Das hier ist die Nebenstory zu den Ingamegeschehnissen damals, die irgendwann größer als geplant ausgefallen ist und einiges drumherum rumgekommen ist. Ich habe dann das, was Ingame nicht bespielt werden konnte, als Geschichte verfasst, unser guter Devor hatte ebenfalls Anteil daran. Vielleicht mach ich hier ja mal wieder sowas, wenns mich juckt
Der Raum war mit edlen Möbeln im Stil der Nithaia Lords wohnlich eingerichtet. Viele der Ornamente zeigten geschwungende Ranken mit der Eherathsfrucht, dem Emblem der Sir'Havreth Familie. Der Boden war mit schweren Teppichen mit edlen Stickerein bedeckt und überall im Raum standen exotische Pflanzen wie die Thiaratspalme. Die zur Hälfte zugezogenen Vorhänge der großen, im oberen Bereich zum Halbkreis geformten Fenster waren aus schweren Brokat in purpur und gold. Ein junger Mann stand am Rande eines dieser Fenster. Er hatte kurzes, blondes Haar und trug ein im Vergleich zum Raum recht einfach gehaltenes beiges Hemd und dunkle Hosen. Seine Stiefel waren aus schwarzen Leder.
Cayden starrte missmutig zum Fenster hinaus. Auf dem Hof hatte sich ein großer Trupp imperiale Soldaten versammelt. An deren Front standen zwei Männer in Uniform, die mit Miego Kardale, dem Hauptmann der Wachen des Sir'Havreths Anwesen, in eine scheinbar heftige Diskussion verwickelt zu sein schienen. Cayden schüttelte sich. Seit das Imperium vor kurzem mit der jungen Chi'ara De'neren, der letzen aus dem Hause Nithaia und zugleich für Nithaia Verantwortlichen, den Planeten besucht hatte, war nichts mehr wie es einmal war. Das Imperium und De'neren erklärten, dass die Verwaltung von Nithaia ab sofort dem Imperium unterlagen. Diese Verkündung hatte einige Empörung und Wiederstand in allen Bevölkerungsschichten ausgelöst. Aber Cayden und sein Onkel Hastor, der auch das Haus der Sir'Havreth leitete waren anderer Meinung. Sie waren sich sicher, dass die junge Frau unter Druk gesetzt worden war. Sie standen nicht alleine da, das Haus De'Veroan rebellierte ebenfalls. Aber im Gegensatz zu ihnen lag De'Veroan nichts an dem Mädchen und dem Planeten, sie wollten schon lange selbst die Regierung übernehmen und nicht wie bisher in De'neren's Abwesenheit die Verwaltung innehaben. Cayden war sich sicher, dass von dort keine Unterstützung kommen würde. Die anderen beiden Häuser hatten sich bisher nicht dazu geäußert, aber er war sich sicher, dass auch sie nicht wollten, dass das Imperium sie beherrschte.
Cayden blickte wieder zum Fenster herab. Das Gespräch schien sich verschärft zu haben. Inzwischen befanden sich weitere Männer der Sir'Havreth Sicherheit bei Miego. Allerdings hatten die Sturmtruppen sie nun fast umzingelt und ihre Waffen auf sie gerichtet. Cayden bemerkte eine Bewegung hinter sich und drehte sich um. "Onkel Hastor...?" sagte er überascht. Hastor Sir'Havreth, ein Mann um die sechzig stand vor ihm und schaute ihn ernst an. "Cayden, wir haben ein ernstes Problem. Du mußt unbedingt verschwinden und das tun, was wir tun müssen. Etwas gegen das." er deutete zum Fenster hinaus, "Beeil dich, Miego kann sie nicht lange zurückhalten." Cayden entfernte sich zusammen mit seinem Onkel vom Fenster und beide eilten aus dem Raum hinaus. "Aber was wird aus dir, Onkel?" fragte Cayden unterwegs. "Ich bin für das alles zu alt, aber du Cayden hast einige gute Ausbildungen in den verschiedensten Bereichen, die uns hier sehr nützlich sein werden, gehabt. Du bist jung und voller Energie. Auf mich werden sie sofort ein Auge haben, da ich der Vertreter der Sir'Havreth bin." erklärte er und Cayden nickte. "Aber wenn sie..." begann er während sie die Treppen hinab in den Ostflügel eilten. Hastor schüttelte seinen Kopf. "Werden sie nicht. Mit ihrem Verhalten und dem was sie mit De'neren gemacht haben, haben sie schon genug Wiederstand aufgebracht, sie können sich es nicht leisten, noch mehr vom Volk gegen sich zu haben. Zethav Sir'Karenth hat sich schleimig vor deren Füße geworfen und ist trotzdem nicht unbedingt besser damit gefahren. Allerdings wird er nun nicht so bedrängt wie wir. Wir haben keine Zeit mehr. Jorthan Zereth'Uranth ist unsere Chance, Kräfte für den Widerstand zu gewinnen. Aber dazu mußt du hier entkommen, wenn sie erstmal unser Anwesen unter Kontrolle haben, wirst auch du dich nicht mehr frei bewegen können. Fas können wir uns nicht leisten. Finde Unterstützung bei Zereth'Uranth und hilf De'neren. Sie hat immernoch den Schlüssel für die Flotte." Inzwischen waren sie im Keller des Ostflügels angekommen und Hastor schob seinen Neffen durch eine Geheimtür. "Beeil dich, du weißt was zu tun ist. In den Katakomben wirst du Ausrüstung finden." Er umarmte seinen Neffen ein letzes Mal innig und schloss den Geheimgang wieder. Noch während Cayden besorgt im Dunkeln stand, eilte Hastor in den Hauptsaal zurück, damit kein Verdacht auf Cayden fiel. Noch hatte das Imperium nur wenige Informationen über die Familien und die Chancen standen gut, dass sie nichts von Cayden wußten. Allerdings würde sich das vermutlich bald ändern. Er hörte das Klappern der Rüstungen, die die Imperialen trugen, sie hatten scheinbar das Anwesen gestürmt.
Colonel Gerwin Arkons schritt mit seinem Trupp in die Halle des Hauses Sir'Havreth, wo Hastor Sir'Havreth schon auf sie zu warten schien. Seinen Sicherheitstrupp und dessen Hauptmann Miego Kardale hatte man schon abgeführt. Sie würden in Kürze über so einiges befragt werden, genauso wie man diesen Hastor befragen würde. Colonel Arkons baute sich vor Hastor auf und blickte in herablassend einige Momente an. "Sie hätten es auch anders haben können, Lord Sir'Havreth. Aber sie haben dem Imperium Wiederstand angedroht und auch ausgeführt. Offiziell werden sie im Amt bleiben, aber inoffiziell..." Arkons lies seine Worte wirken, während er seine Leute mit einem Nicken auf Hastor ansetzte. Fünf Männer umringten Hastor. Er zeigte keinerlei Reaktion und schwieg, während er den Colonel abschätzend zu mustern schien. "Sie stehen ab sofort unter Hausarrest."
Zwei Strumtruppen kamen mit Major Jensen, dem zweiten Uniformierten in die Halle. "Sir, auf der rechten Seite des großen Flurs ist eine Art Konferenzraum." erklärte der Major, was Arkons mit einem Nicken quittierte. "Lord Sir'Havreth, dort werden wir uns hingeben. Wir haben da einige Fragen für sie, die sie uns besser wahrheitsgemäß beantworten werden." befahl er kalt und drehte sich auf dem Absatz um. Hastor und seine 'Eskorte' folgten Arkons, während der Rest der Truppen überall im Anwesen Stellung bezogen.
Cayden hatte sich inzwischen mit Hilfe einer alten Lampe, die er im Geheimgang gefunden hatte, in den Katakomben umgesehen. Er machte sich um seinen Onkel Sorgen, doch er Vertraute ihm, denn er war ein guter Mann. Aber er zweifelte, ob er die Aufgabe, die Hastor ihm aufgetragen hatte, erfüllen konnte. Die Familien waren nicht unbedingt dafür bekannt, miteinander zu arbeiten. Intriegen und politische Ränkespiele hatten schon immer auf Nithaias Tagesordnung gestanden. Andererseits konnten die Geschehnisse Nithaia vielleicht nicht doch einen? Nach so langer Zeit? Allerdings gab es dann da noch De'Veroan und womöglich Sir'Karenth, wobei es bei letzerem durchaus auch Chancen gab. Aber De'Veroan war ein nicht kalkulierbarer Faktor, doch darum würde er sich später Gedanken machen. Die junge De'neren kam ihm wieder in den Sinn und er fragte sich, welche Rolle sie in diesem Spiel spielte. Er hatte sie einmal vor etwas mehr als einem Jahr auf einer Versammlung getroffen und den Eindruck gehabt, dass sie lieber ein gewöhnliches Mädchen gewesen wäre. Politik schien ihr nicht zu liegen, aber seit ihr Großvater Jorthak Marthey De'neren angeblich an hohem Alter gestorben war, hatten sich die Dinge maßgebend verändert. Das Mädchen war verschwunden und es wurde gemunkelt, dass an Jorthaks Tod etwas faul wäre. Cayden hatte ebenfalls das Gefühl, dass Jorthak Opfer einer Intrige geworden war, aber es hatte nie Beweise gegeben und nun war diese Sache leider auch nicht zu ändern.
Die Mitglieder der De'neren, die seit längerem gute Führer von Nithaia gewesen waren, hatten in den letzen Jahrzehnten viele Angriffe und seltesame Todesfälle erlebt. Irgendwie konnte Cayden die Kleine verstehen. Er stopfte ein paar Dinge in seinen Rucksack, während er über einiges nachdachte. Er öffnete einen alten Schank und fand einige Waffen darin. Vermutlich wäre es schlauer, nicht zu auffällige Bewaffnung anzulegen, denn sicher hatte das Imperium strenge Kontrollen angesetzt. Er errinnerte sich an seine Ausbildung und nahm einen Schlagring aus einer Feliumlegierung an sich. Das Feliumerz war sehr rar und es gab nur wenige Planeten außer Nithaia, die dieses Erz überhaupt hatten, geschweige denn fördern konnten. Datapad, Scanner und ein paar weitere Dinge wanderten ins einen Rucksack. Er schnappte sich einen der Mäntel. Er war recht einfach gehalten und lies ihn lässig wirken. Als Cayden alles zusammen hatte, eilte er durch die Katakomben und erreichte einen langen Tunnel, der mit zwei geheimen Türen von den Katakomben abgetrennt gewesen war. Er mußte sich ducken, um sich nicht den Kopf zu stoßen. Viele Wurzeln hatten schon die Decken und Wände durchstößen und das Moos hatte die Gewalt über viele der Ritzen im Gemäuer erlangt. Nach etwa zehn Minuten stand er vor einer Wand. Zuerst wollte er verärgert umdrehen, aber als er einen frischen Luftzug spürte, blieb er stehen. Hier mußte es einen Weg nach draussen geben. Er fuhr mit seiner rechten Hand die Ritzen entlang, als er eine Einbuchtung im Gemäuer fand. Er drückte sie ein und nach einem Moment schob sich die Mauer mahlend einen Spalt zur Seite. Cayden quetschte sich durch die Lücke und versuchte den Gang wieder zu schließen, was ihm nicht gelang. Er legte seinen Rucksack ab und suchte die äußere Wand ab. Schließlich fand er etwas, dass nach dem Schließmechanismus aussah. Es gelang ihm, die Lücke zu schließen. Er lehnte sich an die Wand und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Erst jetzt realisierte er, wo er war, mitten im Wald von Ritlan, einem Gebiet nördlich des Sir'Havreth Anwesens. Die Luft war heiß und feucht. Die Wälder des Gebietes um Ritlan waren zwar nicht tropisch, aber nahe dran. Er zog den Mantel aus und befestigte diesen am Rucksack, den er sich wieder auf den Rücken schnallte. Er würde nach Carlainth gehen, eine Stadt im Süden. Dort würde er beginnen, sich seiner Aufgabe zu widmen. Mit diesem Gedanken marschierte er los durch das Dickicht der exotischen Pflanzen