Das Erbe

    • [Nar Shaddaa, Apartment von Falco Krige ]

      Die großen abgerundeten Panoramafenster ließen das farbenfrohe Licht der Neontürme, mit ihren gewaltigen Amüsierplattformen, ungehindert das sonst abgedunkelte Apartment teilweise erhellen. Auf den Scheiben spiegelten sich die auffallend bunten Schriftzüge der Werbebanner, die um die Türme herumflackerten. Gelegentlich flog eines der größeren Partyschiffe zwischen den Wolkenkratzern hindurch und blendete für einen kurzen Moment die an dem Fenster stehende Frau mit seinen Scheinwerfern, die zum Klang der Musik auf und ab fuhren.
      Falco strich sich mit ihrer linken Hand eine ihrer Strähnen aus dem Gesicht und beobachtete mit einer Tasse dampfenden Kaffees, in ihrer rechten mechanischen Klauenhand, das bunte Treiben. Langsam hob sie die Tasse an ihren Mund und nahm einen großzügigen Schluck des aufweckenden Gebräus zu sich, ohne ihren Blick von dem Fenster zu lösen. Ihre Gedanken schwirrten um den Inhalt eines Datenpads, welches auf dem Schreibtisch einige Schritte weiter tiefer im Apartment, erhellt von einer einzigen Schreibtischlampe, auf dem Tisch lag. Falco wechselte die Tasse in die linke Hand und schlang ihre rechte um die Hüfte, mit einem Seufzen drehte sie sich leicht in die Richtung des Schreibtisches. Ihr Blick blieb einige Augenblicke auf dem darauf liegendem Pad haften, ehe sie ihre Augen durch das geräumige Apartment wandern lies. Dabei fiel ihr auf, dass ihre Pflanzen wieder den einen oder anderen Schluck Wasser vertragen könnten. Sie gab sich einen Ruck, stellte die Tasse auf dem Couchtisch neben sich ab und ging hinüber zu ihrem Schreibtisch. Mit gemischten Gefühlen nahm sie das Pad auf und aktivierte es. Sie las die Worte immer und immer wieder bis die Buchstaben vor Anstrengung anfingen auf dem Display zu tanzen. Eigentlich kannte Falco diesen Brief schon in und auswendig, doch stur wie es ihr Naturell war, weigerte sie sich immer noch den Hintergrund für diesen Brief zu akzeptieren.

      Es sind nun knapp 2 Jahre seit dem Angriff des Ewigen Imperiums vergangen und schon bald darauf forderte dieser Angriff weitere Opfer. Anfang 16 NVC wurde das Schiff die Oshtra unter der Schmugglerin Midge Heskins von den Zakuul gestellt und es folgte ein Blutbad. Die komplette Crew wurde nach einem aussichtslosen Kampf gegen die Übermacht hingerichtet. Erst 6 Monate später erfuhr Falco und vermutlich jeder Schmuggler aus Insiderkreisen der bekannten Galaxie, von Midge Heskins Tod. Diese Nachricht traf sie damals wie bis heute mit vollem Schlag. Niemand hätte damit gerechnet, dass die Oshtra und ihre Crew ein solches Schicksal erleiden würden. Doch der Angriff des Ewigen Imperiums durch die Zakuul, war etwas mit dem wirklich niemand gerechnet hatte. Weder die Republik noch das Imperium. Es hatte beider Seiten vernichtende Niederlagen zugefügt und bis heute litten die einst so mächtigsten Reiche unter dem Einfluss des Ewigen Imperiums.
      Midges Tod, war einer der Auslöser für Falcos Entscheidung ihr kommendes Leben ruhiger zu gestalten, schließlich zählte sie mit ihren Ende Vierzigern nicht mehr zu den aufstrebenden jungen unwissenden Schmugglern. Sie zog sich weitgehenst aus ihren alten Geschäften zurück und heuerte als Frachtercaptain mit ihrem Schiff der Torgue bei einem Fracht- und Transportunternehmen mit Sitz auf Nar Shaddaa an. Ihre alten Kontakte jedoch gab sie nie auf, wer konnte schon ahnen, ob sie diese nicht vielleicht irgendwann wieder benötigte.

      Gedankenlos war sie bei dieser Erinnerung vor ihrer kleinen Bar gelandet. Sie nahm eine Flasche ihres geliebten Gins aus dem Regal und streifte mit dem Blick die danebenstehende Flasche Whisky. Ein Schmunzeln zog sich über ihre Lippen. Die Flasche war ein Geschenk von Midge an Falco, mit den Worten, sie solle doch mal neben Gin auch wirklich gute Getränke trinken. Sie stellte die Flasche Gin zurück, griff zu dem Whisky und entkorkte diesen. Sofort ging ihr der aromatische Duft in die Nase.

      Nun hatte sie wieder das Bild von Midge, sitzend in einem abgeschottetem Teil einer Lounge auf Coruscant, vor ihrem inneren Auge. Eine Zigarette zwischen den Fingern und ein Glas Whisky vor sich stehend. Mit einer heißeren aber angenehmen Stimme, die vermutlich von eben diesem Konsum herrührte, deutete sie Falco an sich zu setzten. Es war damals ein geschäftliches Treffen, bei dem es um die Übergabe einer speziellen Fracht ging. Der Auftraggeber arrangierte damals zwei Schmuggler zum Transport, die jeweils einen Teil der Strecke abfertigten. Beide Frauen verstanden sich über ihre berufliche Tätigkeit hinaus, was wohl ihren ähnlichen charakterlichen Eigenschaften zuzuschreiben war. Falco viel damals auf, das Midge wohl auch die eine oder andere Schlacht ausgetragen haben musste, zumindest dachte sie das, als sie die Narbe auf ihrem Unterkiefer sah, die durch ihre mittelbraune Hautfarbe gut zur Geltung kam.
      Sie führten damals ein langes Gespräch und erzählten sich einige Anekdoten aus ihrem jeweiligen Schmugglerdasein. Jedes mal wenn Midge aus ihrem Glas Whisky trank, konnte sie die Tätowierung eines Oshtras auf ihrem Unteram erkennen. Nicht umsonst schien ihr Schiff diesen Namen getragen zu haben.

      Falco setzte sich schwelgend in Erinnerungen auf das breite schwarze ledernde Sofa und legte das Datenpad vor sich auf den Glastisch. Das Glas Whisky in ihrer Hand schwenkend, sah sie wieder in das Nachtleben von Nar Shaddaa hinaus. Mit den Klauen ihrer Metallhand hob sie das Glas zu ihrem unsichtbaren Trinkpartner empor . Sie konnte sich gut vorstellen, wie Midge vor ihr, an dem Rand des Fensters gelehnt, mit ihren grünen Augen und den schwarzen mit grau durchsetzten zurückgebundenen Haaren, zu Falco hinüber sah und ihr zuprostete.
      „Auf dich Midge. Du warst ein solcher Sturkopf der sich immer durchzusetzen wusste, wegen dir trinke ich jetzt deinen geliebten Whiskey. Vielleicht auch bald Rum. Aber wie du weißt kann ich meinem Gin nicht entsagen.“, sie stockte für einen Moment und legte die Stirn in Falten. Als hätte sie geradewegs eine Unterhaltung mit Midge geführt, sprach sie mit einer rauen Stimme: „…Ja ich weiß, ich weiß. Hör auf in meinem Kopf herum zu spuken. Ich kümmer mich um deine Angelegenheit. Darum hast du mich damals schließlich gebeten. Es ist nur, seit du weg bist.... hat sich vieles in der Galaxie geändert. Wahrscheinlich ist es besser du erlebst es nicht mehr.“ Falco kniff die Augen zusammen, was ihre Krähenfüße deutlich abzeichnete und trank einen Schluck.

      Es war kurz vor dem Untergang der Oshtra, als sich Midge mit Falco traf und ihr im Vertrauen ein kleines Paket in die Hand drückte. Es war für ein Mitglied ihrer Crew bestimmt. Idgie Runagate, eine junge Mechanikerin die unter ihr arbeitete. So wie Midge von Idgie sprach, musste sie die junge Frau tief in ihr Herz geschlossen haben. Auch wenn sie es nie offen aussprechen würde aber Falco bekam immer mehr den Eindruck, dass sie wie eine Tochter für Midge war, die sie um jeden Preis schützen wollte. Sie konnte sich noch genau daran erinnern wie unruhig die sonst so ruhige Midge ihr Glas Whisky in der Hand hielt. Irgendetwas bedrückte diese erfahrene Frau. Sie erzählte Falco daraufhin von einer Begegnung mit einer Jedi. Einer Miraluka, die sie um den Gefallen bat, eine Person in ihrer geheimen Zuflucht auf Tatooine unter zu bringen. Mehr erfuhr Falco damals nicht. Aber es war Grund genug für Midge vorzusorgen, falls ihr irgendetwas zustoßen sollte.
      Das war das letzte mal, dass sie Midge jemals sah, erst verspätet erhielt sie über ihre Kanäle die Information über ihren Tod. Die komplette Crew wurde hingerichtet aber aus gewissen Quellen erfuhr Falco, dass scheinbar eine Person überlebt hatte. Idgie Runagate.

      Falco griff mit einer Hand nach dem Datenpad und scrollte durch den Inhalt. Schließlich legte sie das Pad auf ihren überschlagenen Beinen ab und musterte das Portrait von Idgie. Eine hübsche junge Frau. Rote kinnlange gewellte Haare, graue Augen und einen hellen Taint. Das Bild sprühte förmlich vor Tatendrang und Falco ahnte, diese Frau wird nicht so leicht mit sich umgehen lassen. Doch sie hatte Midge versprochen das Päckchen an ihre Erbin auszuliefern. Angesichts der Ereignisse der letzten Jahre, brauchte es einige Zeit bis Falco Idgie über ihre Kontakte aufspühren konnte. Sie wollte sicher sein, nicht einem Identitätsdieb in die Falle zu gehen. Die Überwachung des Nachrichtenverkehrs durch die Zakuul, trug nicht gerade zu einem schnellen Ergebnis bei. Mittlerweile jedoch war es an der Zeit Kontakt aufzunehmen. Sie hatte die nötige ID damals von Midge erhalten. Mit einem erneuten Seufzen kippte sie den Rest des Whiskys hinunter und machte sich daran eine Nachricht an Idgie zu verfassen.
      Was wäre die Welt ohne Gin....
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    • „ Idgie Runagate,

      diese Nachricht hätte Sie bereits vor einiger Zeit erreichen sollen, doch es bedurfte der Notwendigkeit ihrer Personenüberprüfung. Im weiteren Verlauf dieser Nachricht, werden Sie diesen Schritt verstehen. In Zeiten wie diesen, werde ich Ihnen verständlicher Weise auch nicht meine Identität offen legen.Noch nicht….
      Ich kann Ihnen lediglich verraten, dass unser gemeinsamer Nenner Captain Midge Heskins ist…

      Auch wenn nun beinahe 2 Jahre seit dem damaligen Vorfall auf der Oshtra vergangen sind, möchte ich Ihnen zu diesem Verlust mein tief empfundenes Beileid aussprechen.

      Ich weiß, dass der Captain für Sie eine starke Persönlichkeit war, zu der sie aufschauten. Und aus erster Hand kann ich Ihnen Idgie, versichern, dass Midge viel an Ihnen lag. Was mich nun zu dem Grund dieser Nachricht kommen lässt.

      Wenige Tage vor dem Vorfall traf sich der Captain mit mir und überreichte mir ein Paket, was an Sie gerichtet ist. Aus Respekt vor Midge ließ ich es verschlossen und kann Ihnen somit nichts über den Inhalt erzählen. Nur soviel, Midge hatte aus gutem Grund gewisse Vorkehrungen für Sie getroffen. Einen Teil dieser Vorkehrung, wie wir beide wissen, ist bereits eingetroffen. Idgie, Sie leben…. obwohl jedes einzelne Crewmitglied der Oshtra hingerichtet wurde. Midge Heskins hat es irgendwie geschafft, Sie aus dieser Hölle zu bringen. Eine ihrer seltenen Gaben die ich immer bewundert habe… aber ich schweife ab.
      Das Paket befindet sich in meinem Besitz und da Sie vermutlich aus gutem Grund dieser Nachricht nicht trauen wollen, habe ich eine Vorkehrung getroffen. Sie können sich somit ein eigenes Bild machen ob sie mir Glauben wollen oder es für eine Falle halten.

      Ich weiß, dass Sie beide über einen Gegenstand verfügten, den nur Sie und Midge besitzen konnten. Ein kleines funktionstüchtiges Modelraumschiff der Oshtra. Es war eine spezielle Anfertigung und nur sie beide waren in dessen Besitz. Midge gab es mir für den Fall, um diese Nachricht glaubhafter zu machen. Ich ließ es in einem Schließfach auf Nar Shaddaa deponieren. Die Koordinaten und Zugangsdaten erhalten sie im Anhang. Ort und Zeitpunkt für die Übergabe des Paketes sind ebenfalls im Schließfach enthalten. Ich nehme mir außerdem die Freiheit, gewisse Bedingungen für unser Treffen zu vereinbaren. Alles weitere finden sie in dem Fach.


      Wenn sie sich entschließen sollten mir zu trauen, wäre ich Ihnen sehr verbunden mich von der schon zu lang andauernden letzten Bitte von Heskins zu entbinden.

      Eine Freundin “



      Das Licht des Datenpads auf dem Falco ihre Nachricht eintippte, erhellte ihr Gesicht. Sie sah nun müde und alt aus. Langsam legte sie das Pad neben sich auf das Sofa und lehnte sich vollends zurück. Ihr Blick aus dem Panoramafenster in das Nachtleben des Mondes gerichtet, grübelte sie über das weitere Vorgehen nach. Wie wird nun Runagate auf diese Nachricht reagieren…
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    • [Nar Shaddaa, Apartment von Falco Krige ]

      Es vergingen Wochen bis Monate nach dem ersten Zusammentreffen der Schmugglerin und der Gruppierung von Ska Gora. Nach den Ereignissen auf Tatooine und dem Aufgreifen der beiden Jedi auf Nar Shadda verblieb Falco vorerst in ihren Gefilden. Wäre Falco mit der Gruppe nach Ska Gora geflogen, hätte man sie wohl nicht mehr so schnell von der Planetenoberfläche gelassen. Unterwegs ohne Wörterbuch

      Mit einem Seufzen warf sie das Datenpad, auf dem sie zuvor die Protokollierung der Waffenlieferung ihrer letzten Tour durchging, auf den Tisch. Langsam schwenkte Falco das Glas in ihrer dreigliedrigen Klauenhand und nippte gelegentlich von dem hochprozentigem Whisky, der ihr gefühlt bei jedem Schluck die Speiseröhre innerlich verbrannte. Doch das brauchte sie jetzt. Idgies Umgang riss in der gestandenen Frau alte Wunden auf von denen sie sich derzeitig nur mit Aufträgen und Hochprozentigem ablenken konnte. Nur rumorte unentwegt in Falcos Geist immer noch das Vermächtniss ihrer alten Gefährtin herum. Midges Auftrag war noch längst nicht erfüllt. Auch wenn die letzten Spuren vorerst im Sande verliefen. Falco wartete geduldig. Irgendwann wird man sie wieder kontaktieren.
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