war er bereit, sich in andere Sichtweisen hineinzuversetzen, sie nachvollziehen und wenn es nicht klappte, dann konnte er darüber hinwegsehen. Doch seit er Ritter ist, scheint er sich wohl für alles und jeden verantwortlich zu fühlen. Ganz deutlich wurde es, nachdem Tython angegriffen wurde. Da zerfraß ihn dieses Verantwortungsgefühl regelrecht. Der Macht sei Dank, bekam er das in den Griff, aber ich glaube, er weiß noch immer nicht, wo die Grenzen sind.

      Das letzte Beispiel war der Ausflug zu den Ruinen, die etwa zwanzig Kilometer von der Basis entfernt sind. Ursprünglich hatte ich vor, einen Trainingstag mit den Untersuchungen der Ruine zu kombinieren. Also zu Fuß hin, ein paar Stunden dortbleiben, zu Fuß zurück. Als ich jedoch auch anderen anbot, mitzukommen, ließ ich diese Variante fallen und machte die Ruinenuntersuchung zum Hauptzweck.

      Xine hatte mich gefragt, warum ich diesen Ausflug plante und ich antwortete ehrlich, dass ich es als Freizeitbeschäftigung tat, den an diesem Tag hatte ich keine besonderen Aufgaben und mein tägliches Training ließ sich wunderbar damit verknüpfen. Diese Aussage schien Xine irgendwie zu stören und er hielt mit einen halben Vortrag, dass es schlecht ist, etwas aus Spaß zu tun und dabei auch noch andere zu gefährden.“

      Shinzu pausiert kurz und schüttelt leicht den Kopf.

      „Dass der Untersuchung einer Planung zuvor gegangen ist, sah er scheinbar überhaupt nicht. Oder dass jeder, der mitkam, freiwillig mitkam und es mit seinem Verantwortlichen klären musste. Und das auch Ritter und ein Soldat mitkamen und so für weitere Sicherheit sorgten. Nein, er sah nur, dass ein Padawan etwas aus Spaß machte und ich vermute, dass er es als seine Verantwortung ansah, dem gegenzuwirken und auf mich einzureden. Ist es aber nicht. Wenn er ein Problem mit meinem Verhalten hat, das zudem durch meinen Meister legitimiert ist, dann soll er mit meinem Meister darüber sprechen. Denn es ist die Aufgabe und Verantwortung meines Meisters, mich entsprechend anzuleiten oder gegebenenfalls zurechtzuweisen und nicht Xines Aufgabe. Denn wenn sich jeder in jede Ausbildung einmischt, können wir das Meister-Padawan-Konzept direkt über Bord werfen.

      Im einem nachfolgenden Gespräch klärten wir das, wobei es erneut zu unterschiedlichen Betrachtungsweisen kam. Er meinte, dass er einen Hinweis von jemanden bekam, dass ich Dinge rein des Spaßes wegen mache und er darum in der Verantwortung war, dem nachzugehen. Mal abgesehen davon, dass ich das mit dem Hinweis lächerlich finde – warum kam die Person, die den Hinweis gab, nicht direkt zu mir oder besser noch zu meinem Meister? Jedenfalls sieht er es als freundschaftliche Geste an, damit zuerst zu mir zu kommen, statt direkt zu meinem Meister zu gehen. Ich habe widersprochen. Gut, nach einigem Nachdenken darüber kann ich zumindest in diesem Punkt zustimmen, dass es wirklich eine Geste des guten Willens war, aber es hätte bei einem Nachfragen bleiben sollen und nicht gleich in einem ich weiß es besser als du-Gehabe ausarten. Und das ist genau der springende Punkt. Das ist das, was sich an Xine so massiv geändert hat. Auch als Padawan hat er Ratschläge erteilt oder seine Meinung kundgetan und teilweise auch stark vertreten. Das fand ich gut, tue ich selbst ja auch. Aber es war immer auf der gleichen Ebene. Das ist es nun nicht mehr. Seitdem er Ritter ist, sieht er sich auf einer höheren Ebene und er argumentiert entsprechen von oben nach unten. Anstatt andere Sichtweise zu beleuchten und zu analysieren, beharrt er auf seiner und versucht sie mit ein paar Lehren zu untermauern.

      Mittlerweile bin ich mir sehr sicher, dass ihm das nicht einmal bewusst ist, noch, dass es eine Absicht ist und es tut mir auch leid, dass ich wohl auf Kosten unserer Freundschaft dagegen rebellieren muss. Aber ich habe bei Ritter Deikan erlebt, was passiert, wenn man dem freien Lauf gibt. Es wird sich überall eingemischt und allem versucht, den eigenen Stempel aufzudrücken. Ich hoffe, dass es bei Xine nicht soweit kommt. Möglicherweise führen die Fehlschläge, die er in letzter Zeit erlitten hat, dass dieses Verhalten nicht mehr so stark ausgeprägt ist. Dann hätten sie zumindest etwas Gutes. Das sollte jetzt keineswegs so klingen, als dass ich ihm diese Fehlschläge wünschte, ganz im Gegenteil, von mir aus höre ich mir weitere zehn Jahren irgendwelche Belehrungen an, als das zu wollen, was passiert ist. Aber es ist nun mal passiert. Ich denke, ich werde in ein paar Tagen erfahren ob und wie er sich verändert hat. Wenn sich nichts getan hat, werde ich ihn nochmal bitten, sich zurückzuerinnern, wie es früher war. Wenn das auch nicht mehr hilft, habe ich meine Möglichkeiten erschöpft und dann werden wir sehen, wie es weitergeht.

      Dazu kommt noch, das ich bei ihm mehrmals schon den Eindruck hatte, dass er nicht richtig zuhört oder aus Gesagtem nur das rausfiltert, das ihm in den Kram passt. Das macht mich wild, weil es ist furchtbar so mit jemanden zu diskutieren. Zugegeben, das war letztens auch der Grund, warum es leicht eskalierte. Als ich das ansprach, meinte er zwar, dass er auch den anderen Teil beachtete, aber das widersprach einfach seinen Worten. Vielleicht wollte er anschließend auf den zweiten Satzteil eingehen, aber da war das Kind bei mir schon in den Brunnen gefallen. Was das anbelangt muss ich selbst noch etwas geduldiger werden und weniger schnell aus der Haut fahren. Komischerweise gelingt mit das bei Fremden, da es da so sein muss. Bei Vertrauten bin ich mehr ich und dann werde ich eingeschnappt. Das Beheben dieses Verhaltens kommt auf jeden Fall auf meine To-Learn-Liste und ich weiß auch jetzt schon, dass das ein ordentlich Brocken Arbeit wird. Aber hey, ich kann zumindest nicht behaupten, dass mir langweilig werden wird.

      So, das war es aber für heute. Bis zum nächsten Mal, Tagebuch!“

      Shinzu greift in eine Robentasche und schaltet mittels Fernbedienung die Holocam ab.
    • Es gibt eine Formatänderung. Anstatt eines Holotagebuchs führt Shinzu ab sofort ein schriftliches Tagebuch. Das ist vor allem OOC-motiviert, passt mir aber auch IC.

      Ende 16 NVC, kurz vor der Belagerung von Coruscant

      Hallo Tagebuch!

      Ein Rückschritt oder doch ein Fortschritt? Richtig, ich habe dieses Mal die Holo-Kamera weggelassen und einfach Stift und Papier herangezogen, um einen Tagebucheintrag zu erstellen. Warum? Ich weiß es nicht, vielleicht will ich einfach Veränderung oder vielleicht will ich mich einfach nicht mehr ständig filmen, wenn es ein Audiorekorder auch tun würde. Oder eben ein Blatt Papier. Ob ich dieses Format beibehalten werde? Keine Ahnung, aber ich glaube, es bietet mir mehr Möglichkeiten, nachzudenken, da ich mich ja mehr und mehr mit Themen auseinandersetze und weniger einfach nur berichte, was ich erlebt habe – das ist definitiv eine Alterserscheinung!

      Zugegeben, es hat ein wenig gedauert, dass ich mich dazu durchgerungen habe, aber jetzt ist es soweit und ich will die Gelegenheit nutzen, um die letzten beiden Missionen zu analysieren. Zuerst: Yay, ich war auf Mission, ich hatte das Gefühl, etwas bewirken zu können. Das tat der Seele gut. Die erste Mission führte nach Zutask. Ursprünglich sollten wir eine Explosion untersuchen, es stellte sich jedoch heraus, dass es weit mehr als nur ein Anschlag des Sith- oder Zakuul-Imperiums war. Und zwar forschte die Republik an einer Biowaffe gegen Zakuul und diese Forschung wurde sabotiert und löste eine Seuche aus. Das Ergebnis war schrecklich mitzuerleben. Auf der einen Seite wurde lokal schnell reagiert, indem eine Quarantänezone errichtet wurde, auf der anderen Seite stellte sich die Regierung meines Erachtens nach reichlich dumm an. Oder feige. Genaueres ist meinem Bericht zu entnehmen.
      Spannend ist jedoch der Umstand, dass die Republik bereit ist, eine Biowaffe zu entwickeln. Eigentlich sollte es mich richtig stören. Also nicht nur ein bisschen, sondern richtig stark, denn eine Biowaffe steht gegen alles, wofür ich als Jedi stehe. Und ja, es stört mich, aber ich finde es nachvollziehbar. Der Verlauf des Krieges bringt im Moment keinen großen Hoffnungsschimmer und so ist es eben verständlich, wenn nach Verzweiflungstaten gegriffen wird. Aber trotzdem darf das einfach nicht passieren. Abgesehen von der moralisch grausamen Vorgangsweise, die eine Biowaffe bedeutet, ist es auch viel zu gefährlich. Niemand kann garantieren, dass der Kampfstoff wirklich nur das bewirkt, was man bewirken will und sich nicht weiter ausbreitet oder mutiert. Ich hoffe, es reichte, sowohl diverse Stellen in der Republik als auch im Orden zu informieren. Ich werde mir noch eine Notiz machen, dass ich in einigen Wochen oder Monaten dem nochmals nachgehe, um herauszufinden, ob etwas passiert ist.

      Die zweite Mission war moralisch einfacher, führte jedoch dazu, dass Asura, Rash und ich mit einem Machtnutzer der Zakuul zusammentrafen. Wir konnten diese Agentin gefangennehmen und werden sie wohl in den nächsten Tagen verhören. Ich bin schon gespannt, was herauskommt. Beeindruckt war ich von Rash, als er, um die Deckung nicht auffliegen zu lassen, eine Bedienung im Cafe knallhart um die Bezahlung betrogen hatte. Es war notwendig, aber mich erstaunte einfach, mit welcher Selbstverständlichkeit er das machte. Ich denke, ich werde ihn bei Gelegenheit nochmals darauf ansprechen, da mich interessiert, ob das geplant war oder einfach so passierte.

      Gut, genug geschrieben für den ersten geschriebenen Eintrag. Ich werde mich nach dem Verhör der Agentin bestimmt wieder melden.

      Shinzu
    • Anfang 17 NVC

      Hallo Tagebuch!

      Coruscant wird belagert. Es ist tatsächlich passiert, das Zakuul-Imperium hat Coruscant angegriffen und schneidet das republikanische Zentrum nun vom Rest der Republik ab. Ich habe nicht so viel mitbekommen, aber es scheint sich wohl ein ziemliches Chaos ergeben. Wahrscheinlich hat niemand so recht geglaubt, dass das passieren kann. Leider können wir da nicht viel tun. Unsere Flotte, wenn man es überhaupt so nennen mag, ist so klein, dass es vermutlich nicht einmal groß bemerkt wird, wenn wir auf eine Wand von Zakuul-Schiffen treffen und es scheint derzeit auch nicht möglich zu sein, sich auf Coruscant einzuschleichen, zumal man sich sowieso fragen müsste, was das bringen sollte.

      Nun steht Coruscant vor einem großen Problem, das irgendwie selbst verschuldet ist. Ohne die Nahrungsmittelversorgung von außen, wird es schnell knapp werden. Ich weiß nicht, wie lange die Bevölkerung das mitmachen kann. Ein paar Monate vielleicht, wenn überhaupt. Ich bin auch gespannt, wann ich das erste Mal höre, dass die Jedi daran schuld sind, da ein Großteil von uns von Tython wieder nach Coruscant ging. Die Gesamtsituation ist einfach schrecklich. Aber darauf will ich mich nicht konzentrieren, sondern mehr darauf, was ich tun kann. Und da komme ich nochmals zu Daetra.

      Im Verhör hat die Zakuul-Agentin preisgegeben, dass Daetra als eine Art Stützpunkt für Zakuul-Agenten gedacht ist. Ich bin mir nicht sicher, ob man ihr in dieser Hinsicht trauen kann, aber man muss es einfach mal als eine Möglichkeit betrachten. Ich habe mit Meisterin Eryada auch schon darüber gesprochen, dass es sinnvoll wäre, nochmals nach Daetra zu reisen und herauszufinden, was Zakuul dort wirklich vorhat. Ich denke, dass man recht einfach sich unbemerkt einschleusen kann und werde Meisterin Eryada einen entsprechenden Missionsplan vorlegen. Diesem muss ich mich nun auch widmen.

      Von Chizura habe ich auch gehört. Sie ist nicht auf Coruscant, schein aber mit ihren Eltern auf einem unbekannten Planeten gestrandet zu sein, der nicht sonderlich lebensfreundlich ist. Ich lasse die Daten, die sie geschickt hat, durch das System laufen, aber ohne Kontakt zu den Datenbanken auf Coruscant ist es nicht so einfach, mehr herauszubekommen. Ich hoffe, es dauert nicht so lange und dann muss ich sehen, ob wir überhaupt etwas unternehmen können. So gern ich ihr direkt helfen würde, so können wir nicht Einzelschicksale über das Wohl einer größeren Mehrheit stellen.
    • 28.01.20 NVC

      Die mittlerweile nun fast dreißigjährige Shinzu sitzt auf dem Pilotensessel einer Korvette der Defender-Klasse. Die Holocam ist auf sie ausgerichtet und in ihrem Gesicht, dass noch die gleichen Züge wie eh und je trägt, aber um ein paar kleine Fältchen um die Augen reicher wurde, spiegelt sich das bläuliche Pulsieren und Flackern des Hyperraums wider. Sie trägt eine gewöhnliche Jedi-Robe, der Umhang ist über die Lehne des Sessels gehängt. An ihrer Statur hat sich wenig geändert, es zeichnet sich unter der Kleidung ein schmächtiger Körperbau ab. Schmale Schultern und kleine Hände runden dieses Bild ab.

      „Es ist eine ganze Weile her. Viel zu lange und es ist viel passiert in dieser Zeit. Doch heute habe ich beschlossen, mich wieder etwas zurückbesinnen und das Tagebuch für meine Reflexionen zu benutzen. Alles aufzurollen würde jedoch den Rahmen sprengen, also beginne ich mit der kürzlichen großen Veränderung. - Ich bin zurück!“

      Shinzus Stimme hat nichts von ihrem hellen Klang verloren, dennoch hat ihr das höhere Alter eine größere Bestimmtheit und Stärke verliehen, die auch aus den gesprochenen Worten zu vernehmen ist. Sie ist kein Mädchen in Ausbildung mehr, sondern eine vollwertige Jedi mit all den Erfahrungen und Entbehrungen, die es auf dem Weg zum Rittertum benötigt.

      „Die letzten beiden Jahre habe ich auf Nar Shaddaa verbracht. Es war nicht direkt ein Exil, eher eine selbst gewählte Distanz vom Kriegsgeschehen. Wie ich in den letzten Tagen schon öfters erwähnte, war ich bei meinen Aufgaben nicht mehr gänzlich mit mir selbst im Reinen und ich musste eine Änderung herbeiführen. Der Abstand und die Möglichkeit, anderen Leuten einfach zu helfen, brachten mein Gleichgewicht zurück. So furchtbar und grausam dieser Mond auch ist, es war das, was ich brauchte.

      Doch die Wege der Macht haben mich zurückgebracht. Zuerst nach Ska Gora, den Ort, den ich zuletzt als Heimat bezeichnete und von dort weiter nach Coruscant in die Jedi-Vertretung. Meisterin Derak wies mich an, mal vorbeizusehen. Ha, sie wusste wohl, wie es endet, jetzt zähle ich mich dort schon zum Inventar und das nach nur zehn Tagen. Wie kann das sein?“

      Ihre Lippen formen sich zu einem kurzen Lächeln.

      „Es ist nicht der Ort, es sind die Leute. Wieder unter Jedi zu sein, sich willkommen zu fühlen und gewissermaßen der Alltag, den ich früher einmal hatte, führten dazu, dass ich mich schon in den ersten Stunden angekommen fühlte. Ich wusste einfach, dass ich hier richtig bin, ohne Frage. Also ließ ich mir ein Quartier zuteilen, formte darauf mein neues Zuhause und mischte mich unter die Leute. Erfreulicherweise traf ich sogar alte Bekanntschaften wieder. Zuerst Jedi Neimon – Zerria – und kurz darauf Hisoka. Mit Zerria hatte ich auf Tython nur wenig Kontakt und dieser war eher nüchtern. Hisoka hingegen war eine Freundin und die Überraschung war auf beiden Seiten riesig! Ich muss wohl nicht erwähnen, dass es mir dabei half, mich einzuleben.

      Erfreulich war auch, dass ich mich in Zerria wohl täuschte und wir feststellten, dass wir eigentlich ganz gut miteinander können. Binnen Tagen fühlte es sich an, als wären wir ebenso alte Freunde. Und jetzt schläft sie gerade im Quartier der Defender, während wir gemeinsam unterwegs sind. Doch dazu später mehr. Neben ihr lernte ich auch Padawan Leandra Bryant und Jedi Corren Brewster kennen, zwei grüne Jedi. Vor allem Jedi Brewster war überrascht, dass er bei mir nicht die Ablehnung spürte, die sonst wohl den Grünen entgegengebracht wird. Ich erzählte von Meister Kreyma Magejin und im Gegenzug suchte er nach Informationen über den Verbleib meines alten Freundes.“

      Das Lächeln verschwindet und ihr Blick wird deutlich ernster, trauriger.

      „Leider gilt er schon lange als vermisst und es ist anzunehmen, dass er im Einsatz gefallen ist. Ich werde mir Zeit nehmen, an ihn zu gedenken. Doch zuvor sind noch ein paar offene Enden zu verknüpfen. Und das ist der Grund unserer Reise. Auf Nar Shaddaa baute ich ein Hilfsnetzwerk auf. Zuletzt lernte ich einen Mann namens Jax kennen, der sich vom ersten Moment an als loyaler Helfer zeigte. Ich werde ihm mehr Verantwortung übertragen und dann hoffe ich noch, Antworten von den angeschriebenen Hospitälern zu bekommen, um eine Kooperation und somit auch medizinische Versorgung für Bedürftige zu erreichen. Zerria begleitet mich. Sie wurde vor kurzem bei einem imperialen Übergriff auf ein Versorgungsschiff verletzt und befindet sich in der letzten Genesungsphase. Da sie eine ist, die voller Tatendrang steckt, kann ich sie so beschäftigen, ohne dass sie sich schinden muss. Und ihr wird nicht die Decke auf den Kopf fallen.“

      Shinzus Lächeln, sogar ein kurzes, schelmisches Schmunzeln kehrt zurück. Sie verändert ihre Sitzposition in dem zu großen Sessel, macht es sich gemütlicher. Man könnte beinahe meinen, ihre Wirbelsäule hat sich verflüssigt, so wie sie nun da lungert.

      „Sie wird ein paar meiner Kontakte abklopfen und kontrollieren, ob sie auch ohne meine Kontrolle ihren Aufgaben nachgehen. Ist das alles erledigt, werde ich nur noch seltener, vereinzelt dorthin müssen, um alles am Laufen zu halten. Wäre schade, wenn die ganze Arbeit der letzten beiden Jahre sonst zusammenbricht.

      Und noch etwas hat sich verändert. Ich habe in der Vertretung auch Kontakt zu anderen Padawanen geknüpft. Einige sind ohne Meister, da diese im Krieg gefallen sind oder, wie im Fall von Jor-Bi, einer schweren, unheilbaren Krankheit erlagen. Es wird wohl an der Zeit, dass ich selbst den nächsten Schritt gehe und einen Padawan nehme. Hätte mich vor einem Monat jemand gefragt, ob ich dazu bereit wäre, hätte ich sofort mit einem Nein geantwortet. Doch nun? Ich spürte es in der Vertretung. Ich bin Ritter und Padawane… ich will nicht direkt sagen, dass sie zu mir aufsehen, das wäre nicht richtig. Genaugenommen…“

      Da lacht sie kurz.

      „…ist es eher so, dass ich zu ihnen aufsehen muss, sind sie, mit Ausnahme von Leandra, alle einen Kopf größer als ich. Oder zwei, wie bei Rhadrak. Aber ich merke, dass ich Verantwortung für sie habe. Dass ich eine Quelle der Inspiration und des Wissens sein kann und… dass ich nicht mehr dazugehöre, zu den Padawanen. Das ist selbst nach drei Jahren ungewohnt, wahrscheinlich weil ich mich fernab aufhielt. Dieses Gefühl, dass sie mir vermitteln, verdeutlich mir, dass es an der Zeit wird, all das, was ich gelernt habe, auch weiterzugeben. Dass es Zeit ist, den Fuß voran zu setzen für den nächsten großen Schritt.

      Mit Rhadrak Khaar, Jor-Bi Canedi, beides Padawane und Ritter Aola Sivron unternahm ich auch einen kurzen Hilfseinsatz auf Coruscant. Nichts Aufregendes, aber ich wollte mal sehen, wie sich die beiden Padawane draußen verhalten. Ich wurde positiv überrascht, es gab keinen Ärger, keinen Zwischenfall, ich musste niemandes Leben retten.“

      Abermals lacht Shinzu in die Kamera, doch sie hebt daraufhin die rechte Hand, macht eine wegwischende Geste.

      „Gut, das war jetzt etwas übertrieben. Aber alle verhielten sich angemessen, agierten clever und es war regelrecht eine Freude dabei zu sein. Abseits des Einsatzes stach Jor-Bi tatsächlich etwas heraus. In mancher Hinsicht erinnert er mich an mein jüngeres Ich. Er ist respektvoll, aber dennoch auch offen und traut sich an einen Scherz oder eine gewitzte Bemerkung. Ich mag das, wobei ich mir vorstellen kann, dass er damit auch bei manchen Jedi anecken kann. Doch dass mehr dahintersteckt, zeigte er auch, als er mich wenige Tage später kontaktierte um über eine Handlung seinerseits während des Einsatzes zu sprechen. Es zeigt, dass er bereit ist, über sein Tun nachzudenken und es zu hinterfragen. Möglicherweise ist auch noch etwas Unsicherheit dabei, doch da bin ich noch nicht überzeugt davon, das muss ich noch in weiteren Gesprächen herausfinden.“

      Nun blickt die junge Frau etwas nachdenklicher in das Aufzeichnungsgerät.

      „Er half mir dann dabei, die Asirama für den heutigen Flug bereit zu machen. Wir konnten uns neben der Arbeit gut unterhalten und war erfreut über die Gesellschaft. Außerdem habe ich das Gefühl, dass das durchaus auch auf Gegenseitigkeit beruht. Aber jetzt muss ich mich erst einmal auf die nächsten Tage konzentrieren. Eines nach dem anderen. Die Zeit mit Zerria werde ich auch dazu nutzen, so viel ich kann von ihrer Erfahrung und Weisheit in mich aufzusaugen und von ihr zu lernen. Und sie dabei auch besser kennenzulernen. Es gibt noch so viel anderes zu berichten, doch für heute soll es das sein. Bis bald!“

      Shinzu beugt sich vor und nimmt die Fernbedienung der Holocam, um sie abzuschalten.
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