Unterwegs ohne Wörterbuch

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    • Unterwegs ohne Wörterbuch

      Teil 1

      Nachdenklich fühlte Idgie über das kühle Metall ihres Blasters, spürte die geriffelte Struktur im Griff nach. Sie hatte nicht gewusst, wie sehr er ihr fehlen würde, als sie ihn an Terks verkaufte, aber auch, wenn sie es gewusst hätte – was wäre anders gewesen? Credits hätte sie trotzdem gebraucht. Der Himmel über Alderaan war stahlblau und sie sah einen Thranta in der ihnen typischen Ruhe darüber hinweg gleiten. Sie fand sie eindrucksvoll, aber auch ein klein wenig langweilig – eher etwas für ältere Leute oder so.

      Als Xine gestern dafür gesorgt hatte, dass sie den Blaster wieder bekam, war Idgie durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen. Zunächst hatte sie sich gefreut, den Mann mit den roten Haaren wieder zu treffen, auch, wenn sie dann wieder daran erinnert wurde, dass ihr Bewerbungsgespräch mit ihm und seinen zwei Begleiterinnen, den angeblichen Händlern, nicht gut verlaufen war. Eigentlich hatte sie sich einen mittleren Rausch antrinken wollen, aber dann nahm der Abend einen anderen Verlauf.

      Nach wie vor fand sie diesen vorgeblichen Händler merkwürdig. Auf ihre Frage hin hatte Xine ein Ale akzeptiert und dann davon getrunken, als hätte ihm ein zorniger Hutte einen Drink vorgesetzt – mit sehr spitzen Lippen sozusagen. „Ich hab noch nie einen Schmuggler getroffen, der Ale trinkt, als sei es ein Gift!“, war es ihr heraus gerutscht. „Wir sind ja auch Händler“, war seine Antwort gewesen. „Das glaube ich nicht“, hatte Idgie entgegnet, woraufhin Xine lächelte und sie fragte: „Echt? Wieso nicht?“ Kopfschüttelnd hatte sie geantwortet: „Weil ihr viel zu wenig jammert.“ Damit kannte sie sich ja nun aus.

      „Du bist 'ne Nummer“, hatte sie später zu ihm gesagt, woraufhin er entgegnet hatte: „Ich mag dich auch.“ Und da war er dann wieder gewesen – dieser Mechanismus, der dazu führte, dass Männer sich nicht mit Frauen unterhalten konnten, ohne sie anzugraben, ohne unentwegt ihr Äußeres abzuschätzen und darüber nachzudenken, wie sie wohl im Bett waren. Jedes Mal passierte das, jedes Mal geschah dasselbe! „Ich bin nicht nett“, hatte sie rasch gesagt und dann war ein Wort zum anderen gekommen und ehe sich Idgie versah, hatte sie Ruth erwähnt, was sie nun eigentlich gar nicht tun wollte. Niemals.

      Erstaunlicherweise erklärte Xine aber, dass er in „romantisch-sexueller Hinsicht“ nichts von ihr wolle und wirkte dabei nicht verärgert oder frustriert. „Dachtest du, ich hab versucht, dich anzumachen?“, fragte er. „Ja“, erwiderte sie und setzte später vorsichtig nach: „Stehst du nicht auf Frauen?“ Er hatte behauptet, doch, erstünde auf Frauen. „Auch, wenn es das Gespräch in eine seltsame Richtung schiebt. Amüsant, aber seltsam.“

      Sie unterhielten sich dann über ihre Reisen und darüber, welche Planeten sie mochten: in Xines Fall Hoth, in Idgies Tatooine. Und dann kam die Geschichte mit dem verkauften Blaster zur Sprache und dieser merkwürdige Kerl fragte, an wen sie die Waffe verkauft habe. Sie wollte nicht zu viel über Terks sagen und dass sie ihn kannte, deswegen beschrieb sie ihn nur, als „schmierigen, kleinen Kerl, der damit ein verdammt gutes Geschäft gemacht hatte“. „Schmierig,klein...“, erwiderte Xine lächelnd. „Wenn er noch eine Kapuze auf hatte, hat er alle Klischees erfüllt.“ Übermütig hatte Idgie ihn angegrinst. „Nein, es war nicht deine Mitreisende.“

      Xine bekam heraus, wo Terks wohnte und überredete Idgie, ihn aufzusuchen. Dummerweise kam der Mann, den Midge auf Tatooine immer kontaktiert hatte, auch gerade nach Hause, und nun begann Idgie sich zunehmend unwohl zu fühlen. Tatsächlich begann ihr Begleiter zu versuchen, mit Terks zu handeln – für Leute, die er nicht kannte eine ungesunde Idee. „Idgie hat mir eine Menge von Euch erzählt“, sagte er auch noch. Sie würde nie wieder mit Terks handeln können.

      Als ein neuer Kunde den „Laden“ betrat, änderte sich alles. Ben hieß er, und er war stinksauer, weil sein von Terks erworbener Hyperraumzerspannungskondensator Schrott sei und „den ganzen Frachter“ zerlege. Xine erreichte, dass Ben mit Idgie und ihm zum Frachter, einem hübschen kleinen XS ging und sie das reparieren ließ – kein Ding, wer sich auskannte, wusste, worauf er hätte beim Einbau achten müssen; das ließ sich schnell nachholen. Daraufhin,so hatte Xine es ausgehandelt, kaufte Ben ihren Blaster zurück und gab ihn ihr, als ihr Honorar. „Verlier' ihn nicht und reise bitte nicht ab, bis wir dir ein 'Ja' oder 'Nein' gegeben haben“, bat Xine sie zum Abschied. „Klar“, hatte sie erwidert und gelächelt. „Mach ich. Danke, Xine.“

      Mittlerweile glaubte sie, dass er Berufsspieler war. Einer, der immer mit den ganz großen Einsätzen spielte. Fragte sich nur, was die beiden Frauen in seiner Begleitung dann waren. Händler jedenfalls nicht, da war sich Idgie vollkommen sicher. Vielleicht seine Bodyguards? Jedenfalls hoffte sie immer noch darauf, dass sie diesen Job bekommen würde.



      Wenn es etwas gibt, was die Welt hasst, so ist es eine Frau, die sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmert.
      Calamity Jane (1852 - 1903), deutsch Katastrophen-Jane, eigentlich Martha Jane Cannary Burke, US-amerikanische Wild-West-Heldin
      Der Beginn einer wunderbaren... Mechaniker-Freundschaft?

      Morwena aquae: "Nehmen wir an, Ihr habt eine Fehlfunktion in der Antimaterie oder Hypermateriekammer, die Teil des Hyperantriebs ist, welche Maßnahmen würdet Ihr einleiten, wenn die Fehlfunktion als Leck in dem Zufluss von Lagereinheit und Antriebskammer angenommen wird?"

      Idgie: "Ich würde mir ein Wörterbuch kaufen."
    • Teil 2


      Sie hasste diesen selbstgefälligen Vollidioten! Verkaufte Speeder und hielt sich für einen Experten – dabei waren die Modelle, die er anbot, so unfassbar hässlich. „Was soll das denn sein, ein Damenrasierer?“, fragte sie ihn finster. „Ach, komm, ich würd' mich für den Rest meines Lebens schämen, so ein Ding zu steuern!“ Er wollte ihr den JA einfach nicht überlassen, obwohl er es nicht schaffte, ihn zu reparieren.

      Ausgesprochen schlecht gelaunt setzte Idgie sich auf eine der Treppenstufen vor der Cantina. Sie war Alderaan so Leid, dass sie hätte kotzen können. Resigniert zog sie das XS-Spielzeugmodell heraus, das ihr Midge vor so langer Zeit geschenkt hatte, und drehte es in ihrer Hand. „Da bist du ja“, hörte sie unvermittelt neben sich. „Die Serienmörder sind da; wir wollen dich einpacken.“ Xine stand da – und neben ihm eine der beiden, die vermutlich seine Bodyguards waren. Aliera. Die nette. „Jetzt... wirklich?“, fragte Idgie fassungslos. Erst einmal wollten sie
      mit ihr reden, verkündeten die zwei. An einem gemütlicheren Platz. Das war ihr nur Recht.

      Wieder wollten ihre beiden neuen Bekannten nur Wasser trinken. Idgie besorgte die Getränke in der Cantina und brachte sich selbst ein Ale mit. Xine überließ Aliera das Reden – vielleicht ein kleines Täuschungsmanöver? „Wir würden Ihnen diese Arbeit gern geben“, sagte sie ohne Umwege. „Aber dazu muss ich ein wenig ausholen, weil es etwas komplizierter ist, als es wohl den Anschein haben mag.“ Natürlich. Immer war es dann doch... komplizierter.

      „Wir haben uns ja als Händler vorgestellt“, fuhr die Frau mit dem langen schwarzem Haar fort. Eine weiße Strähne in ihm fand Idgie, machte sie auf besondere Art attraktiv. „Das war in dem Moment zwar durchaus korrekt, weil wir uns mit Händlern und Kontakten getroffen haben, aber letztlich stehen wir für eine Gruppe Personen, die viel mehr als das tut.“ Idgie begann, breit zu grinsen. 'Hab ich's doch gewusst!', dachte sie. 'Also wohl kein einzelner Berufsspieler, sondern ein ganzes Syndikat.' Lässig setzte sie die Ale-Flasche an den Mund und trank einen Schluck.

      „Wir bewohnen einen Planeten, der versteckt liegt und dies auch bleiben soll.“ Aliera erzählte weiter. „Wir sind ein Zusammenschluss von Zivilisten, Soldaten und... Jedi.“ Idgie verschluckte sich und spuckte das gute Ale durch die Gegend. „Sorry“, sagte sie verdattert und wischte sofort mit dem Ärmel über den Tisch. „Jedi? Meint Ihr das ernst?“ Leichthin fragte Aliera: „Warum nicht?“ Idgie konnte es nicht fassen. „Also, ich hab ja manchmal stories gehört“, wandte sie ein. „Aber ich hab noch nie einen gesehen.“

      „Also, ich weiß, dass Sie welche gesehen haben“, sagte Aliera und lächelte sanft. „Das würde ich bestätigen“, schob Xine nach. „Wie?“, stammelte Idgie. „Ihr zwei?“ Sie starrte Xine an. „Nee, ne?“ Doch. Alle beide. Das... ließ die ganze Geschichte mit dem Blaster in einem vollkommen anderen Licht erscheinen. Oder doch nicht? „Und eure... die andere... War sie auch... Ist sie auch eine Jedi?“, fragte Idgie. Xine nickte. „Liebe Güte“, japste Idgie. Als wäre die nicht so schon furchteinflößend genug gewesen.

      Aliera erklärte ihr, was zu ihrem Job noch gehören würde: Sie beschützten unter anderem etwas, sagte sie. Es war auch manchmal gefährlich. Von dem geheimen Ort kam man nicht unbedingt regelmäßig fort. Geheimhaltung war natürlich obligatorisch. Aber das kannte Idgie ja schon von Midge. Sie sagte ja. Natürlich sagte sie ja.

      Vorsichtigerweise ließen die beiden Jedi sie auf dem Flug nicht sehen, welchen Kurs sie flogen, das war ja auch vernünftig. Sie landeten auf einem grünen Planeten, auf dem es netterweise recht warm war. „Willkommen auf dem Planeten Ska Gora“, sagte Xine. „Danke, Xine... Meister Xine?“ Idgie hatte keine Ahnung, wie sie diesen Mann denn nun ansprechen sollte. Er schmunzelte und verneigte sich. „Jedi-Ritter Xine Erauqs. Nenn mich ruhig weiter Xine.“ Ihr war es ein wenig schwindelig. „Ritter. Whow“, antwortete sie matt. „Bestimmt habt Ihr Euch über mich schief gelacht. Wegen meiner Frage. Und dem 'auf Frauen stehen' und so.“ Wieder lächelte der... Ritter. „Och, die Frage war... eine Frage. Kein Problem.“

      Idgie drehte sich zu Aliera. „Seid Ihr auch Ritterin?“ „Ich war einmal Ritterin, ja.“ Sie schmunzelte. „Ich bin Meisterin und Teil der Stützpunktleitung. Aber letztlich sind wir doch alle ein Teil des
      Teams?“ „Meisterin“, murmelte Idgie dumpf. „Ja, klar. Ein Team. Okay.“

      Eine Tempelruine lag im Wald versteckt. Xine und Aliera führten sie zu einem Eingang und begannen dann, ihr das Gebäude zu zeigen. In den verfallen scheinenden alten Mauern war ein gut ausgerüsteter Stützpunkt verborgen. Auf einer Terrasse mit atemberaubendem Ausblick über den dichten dunkelgrünen Wald des Planeten trafen sie auf einige andere Leute. Bei ihnen fanden sich auch zwei Tiere – Haustiere, so, wie es aussah.

      Ein Typ mit vielem Cyberkram am Leib sagte zu Idgie: „Ey, ich bin Rash. Willkommen in der Hölle“, während eine Frau Aliera und Xine mit „Guten Abend, Meisterin. Guten Abend, Meister“, begrüßte und sich jeweils verneigte. „Hallo Rash“, sagte Idgie etwas eingeschüchtert von diesem Zeremoniell zu dem Cyber-Mann. „Wusste gar nicht, dass die anzufliegen ist.“ Das Zentnerpaket, welches das eine Haustier darstellte, kam auf sie zu und schnupperte an ihr herum. „Ich hab aber nix Leckeres in meiner Jackentasche“, murmelte sie irritiert. Plötzlich sah sie sich auf
      einem irre schnellen Speeder über die fantastische Wüstenlandschaft von Tatooine gleiten. Hatte irgendwer ihr Drogen verabreicht?

      „Oh, ich hatte nicht im Kopf, dass sie komplett neu ist“, sagte nun eine Frauenstimme hinter ihr. „Ich bin Padawan Asura Valren, sehr erfreut, Sie kennenzulernen.“ Idgie drehte sich ergeben um. Was war denn ein Padawan? „Ich bin Idgie... Idgie Runagate und auch echt erfreut...“ Redeten die hier alle so? Der... Hund sah zu ihr hoch, als wäre sie ein wunderschönes Märchenwesen – oder ein Nerfburger. Unbeholfen tätschelte sie ihn, woraufhin das Tier begann, ihre Hand mit seinem Zungenlappen abzulecken. „Und welche Rolle nehmt Ihr auf der Basis nun ein, wenn ich
      fragen darf?“, fragte der Padawan. Was sich als ein Jedi in Ausbildung heraus stellte. Bekamen die dann ein Diplom oder so?

      Idgie starrte ihre nasse Hand an. „Äh. Ich mache Dinge ganz. Also... Maschinen. Bin Mechanikerin.“ Sie fühlte sich, als sei sie mit einem Raumschiff auf dem falschen Planeten gelandet. Leicht angewidert wischte sie die Hand an der Hose ab. Plötzlich stand der Cyber-Typ – Rash – vor ihr und musterte sie von Kopf bis Fuß. Aha. Mal wieder so einer. „Fertig geguckt?“, fragte sie ihn. Kopfschüttelnd streckte er ihr seine komplett kybernetische Rechte hin. „Jetzt ja, und jetzt machen wir das auch persönlich. Freut mich, dich hier zu haben.“

      Sie schaffte es nicht, den Überblick zu behalten. Irgendwann tauchte noch eine „Specialist Lyreena Uniri“ auf, die Rash 'Lee' nannte, und besorgte ihr einen Drink. Naja, so etwas Ähnliches. Es stellte sich nämlich plötzlich heraus, dass es auf Ska Gora keinen Alkohol gab. „Glaub', ich brauch bald etwas Schlaf“, murmelte Idgie. Xine erklärte sich bereit, ihr zu zeigen, wo sie schlafen könne.

      Auf dem Weg sprach sie die Herrin des Zentner-Hundes noch an. „Wie hat es dich hierher verschlagen?“ So sehr Idgie sich freute, offen und neugierig empfangen (und ohne Verbeugung angeredet) zu werden – sie konnte einfach nicht mehr. „Puuuh“, stöhnte sie. „Das ist 'ne längere Geschichte. Ich erzähle sie ein anderes Mal, in Ordnung?“ „Okay“, sagte die Frau, die Kria hieß. Idgie grinste sie schief an. „Nacht.“ „Oh. Gute Nacht“, erwiderte Kria und lächelte.

      Trotz aller Müdigkeit lag sie noch lange wach. 'Bin ich jetzt glücklich?' Idgie drehte sich auf den Bauch und sah all die Leute vor sich, der Reihe nach, einen nach der anderen. 'Ja. Ich bin glücklich. Und mein Ziel ist unversehens um einiges erreichbarer geworden.'
      Der Beginn einer wunderbaren... Mechaniker-Freundschaft?

      Morwena aquae: "Nehmen wir an, Ihr habt eine Fehlfunktion in der Antimaterie oder Hypermateriekammer, die Teil des Hyperantriebs ist, welche Maßnahmen würdet Ihr einleiten, wenn die Fehlfunktion als Leck in dem Zufluss von Lagereinheit und Antriebskammer angenommen wird?"

      Idgie: "Ich würde mir ein Wörterbuch kaufen."
    • Teil 3

      Idgie blieb wie angewurzelt stehen. Irgendwann hatte es ja so weit kommen müssen. „Ähm. Hallo“, sagte sie.

      „Ah, Miss Runagate. Ihr habt Euren Weg hierher gefunden, wie ich sehe.“ Die Dritte aus dem Trio, das Idgie auf Alderaan begegnet war, trug diesmal keine Kapuze. Formell fragte sie Idgie, wie sie sich auf dem Stützpunkt fühle. Etwas bemüht lächelte Idgie. „Öh... Toll! Ist ein toller Stützpunkt. Wie war noch Euer Name?“

      „Morwena Aquae ist mein Name. Konntet Ihr Euch gut einleben?“

      'Was? In zwei Tagen?' „Ich bin seit vorgestern hier... Noch nicht ganz, aber ich bin auf dem besten Weg.“ Ein Grinsen huschte über Idgies Miene, das sie aber sofort wieder verschwinden ließ. Als sie das Schmunzeln auf dem Gesicht ihres Gegenübers sah, starrte Idgie Morwena überrascht an.

      „Irgendetwas Interessantes?“, fragte die Jedi sofort nach. „Warum schaut Ihr drein, als hätte ich Euch überrascht?“

      „Ähm...“ Idgie riss sich am Riemen. „Wir hatten in unserer bisherigen Beziehung noch nicht so viel Gelegenheit für Witze. Oder Lächeln. So was."

      „Zu Tarnrollen gehören in der Regel auch abweichende Verhaltensmuster.“

      Kurz öffnete Idgie den Mund und schloss ihn dann wieder. Morwena meinte das offenkundig todernst. „Ach, natürlich“, brachte die Mechanikerin schließlich heraus. „Das habe ich nicht berücksichtigt.“

      Kria, die vorbeikam, begrüßte sie beide entspannt. Am liebsten wäre Idgie ihr hinterher gerannt. „Hey, Kria“, sagte sie matt.

      „Andererseits waren meine Fragen bezüglich Eurer mangelnden Qualifikation durchaus ernst gemeint“, versetzte Morwena. „Hallo, Kria.“ „Ja, das dachte ich eigentlich schon auch...“ Idgie runzelte die Stirn. „Ich wollte sicher nichts vortäuschen, was ich nicht einhalten kann.“

      „Bildung kann man nachholen.“ Was inhaltlich so wirkte, als übe Morwena Nachsicht, klang vom Ton her eher wie ein Befehl. „Ich bin sicher, Ihr werdet viel Zeit damit verbringen, die notwendige Theorie nachzulegen?“

      „Klar“, sagte Idgie. Ihre Geduld ließ nach. „Wenn es hilft?“

      „Ich bin sicher, dass Euch theoretische Grundlagen dabei helfen, Euer Einsatzgebiet beträchtlich zu erweitern“, beschied die Jedi sie. Es ließ sich leider nicht leugnen, dass sie Recht hatte, auch, wenn Idgie am liebsten schreiend weggelaufen wäre.

      „Ja, Ihr habt ziemlich sicher Recht“, gab sie nur ein bisschen kleinlaut zu und versuchte, das Thema zu wechseln. „Wie lange seid Ihr schon hier?“

      „Seit mehreren Jahren mittlerweile... Und Eure Einsicht ehrt Euch.“ Ihre nun folgenden Sätze jagten Idgie eine Gänsehaut über die Unterarme.„Ich war so frei und habe einige grundlegende Werke zusammengestellt, die Euch bei Euren Aufgaben den notwendigen theoretischen Hintergrund vermitteln. Es sind auch nur fünf Bücher zu jeweils etwa 900 Standard-Seiten, die die Grundlagen der Raumfahrttechnik in der aktuellen Zeit, die Theorie der Elektrotechnik, Grundlagen der Droidentechnik sowie die Grundlagen der Informatiksysteme und zu guter Letzt auch noch einen Überblick über die Naturwissenschaften vermitteln. Damit Ihr für alle Situationen gerüstet seid... Es ist natürlich keine Pflicht; ich kann es Euch nicht befehlen.“

      Idgie starrte sie an. Der letzte Satz schien so etwas wie eine rhetorische in-Frage-Stellung zu sein. Die Jedi konnte es ihr vielleicht nicht befehlen – aber sie tat es trotzdem. „Das ist ja...toll“, brachte sie hervor. Morwena lächelte sanft. „Es freut mich, dass meine Auswahl bei Euch auf Gegenliebe stößt.“ „Ja, natürlich“, krächzte Idgie. „Ich denke, ich muss vielleicht mal mit dem Kybernetiker reden – ich habe zurzeit ein wenig Schwierigkeiten, Schriften zu lesen.“

      Natürlich fiel sie nicht darauf hinein. „Das Datenpad hat eine bis zu zehnfache Zoomfunktion.“ Etwas peinlich berührt lachte Idgie. „Stimmt! Das hatte ich... ganz vergessen.“ Wie betäubt folgte sie der Jedi zu deren Arbeitsplatz im Kommunikations- und Befehlszentrum. „Nichts anfassen, sonst ist die Hand ab“, informierte Morwena. Idgie hustete. „Alles klar.“

      „Hier, das Datenpad“, sagte die Jedi dann und drückte es Idgie in die Hand.„Ich schätze, dass Ihr etwa eine Woche braucht, bis Ihr das erste Mal durch seid. Nehmt Euch etwas Zeit und kontaktiert mich ruhig bei Fragen.“

      'Das erste Mal? Ich werde drei Wochen brauchen, nur, um mich von dieser Unterhaltung zu erholen!' Mit einem unbeschreiblichen Gesichtsausdruch sah Idgie Morwena an. „Was macht Ihr eigentlich in Eurer Freizeit?“, fragte sie, woraufhin Morwena den Kopf schräg legte. „Meditieren“,erwidert sie. 'Natürlich. War ja klar.' „Immer?“, fragte Idgie nach, nicht gewillt, die letzte Hoffnung fahren zu lassen. Und immerhin bekundete die Jedi, dass sie manchmal auch trainieren würde und gern flöge.

      „Ihr fliegt gern?“, fragte Idgie interessiert nach. „Ja, vor allem bevorzuge ich anspruchsvolle Manöver in der unteren Atmosphäre, simulierte Raumschlachten auf schwierigem Terrain sowie nicht zuletzt das einfach Schweben lassen bei ausgeschalteter Beleuchtung im Universum.“ 'Nie wieder. Ich frage nie wieder nach. Warum kann sie nicht einfach gern fliegen und basta?'

      „Mit dem Meditieren solltet Ihr das auch einmal versuchen“, empfahl Morwena.„Es hilft sehr, wenn man seinen Geist von Zeit zu Zeit Ruhe finden lassen kann.“ „Ich glaube, das ist nicht so sehr etwas für mich“, entgegnete Idgie und biss sich auf die Unterlippe. „Ich bin eher... der unruhige Typ.“ „Gerade dann ist es wichtig, dass Ihr eine innere Ruhe erlangt“, erwiderte Morwena. „Sonst rennt Ihr von einem Chaos in das nächste.“ Idgie musste grinsen. „So hat das bisher funktioniert, ja.“ Die Jedi ging nicht auf den scherzhaften Ton ein. „Ihr seid hier mit einer Menge Jedi zusammen. Nutzt die Chance und öffnet Euren Geist ein wenig dem, was Ihr hier aufschnappen könnt. Wir beißen nicht.“

      Nun musste die 22-jährige Mechanikerin lachen. „Das hatte ich bei Euch aber anders vermutet.“

      „Auch das korrekte Einschätzen von Personen gehört zu den Dingen, bei denen eine innere Ruhe hilfreich ist.“

      Empört sperrte Idgie den Mund auf, brachte aber nichts über die Lippen. Dann fing sie an, zu lachen. „Eins zu Null für Euch!“

      Morwena senkte den Kopf und faltete die Hände. „Ich werde nun mein Training fortsetzen. Nutzt die Chance, um Euch umzusehen und Euren Horizont zu erweitern. Möge die Macht mit Euch sein, Idgie Runagate.“

      „Und mit Euch, Morwena Aquae.“ Verdutzt stellte Idgie fest, wie feierlich sie das gesagt hatte und sah der Jedi hinterher, die langsam in Richtung des hinteren Geländes schritt.

      „Liebe Güte“, sagte Idgie verblüfft.
      Der Beginn einer wunderbaren... Mechaniker-Freundschaft?

      Morwena aquae: "Nehmen wir an, Ihr habt eine Fehlfunktion in der Antimaterie oder Hypermateriekammer, die Teil des Hyperantriebs ist, welche Maßnahmen würdet Ihr einleiten, wenn die Fehlfunktion als Leck in dem Zufluss von Lagereinheit und Antriebskammer angenommen wird?"

      Idgie: "Ich würde mir ein Wörterbuch kaufen."

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    • Teil 4

      Am Abend des Tages nach ihrer Ankunft hatte Idgie ein Pad an ihrem Schlafplatz vorgefunden: Eine Technikerin namens Luna Sati bat siedarin, in ihre Abteilung zu kommen und sich vorzustellen und Idgie folgte der Aufforderung sehr gern. Die Technik-Abteilung erwies sich als ein Paradies für Nerds und eine Spielwiese für Mechaniker: In der hinteren Ecke arbeiteten vier Mechaniker auf der Werkbank an einem Teil, das scheinbar zu einem Triebwerk gehörte. Daneben wurde geschweißt, geredet und gezeichnet. Eine Technikerin schraubte an einem Droiden herum, um ihn neu zu kalibrieren. Durch die verschiedenen Arbeiten war es laut und der Raum erfüllt mit knarzenden Geräuschen.

      Eine Frau, etwa Anfang dreißig, kam auf Idgie zu. In ihren Händen hielt sie ein Pad und lächelte sie an; mit sanfter Geste reichte sie Idgie ihre Hand. „Technikerin Luna Sati. Ihr seid Idgie Runagate, oder?“, sagte sie freundlich. „Hey“, antwortete Idgie glücklich, ergriff die Hand und schüttelte sie. „Einfach Idgie. Das bin ich, ja. Das ist ja 'ne nette Werkstatt hier!“

      Luna führte sie zu Anfang ein wenig herum und stellte sie ihren Kollegen vor, dann ließ sie sich erzählen, was Idgie bisher so gemacht hatte. „Ah, an einer XS also?“, fragte sie bestätigend nach. „Wir haben hier auch ein paar XS Frachter. Einmal die 'Morgenröte' und dann noch zwei von Doc Bantu und Javul. Da wirst du sicher gut helfen können.“ Idgie beobachtete Luna, während sie weiter sprach. „Außerdem haben wir hier viele qualifizierte Kräfte“, fuhr die Technikerin fort, „und wenn du ihnen hilfst, werden sie dir auch helfen und dir vieles beibringen, da bin ich mir sicher. Es gibt ja auch noch mehr Schiffe als nur eine XS zum Beispiel... Aber sag mal: Wie gut kennst du dich mit Kommunikationsbojen und deren Holo-Tranceiver aus?“

      Es gab eine XS, nein, sogar mehrere! Idgie konnte ihr Glück kaum fassen. Sie hätte gar nicht genau sagen können, warum sie diesen Schiffstyp so mochte, aber es war nun einmal so. 'Sie hat was von einer Heldin, die alle aussortieren, weil sie nicht hübsch und elegant ist. Als ob das wichtig wäre! Sie taugt viel mehr, als alle denken.' Nur Morwena und ihre neunhundert-seitigen Bücher waren etwas, was Idgie auf Ska Gora nicht gefiel. 'Allerdings ist Morwena lange nicht so unangenehm, wie sie auf Alderaan wirkte', dachte sie. 'Eigentlich ist sie nett - nur halt ein wenig... jedihaft.' Hastig riss sie sich aus ihren Gedanken und antwortete Luna Sati: „Weichen diese Transceiver wesentlich von denen eines Holos ab?“ Lunas Selbstsicherheit und auch ihr selbstverständlicher Umgang mit ihr imponierten Idgie. Davon abgesehen machten sie es leicht, mit ihr in Kontakt zu kommen. „Ich hab noch nichts mit Kommunikationsbojen zu tun
      gehabt“, fuhr sie fort, „aber Holocoms hatte ich schon in den Fingern.“ Luna schmunzelte daraufhin.

      „Sie sind sich ähnlich“, erwiderte sie. „Die Protokolle sind fast gleich; immerhin verbindet sich ein Com oder Holo mit einer solchen Boje, um über die Galaxis zu strahlen. Dementsprechend: Nein, sie weichen nicht wesentlich von ihrer Funktionsweise ab. Sie sind nur etwas größer und heute auch noch zunehmend zickig. Denkst du, du traust dir die Arbeit daran zu? Ich hätte einen Spezialisten, dem du helfen kannst, bist du es selbst hinbekommst." Lunas Ton war freundlich, gar nicht ungeduldig.

      'Sie sieht glücklich aus', dachte Idgie. 'Zickende Bojen hin oder her.' Vermutlich wussten alle auf diesem Stützpunkt einfach sehr genau, was sie hier taten, was sie wollten, wofür sie arbeiteten. 'Und das macht verdammt viel mehr Sinn, als das, wofür meine Eltern arbeiten.' Einen Moment lang dachte sie über Lunas Frage nach und verschränkte ihre Arme. „Mmh“, sagte sie dann und nickte kurz. „Wenn jemand dabei ist - klar. Alleine würde ich es mir noch nicht zutrauen.“ Sie sah die Technikerin an. „Warum zicken sie denn heute? Wie viele habt ihr? Zicken sie alle? Und nur heute? Und wer arbeitet daran?“ Sie schaute sich im Raum um und versuchte zu entdecken, wo an den Kommunikationsbojen gearbeitet wurde. Luna schaffte es locker, ihre Fragen auseinander zu
      dividieren.

      „Um die zwanzig Stück“, erwiderte sie. „Die Bojen sind mit spezieller Software von Sartec ausgerüstet. Unser Spezialist Syco Vem arbeitet daran, und ich denke, er wird Hilfe brauchen. Die Kalibrierung und Anpassung auf die Systeme dauert einfach ewig und man muss vieles per Hand machen. Sie zicken nicht mehr alle. Die Hälfte haben wir bereits“, erklärte die Technikerin. Man konnte im hinteren Teil der Werkstatt ein größeres Gerät sehen und einen Mann, der an einer Werkbank mit mehreren Monitoren am arbeiten war. Idgie sah wieder zu Luna, die sie sympathisch
      anlächelte und sagte: „Ich denke, wir werden uns gut verstehen, Idgie.“

      „Das glaub ich auch!“, erwiderte Idgie und grinste Luna kameradschaftlich an. Dann sah sie wieder zu der Werkbank, an der der Typ saß, der wohl mit den Sensoren arbeitete, vermutlich jener Syco Vem, den Luna erwähnt hatte. Vielleicht war er wieder einer von denen, die sie mit Sätzen wie"Hey, Kleine, ich zeig dir mal, wie das geht" oder"Schätzchen, überlass' mir mal den Servohammer" zu beglücken versuchten. Vielleicht aber auch nicht. Beinahe hätte sie die Achseln gezuckt: Damit kannte sie sich ja mittlerweile aus. Sie schürzte die Lippen und sah zu Luna.

      „Hattest du nie... naja, Schwierigkeiten, wenn du beruflich mit Männern zu tun hattest?“, fragte sie. „Ich meine, mit der Sorte Männern, die dir dann zeigen wollen, wie 'nen Hydrospanner funktioniert oder dir großspurig erklären, wofür ein Partikelschild da ist?“ Sie steckte ihre Hände in die Hosentaschen und blickte Luna neugierig an.

      Luna wirkte kurz nachdenklich, doch dann glitt ein Schmunzeln über ihre Züge. „Doch, doch“, erwiderte sie. „Vor allem am Anfang.“ Sie sprach eine Lage tiefer: „'Wie? Du willst Mechanikerin werden? Technikerin? Das ist nichts für dich. Geh zur Universität und werde Ärztin oder Anwältin vielleicht sogar Richterin'“, imitierte sie scherzhaft vermutlich jemanden, den sie kannte. Dann redete sie in ihrer normalen Stimmlage weiter. „Ich kenne das auch. Der Anfang ist schwierig. Zuerst schauen sie doof, dann denkst du, dass du leichte Beute bist, und dann ziehen sie vor dir den Hut, wenn du gezeigt hast, dass du so einiges schneller und besser lösen kannst, als die anderen. Ehrlich gesagt, habe ich aber auch erlebt, dass es bei anderen Männern auftritt. Es ist wohl diese
      verkehrte Welt, die diese Beobachtungen erzeugt. Mittlerweile, also wenn ich mir das alles anschaue, dann bin ich froh, Technikerin geworden zu sein. Nein“, korrigierte sie sich. „Ich bin stolz. Was hätte den Jedi ein Anwalt gebracht? Hier unterstützen wir sie und das ist doch das Beste oder? Arbeit, die einen fordert, Spaß macht und dann noch Gutes erzeugt“, sagte Luna. Es klang sehr selbstbewusst.

      Idgie grinste ein wenig halbherzig. „Ja, vermutlich hast du Recht", gab sie zu und verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein. „Und stolz bin ich auch, dass ich es nicht so gemacht habe, wie meine Eltern es sich vorgestellt haben.“ Sie kicherte. „Liebe Güte, stell dir vor: Statt zwei schicken und anständigen Kauffrauen, die weiter ausbauen, was sie selbst erwirtschaftet haben, bekamen mein Vater und meine Mutter eine Soldatin und eine Mechanikerin. Bei beiden kann man ziemlich sicher sein, dass sie sich dreckig machen und wenig credits verdienen!“ Sie
      lachte laut und ein wenig klang Bitterkeit darin mit. Nicht lange, dann wurde ihr Gesicht wieder ernst.

      „Ich hab halt immer wieder mal so Typen getroffen, die meinen, Technik ließe sich nur begreifen, wenn man männlichen Geschlechts ist. Am besten war der, der mir einmal erklären wollte, wie ein Speeder funktioniert - das hab ich schon mit zehn verstanden.“ Nun grinste sie wieder. „Ich hab ihm dann mal kurz die Performance-Unterschiede und den unterschiedlichen Aufbau eines JA und eines Ubrikkian Striker erläutert. Beinahe wären ihm seine Augäpfel verloren gegangen.“ Sie warf Luna einen Blick zu, gespannt, wie sie auf die Geschichte reagieren würde.

      „Männer haben eben einen Hydroschrauber, also müssen sie besser wissen, wie man damit umgeht“, grinste Luna, dann lachte sie. Es klang offen und ehrlich. „Ich kann dich verstehen aber hier wirst du solche Gepflogenheit kaum wieder finden. Klar, gibt es hier manchmal die Selbstverliebten, aber das trifft beide Geschlechter. So, wie du dich präsentierst, Idgie, wirst du super zurecht kommen. Ich denke, so was wie du fehlt uns hier. Es macht Spaß, mit dir zu reden und vielleicht erklärst du mir auch mal die Perfomance-Unterschiede zwischen den Gleitergattungen.“ Luna lächelte Idgie an, dann warf sie einen Blick auf ihren Chrono. Ihr Gesicht verzog sich.

      „Hrmpf“, machte sie, „wir müssen unser Gespräch leider auf die Mittagspause verschieben. Ich muss mich um Stella kümmern gehen. Folgender Vorschlag. Ich bring dich zu Syco und du hilfst ihm für heute. Okay?“, fragte sie, fast klang es, als wolle sie sich entschuldigen.

      „Okay, dann werf' ich mal einen Blick auf die zickigen Sensoren“, willigte Idgie ein. Kurz zögerte sie und überlegte, zu fragen, wer Stella sei, doch dafür war vielleicht bei anderer Gelegenheit noch Zeit. Doch ein Satz entfuhr ihr, bevor sie sich bremsen konnte: „Die Performance-Unterschiede bekommt man am besten heraus, wenn man mal Probe fährt.“ Sie warf Luna einen Blick zu. „Kann man auch zu zweit.“

      (mit herzlichem Dank für das schöne Forums-RP an Xine!)
      Der Beginn einer wunderbaren... Mechaniker-Freundschaft?

      Morwena aquae: "Nehmen wir an, Ihr habt eine Fehlfunktion in der Antimaterie oder Hypermateriekammer, die Teil des Hyperantriebs ist, welche Maßnahmen würdet Ihr einleiten, wenn die Fehlfunktion als Leck in dem Zufluss von Lagereinheit und Antriebskammer angenommen wird?"

      Idgie: "Ich würde mir ein Wörterbuch kaufen."
    • Teil 5

      „Guten Abend, Miss Runagate.“

      Idgie, die über die Balkonbrüstung auf die Wälder Ska Goras gesehen hatte, schreckte hoch. Morwena Aquae setzte sich gerade, eine Hand auf den Tisch gestützt, sehr langsam auf einen Stuhl. Es sah ganz und gar nicht entspannt aus.

      „Oh. Hallo. Sorry“, erwiderte Idgie die Begrüßung und schob dann halb fragend nach: „Das sieht ein bisschen mühsam aus.“

      „Vergeht wieder“, entgegnete Morwena. „Die Landung nach dem Sprung war etwas ungeschickt von mir.“ Ihre Bewegungen sahen eher aus, fand Idgie, als sei sie von etwas überrollt worden. „Oh, ein Sprung?“, fragte sie im Plauderton. „Hinauf? Herunter?“

      Ein Sprung herunter sei es gewesen, erzählte die Jedi. Zu Trainingszwecken. 'Ich weiß nicht, ob ich wissen will, wie ein Training bei ihr aussieht', dachte Idgie, aber ehe sie sich versah, war ihr heraus gerutscht: „Ein intensives Training, wie es scheint...

      „Da runter.“ Als Morwena beiläufig mit der Hand nach hinten deutete, folgte ihr Idgies Blick. Dann wanderte er zu Morwena und wieder zurück: Die Jedi hatte auf den riesigen Turm gedeutet, der in der Ferne aus dem Wald heraus ragte.

      „Der da... Der, den ich auch sehe?“, stammelte Idgie fassungslos. „Exakt“, lautete die Antwort. „Bewahren uns die Sterne vor Ungenauigkeit“, murmelte Idgie leise. Wie hoch war das Gebäude? Höher als das Sanctuary jedenfalls. „Warum... wolltet Ihr da herunter springen?“ 'Nicht fragen, wenn du es vielleicht gar nicht wissen willst', schoss ihr zu spät durch den Kopf. Auch das Schmunzeln auf Morwenas Antlitz machte die Antwort nicht erträglicher: „Trainingszwecke.“

      „Natürlich“, erwiderte Idgie mit unbewegter Miene. „Ich trainiere auch immer das Fliegen ohne Hilfsmittel im Weltraum.“ Fast hatte sie den Eindruck, dass ihre Gesprächspartnerin ein Lachen unterdrückte. „Vergebt mir, Morwena“, fuhr Idgie fort. „aber mir kommt das vollkommen irrsinnig vor. Müssen Jedi so etwas tun?“

      Morwena hatte es geschafft, sich bequem hinzusetzen. „Nein, gezwungen werde ich dazu nicht. Ich tue es, um selbst Grenzen zu erfahren und zu wissen, was ich kann.“

      Es machte ihre Miene finster, als Idgie begriff, dass das vermutlich der Weg war, den sie auch gehen müssen würde: Bis an die Grenzen und darüber hinaus, um Klarheit über sich und ihre Möglichkeiten zu erlangen und irgendwann vielleicht ihre Schuld ausgleichen zu können.

      Asura kam hinzu und sie sprachen über das Leben als Jedi und die Katastrophe, die durch die Zakuul auch über sie hinein gebrochen war.

      „Tja, alles in allem habt Ihr nicht zu unserer Sternstunde zu uns gefunden, Miss Runagate“, sagte Morwena.

      „Idgie“, beharrte Idgie stur darauf, auch von ihr so angeredet zu werden. „Ich habe niemanden gefunden.“ Dummerweise kam Morwena dann wieder auf die lästige Bildungsfrage. „Konntest du – ich denke, du ist die korrekte Anrede – bereits die Bücher vollständig lesen?“

      Idgie musste einfach lachen. Morwena war so herrlich formell. „Du ist... total korrekt, ja. Nein, ich habe erst eines gelesen, und das auch nur zur Hälfte.“ Sie sah Asura an und grinste kameradschaftlich. „Ich bin ein hoffnungsloser Fall.“

      „Naja, manche lernen lieber praktisch“, erwiderte Asura diplomatisch. Mit unschuldiger Miene schlug Morwena vor: „Vielleicht solltest du einfach die übrigen Bücher lesen, ehe es wieder Abendessen gibt?“

      Idgie funkelte sie an. „Vor dem Abendessen. Die übrigen. Natürlich. Und dann mache ich noch ein paar Übungssprünge!“ Zu ihrer Überraschung legte Morwena den Kopf auf die linke Schulter und erwiderte lächelnd: „Es gibt eben erst wieder Abendessen, wenn du fertig bist.“

      Idgie lachte schallend. „Das ist aber eine strenge Lehrmethode“, stellte Asura lächelnd fest. „Morwi ist inzwischen so unnachgiebig geworden, wie ihre alte Meisterin.“ Die war bei den Angriffen durch die Zakuul ums Leben gekommen, wie sich heraus stellte.

      Letztlich landete Idgie an diesem Abend in der Nähe des Trainingsplatzes und bekam eine Art Trainerstunde von Morwena.

      „Es geht erst einmal darum, wie gut dein Körpergefühl ist“, hatte die Jedi ihr erklärt. Idgie musste mit nackten Füßen auf einer Mauerkante balancieren, im Sprint eine Treppe hinauf und herunter laufen, bis sie nicht mehr konnte und Klimmzüge an einem überstehenden Plateau machen.

      „Ein gutes Körpergefühl ist unerlässlich für jede Art des Kampfes, sogar für Blasterkämpfe, soweit ich das einschätzen kann“, erklärte Morwena der schwitzenden Mechanikerin. „Das ist einfach unglaublich“, sagte Idgie irgendwann. „Warum tut Ihr das alles, Morwena?“

      „Um das nächste Mal, wenn jemand meine Hilfe braucht, bereit zu sein.“

      'Ja', dachte Idgie. 'Das verstehe ich. Ich wäre auch gern schon bereit gewesen, als man mich gebraucht hätte.'

      Auch eine Übung, die sie Klappmesser nannte, führte Morwena ihr noch vor; eine Runde Jogging um den Platz stand auch noch auf den Programm. Als Morwena anhielt, war Idgie völlig fertig. Aber sie wusste, dass ihre Trainerin Recht hatte: Ihr derzeitiger körperlicher Status würde sie in einem Kampf massiv behindern.

      „Danke, Morwena“, sagte sie sehr ernst. „Wirklich. Danke.“

      „Dafür nicht“, erwiderte die Jedi. „Warte mit deinem Dank ab, bis du morgen früh aufwachst. Wenn du mir dann immer noch dankbar bist, dann ist es gut.“

      Es wurde eine denkwürdige Nacht: Idgie lernte viele Körperteile und Muskeln kennen, wie sie es noch nie zuvor getan hatte.

      „Also gut“, murmelte sie am frühen Morgen, als sie sich unter Schmerzen aus dem Bett drehte. „Weiter im Text.“
      Der Beginn einer wunderbaren... Mechaniker-Freundschaft?

      Morwena aquae: "Nehmen wir an, Ihr habt eine Fehlfunktion in der Antimaterie oder Hypermateriekammer, die Teil des Hyperantriebs ist, welche Maßnahmen würdet Ihr einleiten, wenn die Fehlfunktion als Leck in dem Zufluss von Lagereinheit und Antriebskammer angenommen wird?"

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    • Teil 6

      „Abend, Idgie.“ Sie hatte sich nur mit vorsichtigem Schritt genähert und Xine schien gar nicht in ihre Richtung zu schauen. Dennoch begrüßte er sie selbstverständlich mit Namen. Jedi...

      „Hallo, Xine“, erwiderte sie. In seinem Schoß lag ein hölzerner Pfeil, neben ihm eine bogenförmige Holzwaffe. „Darf man sich neben bewaffnete Jedi-Ritter setzen?“, fragte sie. Xine schmunzelte. „Jedi-Ritter sind fast immer bewaffnet und klar darfst du.“ Idgie kletterte neben ihn auf das Mäuerchen. Unter ihnen lag der unendlich wirkende Wald Ska Goras. Sie war so erleichtert, ihn getroffen zu haben, doch nun fiel es ihr schwer, ihre Frage zu formulieren.

      „Diese... dieser... Ach, dieses Ding halt, in der Höhle“, stammelte sie. „Nyadar...“

      „Nyadar ist eine sie“, nickte Xine. „Was ist mit ihr?“

      „Kann es sein, dass sie meine Träume beeinflusst?“ Seit sie auf Ska Gora war, hatte Idgie in jeder Nacht den Tag wieder erlebt, an dem die Zakuul die Oshtra lahm gelegt und dann geentert hatten. Jede Nacht. Es machte sie traurig. Wütend. Und mürbe. Aber im Traum spielten sich die Ereignisse in einem Punkt noch etwas anders ab, als in Wirklichkeit.

      „Es ist denkbar, ja“, erwiderte Xine. „Möglicherweise verändert ihre Präsenz aber auch unbewusst deine Träume. Warum?“

      Stockend berichtete Idgie dem Jedi vom Fall der Oshtra: erzählte, wie die Zakuul schließlich das Schiff enterten, wie die Schießerei begonnen hatte und sie von einem Blasterschuss in den Arm getroffen wurde und in Ohnmacht fiel. Und davon, dass sie das nun jede Nacht träumte. Sie sah Xine an.

      „Das waren nicht die Zakuul. Midge hat geschossen.“ Midge. Ihr Captain. Die Frau, die ihre Sehnsucht nach einem anderen Leben verstanden und sie auf ihr Schiff aufgenommen hatte. „Sie hat mich angeschaut und gebrüllt: 'Du entkommst mir nicht!'“ Der Schmerz war so heftig gewesen. Erst danach hatte sie verstanden, was Midge für sie getan hatte. „Als ich wach wurde, waren sie alle tot. Midge. Die Crew. Alle.“

      „Was geschah dann?“ Xine hatte ihr ruhig zugehört.

      „In Wirklichkeit? Die Zakuul haben mich mitgenommen. Sie sagten, Midge habe ihnen gestanden, dass sie mich als Sklavin gehalten habe.“ Und sie hatte ihre Leichen gesehen.

      „Und im Traum?“

      „Im Traum haben sie mich dann auch hingerichtet.“

      Eine Weile herrschte Stille.

      „Mmh“, machte Xine. „Und du suchst bei mir jetzt nach Antworten? Trost? Oder noch etwas anderes?“

      „Ich suche keinen Trost“, erwiderte Idgie. „Ich... will nur wissen, warum ich das jede Nacht träume.“

      Xine senkte den Kopf und schloss die Augen. Nach einer Weile sprach er wieder. „Du vermisst Midge, die Crew und bist dankbar für das, was dir gegeben wurde. Gleichzeitig fühlst du dich aber schuldig, fragst dich, ob du als einfache Mechanikerin so ein Opfer verdient hast, ob es gerecht war. Was es bedeutet, und was es für dein Leben bedeutet, dass man sich für dich geopfert hat, ob du es würdig bist. Ungefähr richtig erfasst?“

      Idgie wollte etwas sagen, aber sie konnte nur schlucken. Tränen stiegen in ihre Augen, sie hasste das, Tränen der Schuld und der Trauer. Ruppig wischte sie sich mit dem Jackenärmel über die Augen. Xine holte ihr einen Tee.

      „Mein Meister verstarb so vor vier Jahren auf einem Planeten namens Raxus Prime“, erzählte er dann nüchtern. Idgie sah ihn an. „Das hat dir weh getan, oder?“, fragte sie.

      Mit der linken Hand deutete Xine auf den Horizont und nickte. „Ein Lichtschwert, rot wie Blut, direkt durch die Brust.“ Er pausierte und senkte die Hand, dann erst sagte er: „Das hat weh getan.“ Fast meinte Idgie, den Schmerz zu spüren. „Was aber zerreißend war“, fuhr Xine fort, „war ich, der nur wenige Zentimeter hinter ihm stand.“

      „Wie meinst du das?“, fragte Idgie. „Die rote Klinge sollte die meine sein“, antwortete Xine. „Sie sollte mich treffen, aber er, er bewegte sich vor mich, fing sie ab, und rettete mir das Leben.“

      Erst nach einer langen Weile konnte Idgie sagen, was sie fühlte: „Ach, Xine... Es tut mir so Leid.“ In der warmen Abendluft von Ska Gora meinte sie so etwas wie ein bewegliches, flirrendes Band um sie beide herum zu sehen. Xine erzählte, wie er sich danach mit den Geschehnissen auseinander gesetzt hatte, wie er sich immer und immer wieder gefragt hatte, was er nun tun könnte, um seinen Meister zu würdigen. Sie konnte es so gut nachvollziehen.

      Freundschaftlich legte Xine ihr die rechte Hand auf den Rücken. „Die Schuld des Überlebenden nennt man sowas.“

      „Gibt es denn nichts, womit man die ausgleichen kann?“, fragte sie unglücklich.

      Xine sagte, weder sein Meister noch Midge hätten Leben gerettet, weil sie es gemusst oder etwas von ihnen gewollt hätten. „Du hast keine Schuld wieder gut zu machen. Midge hat dich gerettet für das, was du bist.“

      „Verdammt“, fluchte Idgie. Ein Mensch hatte sie so haben wollen: und dann so sehr, dass dieser Mensch dafür gestorben war. „Du hast dir selbst nicht vergeben, deshalb träumst du davon“, schloss Xine.

      Sie beschloss, dass sie trotzdem herausfinden musste, warum es damals zu dem Angriff gekommen war, warum die Oshtra so unvermittelt und gezielt ins Visier genommen worden war. Xine versprach ihr, zu helfen, dem auf den Grund zu gehen. „Wenn wir fliegen sollten“, versprach er, „musst du alles reparieren, was ich kaputt mache.“ Er grinste. „Und das kann eine Menge werden.“
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    • Teil 7

      Währenddessen spazierte eine Jedi namens Cassandhra Runagate (nur unwesentlich verwandt und kaum verschwägert) durch eine Stadt auf dem Planeten Devaron. Sie hatte auf Hoth endlich einen Schrotthändler überreden können, sie mit dorthin zu nehmen – nun saß sie scheinbar auf diesem Planeten fest. Auch hier hatte sie bisher keine Neuigkeiten erfahren können – und schon gar keine Jedi entdecken können.

      Das feine Oberteil, das sie trug, sah wirklich ein wenig danach aus, als sei sie Musikerin und keine Jedi. Es war kaum ratsam, sich als solche erkennen zu geben, bevor sie zuverlässige Kunde über die derzeitige Lage des Ordens und der Republik bekommen hatte. Auf Devaron wirkte alles bemerkenswert ruhig. Dennoch blieb sie wachsam.

      Als sie vor dem Gebäude der Cantina stand, nahm sie eine Präsenz war. Ganz fein nur, fast ein wenig heimlich – aber da war jemand, der vertraut mit der Macht war. Eindeutig. Sie blieb vor dem Gebäude stehen und sah es sich scheinbar ausgiebig an. Eine Gestalt in einer Kutte passierte sie und betrat die Cantina. Cassandhra folgte ihr.

      Die Gestalt in der Kutte ließ sich mit dem Menschenstrom nach oben tragen und begab sich zum Tresen der Cantina. Cassandhra ließ sich in der Nähe in einer Sitzecke nieder. Sie entspannte sich und begann, vor sich hin zu summen. Die Gestalt in der Kutte würde die andere Präsenz auch fühlen können. Bald spürte sie sie in ihrer Nähe. Neben ihr stand - in der Kutte - eine junge Mirialanerin, mit einem Wasser in der Hand. Cassandhra lächelte heimlich.

      „Verzeihung, ist hier noch frei?“, fragte die Mirialanerin.

      „Ja“, antwortete Cassandhra. „Setzt Euch.“

      Sie betrachtete die junge Frau aufmerksam, die erst ihr Glas abstellte, dann aber doch einen Schluck trank.

      „Wasser“, bemerkte Cassandhra freundlich. „In einer Cantina. Erstaunlich.“

      „Hm?“, war die einzige Antwort. Eine Gegenfrage.

      Freundlich lächelte Cassandhra sie an. Dies war eine Jedi, sie hatte keinen Zweifel. „Meist werden hier eher andere Getränke bestellt.“

      „Ihr scheint hier wohl öfter zu sein?“ Wieder eine Gegenfrage.

      „Hier war ich erst zweimal.“ Die Cantina auf Devaron war eine Cantina wie jede andere. Meist wurden eher hochprozentige oder knallbunte Getränke verkauft.

      „Und trotzdem könnt Ihr schon Aussagen über die Nachfrage hier treffen?“

      Cassandhra lachte leise. Die junge Mirialanerin hatte das Mittel der Gegenfrage zu einer Kunst erhoben. Es würde nicht leicht sein, ihr ein Bekenntnis zu entlocken. Sie streckte ihre langen Beine unter dem Tisch aus, hob den Kopf und sah ihre Tischnachbarin offen an. „Ich bin Cassandhra. Cassandhra Runagate.“

      „Ich bin Rika“, lautete die Antwort. Mehr nicht. Aber immerhin war es nicht als Frage formuliert. „Rika. Schön, Euch kennenzulernen“, erwiderte Cassandhra. „Ihr seid nicht von hier, oder?“, lud sie Rika erneut ein, etwas über sich zu sagen.

      „Nun, ich bin keine Devaronianerin“, stellte Rika fest. „Also eher unwahrscheinlich.“

      Das war wirklich mühsam. „Da habt Ihr Recht“, entgegnete Cassandhra. „Ich wurde auf Coruscant geboren.“

      „Ich nicht“, stellte Rika fest. Beinahe war es, als wollte sie Cassandhra abwimmeln. „Und Ihr seid jetzt auf dem Weg zurück und macht hier einen Zwischenstopp?“

      Wieder lachte Cassandhra leise. „Vielleicht ja. Ich weiß es nicht. Ihr fühlt Euch nicht wohl in meiner Gesellschaft?“

      „Was verleitet Euch zu der Annahme?“ Wunderbar. Wieder eine Gegenfrage. Man könnte ein Training für Jünglinge daraus machen, dachte die Jedi-Ritterin. Sie beugte sich vor und lächelte Rika an. „Ihr seid sehr vorsichtig.“

      „Ist das denn etwas Schlechtes?“

      „Nein.“ Cassandhra schüttelte langsam den Kopf. „Es ist lebenswichtig. Meist.“ Sie sah Rika wieder an. „Habt Ihr auf diesem Planeten schon Lebensformen getroffen, die uns... feindlich gegenüber stehen?“

      „Wen meint Ihr mit uns? Und was definiert Ihr als feindlich?“

      Cassandhra gab es auf, eine klare Antwort zu erwarten. „Ich war bis vor kurzem noch auf Hoth“, berichtete sie. „Der Rat hatte mich dorthin geschickt.“

      „Der Rat?“

      Sie lehnte sich nach vorn. „Seid Ihr allein hier, Rika? Sucht Ihr auch nach anderen Jedi, genau wie ich?“

      Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie wirklich offen miteinander redeten.

      „Hier ist es besser“, sagte Rika, als sie im Freien standen. Nur wenige Leute waren in einiger Entfernung zu sehen.

      „Ich bin Padawan Rika Odurr“, stellte sich Rika nun wirklich vor. „Ich war zusammen mit Ritter Koplin auf einer Mission hier.“ Sie war auch auf Tython gewesen, als der Angriff Zakuuls sich ereignete.

      „Wir haben auf Hoth nur Gerüchte gehört“, sagte Cassandhra. „Und das auch nur selten und bruchstückhaft.“

      „Die Droiden haben alles niedergeschossen“, stellte Rika nachdenklich fest. „Wäre mein Meister nicht da gewesen, mich wohl auch.“ Doch ihr Meister war auf Tython gestorben.

      „Man erzählte uns, dass alles zerstört sei“, berichtete Cassandhra. „Auch der Tempel. Und dass... alle Jedi getötet wurden, die nicht rechtzeitig fliehen konnten.“ Wie damals auf Coruscant. Sie schob die Erinnerung sanft ein Stück fort. „Der Tempel ist zerstört“, bestätigte Rika. „Und viele wurden getötet.“ Cassandhra senkte den Kopf und schwieg.

      Auch Ritter Koplin war tot, erfuhr sie von Rika, die 22 Jahre alt war. „Ich bin jetzt 35“, sagte Cassandhra. Sie beschlossen, dass sie Devaron verlassen müssten, um an verlässliche Nachrichten zu kommen. Doch verfügten sie beide über kaum credits oder andere Mittel. Rika hatte sich allerdings ein Versteck geschaffen und sie beschlossen, erst einmal gemeinsam dorthin zu gehen.
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    • Teil 8

      „Gibt es immer noch keinen Alkohol?“, fragte Idgie Jenkins. Sie wollte einen Whiskey. Oder wenigstens ein Ale. Jenkins schüttelte entschuldigend den Kopf. Idgie seufzte. „Gibt es wenigsten etwas, was so schmeckt?“, fragte sie drängend weiter. „Wasser? Tee? Saft?“, bot Jenkins an. „Das schmeckt doch nur wie Wasser, Tee oder Saft“, lehnte Idgie ab. „Nein, danke.“

      Sie ließ sich in eines der Sofas in der Messe fallen. „Ich habe eine merkwürdige Nachricht bekommen, Xine“, berichtete sie. Es schien ihr, als habe der Jedi kurz geschmunzelt. „Was für eine Nachricht?“, fragte er. „Anonym“, erwiderte sie. Das hatte sie vielleicht am meisten irritiert – von jemandem kontaktiert zu werden, der augenscheinlich viel über sie wusste, über den sie aber keinerlei Erkenntnisse hatte.

      „Und worum ging es in der Nachricht?“, fragte Xine weiter.

      „Um Midge“, antwortete Idgie heiser. Xine ging auf das Sofa zu, legte sein Pad auf den Tisch und setzte sich neben sie. „Und weiter?“

      Sie erzählte ihm vom Inhalt der Nachricht: dem Päckchen im Schließfach auf Nar Shaddaa, das Midge bei dem Schreiber für Idgie hinterlegt hatte. Angeblich zumindest. Aber... Sie zog das kleine Raumschiff-Modell aus ihrer Jackentasche. „Der Schreiber hat das hier erwähnt... Und er hat wohl Midges Exemplar.“ Midge hatte es vor einigen Jahren für sie herstellen lassen: zwei Modelle, eines für sie, eines für Idgie.

      „Wie viele wissen von dem Ding?“, fragte Xine. „Außer Midge und mir? Niemand. Dachte ich“, antwortete Idgie. Sie rätselten noch ein wenig an der Glaubwürdigkeit des Schreibens herum, als Asura zu ihnen trat und „Wie geht es euch beiden?“ fragte.

      „Denkst du ich lasse dich allein zu einem Mond ohne Kleidung und dort einer Spur folgen?“ Xine war noch bei der Frage, ob Idgie nach Nar Shaddaa reisen sollte oder nicht. „Ihr wollt zu einem Mond? Braucht ihr einen Piloten?“, bot sich Asura an. „Moment mal. Ohne Kleidung?“, fragte Idgie verwirrt. „Ich glaube, ich brauch' eher einen Schneider... Ich habe eine Nachricht bekommen, die mich dorthin schickt.“

      „Das ist schon etwas seltsam“, meinte Asura. „Nar Shadda wurde eigentlich nur zu einem Zweck kolonisiert. Um zwielichtige Geschäfte abzuwickeln.“ 'Als ob ich das nicht wüsste', dachte Idgie, fast ein wenig beschämt. „Naja... Eine Bekannte war ziemlich oft dort“, murmelte sie und wurde ein wenig rot.

      „Sagt dann rechtzeitig Bescheid, wenn ihr los wollt. Ich besorg' dann den Frachter“, verkündete Asura noch und ging meditieren. Xine begleitete Idgie zu Meisterin Eryada, um die Genehmigung für einen Besuch des Monds einzuholen.

      Respektvoll neigte der Jedi-Ritter, als sie Aliera in den Offiziersquartieren antrafen, seinen Kopf - ohne die Teetasse in der Hand aus der Balance zu bringen. „Guten Abend.“

      „Sorry, dass ich störe“, murmelte Idgie. Aliera Eryada machte sie immer ein wenig nervös. „Ich hätte da eine Frage.“ Die Meisterin erhob sich aus ihrem Stuhl und nickte ihnen beiden freundlich zu. „Guten Abend, Miss Runagate... Nein, Idgie. Und Xine.“

      „Genau, Idgie“, bestätigte die Mechanikerin. Sie suchte nach Worten. „Also, ich habe da eine Nachricht bekommen...“ Xine schlürfte einen Schluck Tee. Aliera lächelte sie wieder an. Das machte Idgie noch nervöser. „Darin fordert mich jemand anonym auf...“ Sie sah zu dem Jedi neben sich. „Xine, kannst du das nicht erklären?“

      „Nop“, erwiderte er und nahm noch einen Schluck.

      „Ich beiße nicht“, sagte Meisterin Eryada. „Versuch es einfach.“

      Idgie zog eine Grimasse. Da konnte man ja weiche Knie bekommen. „Na gut“, fuhr sie dennoch fort. „Ich soll nach Nar Shaddaa kommen, um ein Schließfach zu öffnen. Es geht um eine Nachricht meiner... Sie war... Also, mein ehemaliger Captain.“ Nach und nach berichtete sie von der ganzen Geschichte.

      „Du möchtest also diese Nachricht holen gehen, richtig?“, fragte Aliera. Etwas kleinlaut nickte Idgie.

      „Du verstehst, dass das alleine nicht unbedingt ausreicht, nach Nar Shaddaa zu fliegen“, erwiderte die Meisterin. Es war keine Frage. „Wenn wir aber noch weiter Missionen oder Aufgaben in das Gebiet legen könnten... Dann lässt es sich irgendwie einrichten, dass man dort vorbei schaut.“

      „Klar. In Ordnung“, antwortete Idgie. Es fiel ihr schwer, das hinzunehmen. Sie wollte so gern wissen, was Midge ihr mitteilen wollte. Wenn das Ganze denn nicht nur ein wozu auch immer geplantes Manöver war.

      „Dürfte ich was dazu sagen?“, schob Xine ein. Aliera nickte. Was nun kam, ließ Idgie mit offenem Mund daneben stehen. Xine ratterte, als habe er sie auswendig gelernt, eine Abhandlung darüber herunter, was für positive Folgen es für Ska Gora haben könnte, der Geschichte unverzüglich nachzugehen. „Vielleicht kann man dort etwas organisieren; nicht viel, aber fünfzig Prozent von etwas sind besser als hundert Prozent von nichts“, schloss der Jedi-Ritter seine Ausführungen.

      Aliera hatte ruhig zugehört. „Ich bin überzeugt“, sagte sie dann einfach. „Willst du Idgie damit helfen? Vielleicht nehmt ihr noch einen Padawan mit, der dabei etwas lernen könnte.“ Xine erklärte, dass Asura sich als Pilotin angeboten hatte und – selbstverständlich – zuerst die Genehmigung ihres Meisters abwarten würde.

      „Dann steht der Sache nichts entgegen“, beschied Aliera. „Danke!“, sagte Idgie freudig. „Ich hoff' nur-“ Sie unterbrach sich. „Dass nicht allzu viel knapp Bekleidete auf Nar Shaddaa zu sehen sind“, fuhr sie fadenscheinig fort.

      „Das mit den knapp Bekleideten hat sie von mir“, erklärte Xine schmunzelnd. Aliera lachte. „Nicht jede Ecke auf Nar Shaddaa besitzt unbedingt ein Bordell.“

      „Genau“, bestätigte Idgie.

      „Hält die Leute dennoch nicht ab“, murmelte Xine in seine Tasse hinein. Idgie seufzte innerlich. Nicht alle Leute waren Jedi und hatten dem Prinzip körperlicher Liebe abgeschworen. „So machen es halt die meisten Leute“, erwiderte sie etwas hitzig und wurde dann blutrot. Das war... ziemlich missverständlich. „Ich meinte nicht: machen. Ich meinte... Egal.“ Da war jetzt nichts mehr zu retten. Wussten die Sterne, was die beiden Jedi sich dabei dachten... „Wir haben dich verstanden“, verkündete Xine. „Toll“, sagte Idgie finster.

      „Eine Frage habe ich“, sagte der Jedi-Ritter. „Wisst Ihr, ob der corellianische Whiskey auf Nar Shaddaa gut ist?“ Idgie starrte ihn an.

      „Ich habe keine Ahnung, ich trinke keinen Whiskey“, entgegnete Aliera Eryada nüchtern. „Ich vermute, wir kennen aber jemanden, der es wissen könnte.“

      „Mich?“, fragte Idgie. „Ich frag unseren Schluckspecht“, erwiderte Xine im selben Moment.

      „Oh“, sagte Idgie.
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      Morwena aquae: "Nehmen wir an, Ihr habt eine Fehlfunktion in der Antimaterie oder Hypermateriekammer, die Teil des Hyperantriebs ist, welche Maßnahmen würdet Ihr einleiten, wenn die Fehlfunktion als Leck in dem Zufluss von Lagereinheit und Antriebskammer angenommen wird?"

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    • Teil 9


      Rika hatte ihr Versteck geschickt gewählt; es lag von den Bäumen eines relativ dichten Wäldchens gut verdeckt an einem Felsen. „Gutes Versteck“, lobte Cassandhra. „Wie lange seid Ihr schon hier?“ Die Stille, die hier herrschte, tat ihr gut.

      „Acht Wochen knapp“, entgegnete die Padawan. „Davon drei alleine.“ Cassandhra nickte. Das konnte nicht einfach gewesen sein. „Ich glaube, ich habe nun doch Hunger, Rika.“ Vielleicht würde das helfen, Zugang zu dieser verschlossenen Jedi zu finden. Sie beobachtete die junge Mirialanerin dabei, wie sie Geäst und Blätter auf dem Waldboden beiseite schob. „Also, entweder besorgen wir etwas Frisches, oder...“, sprach die Padawan dabei. „Oder?“ Cassandhra lächelte sie an. „Oder Ihr begnügt Euch damit“, erwiderte Rika. Neben einem Bogen und einigen Pfeilen kamen einige gegarte Fleischstücke zum Vorschein, Wild offenbar, und noch ziemlich frisch. „Ihr habt gut vorgesorgt. Ich brauche nicht viel, Rika.“ Sie setzten sich beide hin und Cassandhra begann, eines der Fleischstücke zu essen. Rika hatte sich nichts genommen.

      „In Gefahr seid Ihr in der Zeit nicht geraten?“, fragte die Jedi-Ritterin zwischen zwei Bissen. „Man muss hier draußen vor Quarras aufpassen; sonst eigentlich nicht wirklich“, antwortete Rika. „Ich bin weiblich und Frauen trauen die Devaronianer generell mehr.“ Es war, dachte Cassandhra, als sprächen sie dieselben Worte und meinten damit unterschiedliche Dinge. Sie fragte Rika, wie lange sie schon Padawan sei. Seit fast zwölf Jahren lautete die Antwort. „Dann seid Ihr früh erwählt worden“, stellte Cassandhra fest. „Mit zehn.“ Rika nickte. „Und wie lange seid Ihr schon Ritter?“, stellte sie – endlich – selbst eine Frage. „Noch nicht lange“, erwiderte Cassandhra. „Nicht einmal ein Jahr.“ „Und wie alt seid Ihr?“ Noch eine Frage. Es schien, als öffne sich Rika langsam. „Ich bin fast 35 Jahre alt“, antwortete die Ritterin. „Klingt, als hättet Ihr später angefangen als andere, oder Ihr seid erst spät entdeckt worden?“ Rikas Frage klang vorsichtig. Scheinbar war es für die Mirialanerin wesentlich, Cassandhras Leistung einsortieren zu können. „Nein“, antwortete Cassandhra und lächelte ein wenig in sich hinein. „Ich bin mit zwölf Padawan geworden – und dann hat es eine ganze Weile gedauert.“ „Oh“, machte Rika und schwieg dann. Hätte sie nicht gefühlt, dass hinter der seltsamen Art der Padawan etwas unendlich Wichtiges und wohl auch Schmerzhaftes steckte, hätte Cassandhra laut lachen müssen.

      „'Oh?'“, fragte sie nach. „Ist das stellvertretend für einen Satz?“ „Vielleicht“, kam als nachdenkliche Erwiderung von Rika. „'Vielleicht' steht dann vermutlich stellvertretend für: 'Ich sag es aber nicht'?“, foppte Cassandhra sie. „'Vielleicht' ist so wie 'möglicherweise'“, Rika schien die Ritterin richtig stellen zu wollen. „so, dass es sein kann, aber dennoch ungewiss ist.“ Cassandhra lächelte, stand auf und ging einige Schritte fort. Wer auch immer diese Padawan als seine erwählen würde, hatte eine Menge Arbeit vor sich. Rika folgte ihr. „In manchen Situationen bleibt nicht viel Zeit“, sagte Cassandhra leise. „Dann ist Präzision wichtig. Zuverlässigkeit und Klarheit.“ „Dennoch gilt es“, Rika schien beinahe zu dozieren, „diese Situationen von den anderen zu unterscheiden.“ Cassandhra drehte sich zu ihr um. „Manchmal gilt es aber auch, sich auf ein Gespräch einzulassen, anstatt es zu meiden, etwas Persönliches zu sagen.“ „Ich bin noch nicht so alt, soviel habe ich noch nicht zu erzählen und meistens sind es Taten, die von jemanden sprechen.“ Rikas Miene schien Cassandhra unbewegt. „Mit anderen Worten“, fasste sie deren Satz zusammen. „Ihr seht es anders.“ Rika nickte. „Zumindest aus einem anderen Blickwinkel.“ „Gut“, sagte Cassandhra, setzte sich hin und zog ihr Lichtschwert heraus, um es auf Schäden zu überprüfen.

      „Welche Form nutzt Ihr?“, fragte die Padawan. Cassandhra spürte mehr Bewegliches in deren Inneren. Das Thema schien wichtig für sie zu sein. „Oft drei, oft vier“, antwortete sie. „Ataru liegt mir wohl mehr.“ „Eine weise Wahl“, urteilte Rika. „Ataru für die Offensive – und bei mehreren Gegnern und in der Defensive Soresu.“ „Da bin ich froh, dass es Eure Zustimmung findet“, erwiderte Cassandhra todernst. „Meine Zustimmung braucht Euch nichts zu bedeuten. Ich bin ein Euch nicht so sehr bekannter Padawan“, entgegnete Rika. Es war, als gebe es zwei Rikas, die sich mit ihr unterhielten. „Dessenungeachtet habt Ihr sie mir ja erteilt.“ Cassandhra lächelte sie bei diesen Worten spitzbübisch an. Rika musste doch auffallen, dass mit diesem Gespräch etwas nicht stimmte. „Verzeiht, ich wollte mich nicht aufdrängen“, antwortete die Padawan.

      Mit einigen Sätzen versuchte Cassandhra, ihr deutlich zu machen, dass sie einander vertrauen mussten. „Ich vertraue Euch doch“, sagte die Padawan und schaute die Ritterin ungläubig an. „Ihr gebt einerseits nicht viel preis von Euch, andererseits seid Ihr schnell bereit, etwas zu beurteilen“, gab Cassandhra zu bedenken. „Ich erzähle Euch doch alles, wonach Ihr fragt!“, verteidigte sich Rika. Sie kamen einfach nicht dazu, einander zu verstehen. Cassandhra versuchte es noch einmal. „Erzählt mir etwas darüber, was mit Euch geschehen ist, als Ihr wieder alleine wart.“ Rika hatte zweimal loslassen müssen – Cassandhra wusste, was für ein Sturm im Inneren danach toben konnte. „Wir sind doch aber Jedi?“ Rikas Entgegnung war eher eine Frage. „Wir dürfen uns nicht von Gefühlen leiten lassen, weder von schlechten noch von guten?“ Innerlich holte Cassandhra tief Luft. „Fragt Ihr das oder stellt Ihr das fest, Rika?“ „Es war mehr eine Feststellung, denke ich... Jedenfalls steht es so im Kodex.“

      Sie trafen später die Entscheidung, sich im Raumhafen unauffällig umzuhören, um dann zu entscheiden, zu welchem Planeten sie versuchen konnten, zu reisen, um vielleicht andere Jedi zu treffen. 'Es wäre gut für uns, wenn uns das gelänge', dachte Cassandhra. 'Für Rika wäre es besonders wichtig.'
      Der Beginn einer wunderbaren... Mechaniker-Freundschaft?

      Morwena aquae: "Nehmen wir an, Ihr habt eine Fehlfunktion in der Antimaterie oder Hypermateriekammer, die Teil des Hyperantriebs ist, welche Maßnahmen würdet Ihr einleiten, wenn die Fehlfunktion als Leck in dem Zufluss von Lagereinheit und Antriebskammer angenommen wird?"

      Idgie: "Ich würde mir ein Wörterbuch kaufen."
    • Teil 10

      „Wir sind Händler, die einen persönlichen Dialog mit möglichen neuen Partner eingehen möchten. Wir haben daher keine Waren, also nichts zu verzollen dabei.“ Die Stimme der Jedi klang vollkommen entspannt, als sie den mutmaßlich von Zakuul installierten Beamten am Raumhafen auf Nar Shaddaa gegenüber stand. Idgie warf Aliera Eryada einen kurzen Blick zu und bewunderte ihre Coolness. Die Meisterin und Asura begleiteten Idgie auf dem Weg zu dem ominösen Schließfach, das ihr in der anonymen Nachricht genannt worden war. Xine war nicht direkt dabei, vermutlich aber irgendwo im Hintergrund, auch, wenn Idgie ihn nicht sah.

      Nach ein wenig schikanösem Geschwafel der Zollbeamten konnten die drei Frauen ihren Weg fortsetzen. Idgie war innerlich kalt vor – Aufregung? Angst? Sie wusste es nicht genau, aber kurz nachdem sie darüber nachgedacht hatte, spürte sie plötzlich eine sanfte, warme Hülle um sich, als habe ihr jemand liebevoll einen wärmenden Mantel umgelegt. „Trete selbstbewusst, aber nicht protzend auf“, hörte sie Aliera sagen. „Sonst erregst du Aufmerksamkeit.“ Sie nickte und bewegte sich mehr so wie sonst; aus den Hüften heraus, lässiger.

      Auf der Promenade trat plötzlich ein Mann aus einer Seitengasse, ein Typ mit ungepflegtem Bart in einem hellbraunen Mantel, den er mit einer Hand zuhielt. Er stank. Instinktiv ging Idgie einen Schritt aus seinem Weg. Da, wo die Jedi neben ihr waren, spürte sie eine ungeheure Intensität. Der Mann passierte sie. „Hm, lecker“, murmelte Aliera. „Gehen wir weiter.“ „Unbedingt“, bestätigte Idgie heiser. Sie fühlte sich, als bewege sie sich nackt durch eine Menge unberechenbarer Leute. Dabei war hier kaum jemand.

      Die Schließfachanlage auf der oberen Promenade bestand aus mehreren Fächern unterschiedlicher Größe, über denen rote oder grüne LEDs leuchteten. Nach einigen Momenten öffnete Idgie eines der rot gekennzeichneten Fächer. Aliera und Asura neben ihr beobachteten aufmerksam die Umgebung. In dem Fach lag Midges Frachter-Modell. Idgie hielt ihres daneben, so, dass die anderen sehen konnten, dass beide identisch waren. Außerdem befand sich dort ein Display, das aber keine Nachricht abspielte, sondern nur blinkte, als Idgie es aktivierte.

      Neben ihr hatte Meisterin Aliera ihre Augen verengt. „Ich spüre eine Präsenz“, sagte sie leise. „Was denn? Wo denn?“, fragte Idgie drängend. „Jemand ist auf uns aufmerksam geworden“, sagte Asura. Idgie sah, dass das Display plötzlich heller blinkte. „Ihr werdet beobachtet!“, war dort plötzlich zu lesen. „Irgendwas stimmt doch hier nicht“, murmelte Idgie. Sie wurde wütend. Auf dem Display erschien nun eine Anweisung, sich nicht auffällig zu verhalten. Und dann noch eine Nachricht: „Neben euch ist eine nette Location zum entspannen. Ein paar Drinks werden euch gut tun!“ „Verflucht! Wir sollen jetzt einen trinken gehen!“, teilte Idgie den anderen mit. „Na, dann.“ Asura war bemerkenswert gelassen.

      „Zwei kleine Ale und ein Wasser“, bestellte Idgie, nachdem sie die Wünsche der anderen beiden Frauen eingeholt hatte. Asura begab sich auf eine andere Position, außerhalb von Idgies Sichtweite. „Nicht bewegen. Hinter uns“, flüsterte Aliera plötzlich. Jemand bewegte sich hinter ihnen vorbei. Dann lehnte der Barmann sich nach vorn, deutete auf den Eingang zum Nebenraum und sagte: „Sie werden erwartet.“ Ganz selbstverständlich ging Aliera voraus und Idgie folgte ihr. In einer Sitzgruppe zu ihrer Linken erwartete sie eine Frau; entspannt saß sie auf einem der Sessel, die Beine übereinander geschlagen und den Kopf auf eine Hand gestützt und sah ihnen entgegen. „Sie können sich gern zu mir setzen, Idgie“, sagte sie und sah dann Aliera an. „Und sie natürlich auch.“

      „Warum diese Spielchen?“, fragte Aliera ruhig, als sie sich zu der Sitzgruppe bewegte und Platz nahm. Idgie setzte sich daneben. „Ich sah mich auf Grund der Situation dazu gezwungen“, erwiderte die Unbekannte. „Ich dachte, meine Nachricht war einleuchtend.“

      „Einleuchtend?“ Idgie schnaubte wütend. Die Frau schmunzelte. „Nun, ich gestehe, etwas Spaß wollte ich dabei auch haben.“ Wütend fauchte Idgie sie an. „Das ist aber nicht lustig!“ „Jedoch ist es wahr“, entgegnete die Frau gelassen. Eine ihrer Hände war eine metallische Klaue. „Wir werden beobachtet. Ich kann nur leider nicht genau sagen, von wem. Jedoch denke ich, dass es mit Midges Vermächtnis zu tun hat.“ Es war, als würde etwas in Idgie zerspringen. „Was denn für ein Vermächtnis?“ Sie hatte diese ganze verdammte Scharade jetzt satt!

      „Bringen Sie mir bitte die Ware“, wies die Unbekannte den Barmann an, der ihr einen Whiskey gebracht hatte. „Was denn für eine Ware?“, fragte Idgie misstrauisch. „Wer seid Ihr überhaupt?“ Die Frau lächelte milde. „Nun, ich denke, in diesem Rahmen kann ich Ihnen meine Identität preisgeben. Mein Name ist Falco Krige. Vermutlich wird Ihnen der Name nichts sagen.“ Sie blickte zu Aliera. „Vielleicht aber doch.“ „Vielleicht. Vielleicht nicht“, erwiderte Aliera, während der Barmann ein kleines Päckchen vor Falco ablegte.

      „Ich will nicht um den heißen Brei herum reden“, verkündete Falco. „Das hier ist für Sie bestimmt. Es beinhaltet sozusagen Midges letzten Willen. Ich weiß nicht, was darin ist, aber sie wollte, dass Sie es erhalten.“ Idgie sah, wie Falcos graue Augen sie musterten, als sie das Päckchen zu ihr herüber schob. Hinter Idgie tauchte wie aus dem Nichts Xines Gestalt auf. Fragend blickte sie zu den beiden Jedi. „Es ist dein Päckchen“, sagte Aliera. „Deine Entscheidung.“ Idgie griff zu und öffnete das kleine Paket. Aus seinem Inneren zog sie ein Holo-Abspielgerät. Für einen Moment wurde ihr komisch und sie wäre am liebsten fort gerannt. „Das... das ist eine Holo-Nachricht“, sagte sie, ihre Stimme klang seltsam hell. Bis zum Hals schlug ihr Herz.

      Als sie das Pad aktivierte, erschien darüber kurz ein Flimmern. Dann war transparent und bläulich schimmernd die Gestalt einer schmalen Frau zu sehen, die ihr dunkles Haar im Nacken zusammen gebunden hatte.

      Mit einer qualmenden Zigarette in der Hand schien Midge vor einer Wüstenlandschaft zu sitzen. Nach kurzem Zögern begann sie zu sprechen: „Idgie, meine Kleine. Meine Güte, dachte nicht, dass sich das so komisch anfühlen wird. Aber gut.“ Kurz unterbrach sich die Frau, an deren Unterkiefer man eine Narbe erkennen konnte, griff zur Seite, setzte ein Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit an den Mund und schluckte. Dann erst sprach sie weiter.

      „Wenn du das hier kriegst, dann bin ich nicht mehr da. Ich hab echt nicht vor, abzutreten, aber irgendwie gerade ein verdammt mieses Gefühl.“ Midge schien einen Moment lang düsteren Gedanken nachzuhängen. „Ist wichtig, dir das zu erzählen. Dieser Flug nach Tatooine, ziemlich am Ende 15 NVC, weiß ja nicht, wann du das hier siehst... Ist jetzt ein paar Wochen her. Es ging nicht um die Ware für diesen Bith. Wir haben noch andere Ware ausgeliefert. Sozusagen.“

      Wieder entstand eine kurze Pause, bevor Midge Heskins weitersprach. „Weißt du, ich mag echt keine Politik. Wirklich nicht. Hast du ja gemerkt. Aber das Sith-Imperium hasse ich wie die Pest.“ Midge drückte ihre Zigarette aus. „Deswegen habe ich manchmal was gemacht, um der Republik zu helfen, mit diesen Arschlöchern fertig zu werden.“ Sie verzog den Mund. „Auch, wenn es nicht viel genutzt zu haben scheint.“ Wieder tauchte das Glas vor der Holo-Linse auf. „An Bord war auf diesem Flug jemand, den ich im Auftrag der Jedi in... einen Unterschlupf gebracht habe.“ Für einen Moment sah Midge sehr konzentriert in die Holo-Cam, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte.

      „Hab ich schon länger, den Unterschlupf, aber ich hab dir von all dem nie was erzählt, Idgie. Es ist gefährlich, sich gegen das Imperium zu stellen. Ich wollte dich nicht in Gefahr bringen. Nicht noch mehr, als ohnehin schon.“ Noch ein Schluck Whiskey. „Eine Jedi-Meisterin bat mich darum; Nah'isha As'smadonur, eine Miraluka, die echt Grips hat. Nette Frau. Ihre Padawan hat mir auch gefallen, eine Cassandhra, die lustigerweise Runagate mit Nachnamen hieß. Ist aber wohl nicht verwandt mit dir.“ Midge zog eine neue Zigarette hervor, zündete sie an und hustete. Dann schaute sie wieder in die Holo-Cam. „Mit den beiden hab ich einige Monate vorher alles abgekaspert. Es ging um...“ Midge spielte mit der Zigarette und schien keine Worte zu finden. „Um einen... imperialen Forscher ging es. Wollte überlaufen. Naja, und... Die Jedi meinte, es sei gut, wenn er erst einmal in meinem Unterschlupf unterkäme. Sollte ihn keiner finden.“ Midge wirkte unkonzentriert.

      „Jedenfalls sind die beiden dann mit dem Knaben an Bord gekommen. Erinnerst du dich noch, dass ich sagte, in meinem Quartier sei ein hochgiftiges Toxin und niemand dürfe rein?“ Sie grinste ein wenig verlegen. „Naja, den Jedi war es so wichtig, dass alles geheim-“ Midge unterbrach sich und sagte dann nur. „Ich hielt's für besser, wenn das keiner von der Crew mitbekommt.“ Wieder schaute die Captain in die Holo-Cam. „Wenn du dich mit den Sith anlegst, ist dein Leben in Gefahr. Für diese neuen Verrückten, die gerade die Galaxis bekriegen, gilt das auch.“ Midge runzelte die Stirn. „Außer den Jedi und dem... Wissenschaftler weißt niemand von dem Unterschlupf. Hab dir eine Beschreibung und die Koordinaten in dein Paket getan.“ Kurzes Zögern. „Wenn du dort ankommst, findest du auch was über diese ganze Geschichte. Für den Fall, dass da etwas... sich als merkwürdig heraus stellen sollte.“

      „Wie gesagt, ich hab ein verdammt mieses Gefühl seitdem.“ Midge grinste zynisch, aber auch bitter. „Kann man ja auch nicht wissen, ob auf alle Verlass ist. Du wirst wissen, wo du das findest, wenn du da bist.“ Wieder ein Blick direkt in die Cam. „Was du mit all dem machst, entscheidest du, aber... Wenn ich einfach nur die XS gegen einen Asteroiden geflogen habe, dann schmeiß es weg, ja? Du bist für mich fast wie...“ Es schien ihr fast wehzutun. „Fast wie eine Tochter. Ja. Und mir ist nicht egal, was mit... was mit meiner Tochter geschieht. Deswegen: Bevor du den Unterschlupf nutzt, klär', ob er noch sicher ist. Wenn ja, könnte er dir nützlich sein. Vor allem, wenn du dein eigenes Schiff hast. “ Midge grinste breit in die Cam, wurde plötzlich aber wieder ernst. „Ich hab einen Plan, was ich mach, wenn uns einer auf die Sprünge kommt. Wird dir nicht gefallen, das weiß ich, aber ich muss das einfach machen. Damit du lebst, meine Kleine.“

      Entschlossen drückte die Captain die Zigarette aus. „Komische Sache – zu wissen, dass, wenn du das siehst, ich... weg bin.“ Sie schaute hoch und lächelte. „Egal. Mach's gut, Idgie. Und: Du wirst noch anderen begegnen. Glaub mir. Bestimmt.“ Das Bild flimmerte kurz und verschwand.
      Sehr aufrecht saß Idgie da. Sie hörte, wie Xine seinen Atem gepresst entweichen ließ. '“Wie eine Tochter“', ging es durch Idgies Kopf. 'Und du warst viel mehr meine Mutter, als es meine eigentliche war. Weil du mich wolltest, wie ich bin.' Sie nahm die Verpackung zur Hand und suchte kurz darin, dann fand sie die Notiz, die Midge erwähnt hatte: Koordinaten und eine kurze Wegbeschreibung. 'Tatooine.'

      Xine blickte zu Falco. „Bekomm ich Eure Nummer?“ Die Angesprochene beugte sich über den Tisch nach vorn und stützte lasziv ihr Kinn auf. „Meine Nummer? Wofür wollt Ihr noch meine ID, Jedi?“ Aliera schmunzelte. Falco wandte sich Idgie zu. „Was werdet Ihr nun tun?“ Reihum sah sie nach Idgie alle an. Die junge Mechanikerin blickte zu Falco. „Ich werde nach Tatooine gehen.“ Ihr Blick wanderte zu den Jedi. „Wenn ich es darf.“ Beide signalisierten ihre Zustimmung. „Nun“, sagte Falco nachdenklich. „Ich sehe, Ihr seid in einer guten Gruppe unterwegs. Doch solltet Ihr vielleicht die ein oder andere Unterstützung benötigen, dann wäre ich für Midge bereit, meine Hilfe anzubieten. Das ist etwas... was ich ihr vermutlich schuldig bin.“

      „Ihr habt sie länger gekannt, oder?“, fragte Idgie. „Vermutlich“, entgegnete Falco und schmunzelte geheimnisvoll. „Ich würde gern mehr über sie hören“, erwiderte Idgie. „Bei Gelegenheit. Nicht jetzt. Jetzt... Ich gehe mal nach nebenan.“ Als sie aufstand und in den Nebenraum ging, fühlte sie einen Schmerz, der sie beinahe in die Knie gehen ließ. Sie vermisste Midge so sehr.
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      Idgie: "Ich würde mir ein Wörterbuch kaufen."

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    • Teil 11

      „Nun, wie ich ihn einschätze, wird sich dieser Rotschopf sicherlich irgendwo aufhalten“, sagte Falco. Idgie und sie waren auf dem Sprung, um von Nar Shaddaa aus zu Midges mysteriösem auf Tatooine zu fliegen und Xine, der „Rotschopf“, hatte Idgie dort abgesetzt. Sie glaubte eher nicht, dass er wie ein Geheimagent hinter Falco und ihr her schleichen würde. Neugierig fragte sie Falco, was für ein Schiff sie fliege.

      „Ein ganz einfacher Frachter“, erwiderte Midges alte Freundin. „Altes Schätzchen, aber sie leistet mir treue Dienste.“

      „Man sollte alte Schätzchen nie unterschätzen“, erwiderte Idgie und lächelte breit.

      Der Weg war lang genug für eine ganze Menge an weiterer Kommunikation und Idgie wollte noch vieles über Midge erfahren. Unter anderem... „Wisst Ihr etwas von Ihrem Privatleben? Was sie...“ Idgie unterbrach sich, als sie spürte, wie ihr Gesicht rot anlief.

      „Ihr meint, ob sie Familie hatte?“ Nein, das hatte sie eher weniger gemeint. „Familie? Das wüsste ich doch aber“, erwiderte sie überzeugt. „Ich meinte eher Liebschaften. So was.“

      Die Hitze Tatooines prallte auf sie wie eine Wand aus Durastahl, doch Idgie machte das nichts. Sie liebte Hitze. Falco schmunzelte und fächerte sich Luft zu, doch ihre Antwort schien Idgie defensiv. „Nun mit Sicherheit hatte sie das ein oder andere am laufen... Doch sie wusste es gut zu verstecken.“

      Idgie sah sie an. „Ach... Macht Euch das Klima hier sehr zu schaffen?“, fragte sie betroffen. „Wir müssen mit Speedern ein ganzes Stück in den Süden.“ Sie hatte Midges Beschreibung im Kopf.

      „Das ist niedlich“, sagte Falco und lächelte Idgie an. „Wie jetzt, niedlich?“, fragte Idgie ein wenig empört. Sie war jung, ja, aber auch nicht mehr sechzehn!

      „Wir kennen uns wenige Stunden, und sie macht sich schon Gedanken um mich“, plauderte Falco, weiterhin lächelnd. „Nun, der Fahrtwind wird es richten.“

      Sie mieteten die Speeder für zwei Tage und folgte dann den Hinweisen, die Midge Idgie hinterlassen hatte. Auf der Hälfte der Strecke legten sie eine kleine Pause ein, um zu trinken. „Idgie, wie war es aus Eurer Sicht, Midge kennen zu lernen?“, fragte Falco. Idgie lächelte. „Verrückt. Sie hat mich aus dem Frachtraum gezogen wie eine nasse Ratte. Ich dachte, sie würde mich schlagen. Statt dessen gab sie mir einen Klaps und sagte:'Himmel, was haben sie denn mit dir gemacht, Kleines.'“

      „Etwa blinder Passagier gewesen?“, hakte Falco nach. „Naja, ich hab's versucht“, gab Idgie kläglich grinsend zu. „Sie war wie eine Mutter für Euch, oder?“, fragte Falco. Idgie steckte die Wasserflasche weg. „Viel mehr“, antwortete sie leise und setzte sich wieder auf den Speeder.

      „Mmh. Ist es das?“, fragte Falco einige Zeit später. Sie waren bei einer Ansammlung von Gebäuden gelandet, die sich mitten im Nichts befand. „Sieht auf den ersten Moment ruhig aus.“

      „Ja, das muss es sein“, antwortete Idgie aufgeregt. Es war seltsam, an diesem Ort zu stehen.

      Vorsichtig erkundeten sie das Gelände nach und nach. Auf einem Platz waren inaktive Droiden und viele Technikteile zu finden, in einem Raum dahinter eine Art Sanitätsstation. Ein anderer Platz war über eine Treppe zu erreichen und beherbergte einige Pflanzen, die offenbar mittels eines ausgeklügelten Brunnensystems versorgt wurden. Von dort aus waren eine riesige Hydraulik-Tür und noch ein kleiner Eingang zu sehen, die weiter führten. Das war ja wie eine komplette Basis! 'Sie hat mir nicht vertraut', dachte Idgie finster. 'Sonst hätte sie mir doch davon erzählt!' Falco näherte sich ihr. „Denkt laut, Idgie“, forderte sie sie auf. „Was geht Euch durch den Kopf? Vergesst nicht, sie hat Euch das Leben gerettet. Dazu bedurfte es einiger Geheimnisse.“

      „Ich wäre auch mit ihr gestorben“, erwiderte Idgie trotzig. Falco stellte sich direkt vor sie und sah sie ernst an. „Das war nicht ihr Plan.“ Erhitzt platze Idgie heraus: „Und meiner? Will irgendjemand wissen, was mein Plan ist?“

      Hinter der Hydrauliktür fanden sie einen leeren Hangar, in dem ein Holoprojektor und ein Computer zu finden waren – und eine Fahne der Republik. Der Computer lief, aber alle Daten waren gelöscht. Überall war Sand, eine Schicht roten Staubs auf Boden und Geräten.

      Hinter dem kleinen Eingang erwarteten Falco und Idgie Wohnräume. Im unteren Vorraum entdeckte Idgie endlich, was Midge in der Aufzeichnung gemeint haben musste, als sie gesagt hatte: „Du wirst wissen, wo du das findest, wenn du da bist.“ Eine inaktive Computerkonsole stand an der Wand, ein grobschlächtiges Teil, das so offensichtlich überflüssig war. Beim Nähertreten entdeckte Idgie einen schmalen Rand Metall, der dahinter hervor lugte. Idgie grinste breit. „Kriegen wir das Ding hier bewegt?“

      Mit viel Mühe bekamen sie es bewegt und hinter dem Computer kam ein Wandsafe zum Vorschein. Seine Tür fehlte und er war leer, fast wie sauber gefegt. „Verdammte Scheiße“, fluchte Idgie.

      „Da hat jemand ganze Arbeit geleistet“, meinte Falco. „Hier war also jemand zwischenzeitlich. Midge wird ihren eigenen Safe wohl kaum auf diese Art und Weise geöffnet haben.“ Sie nutzte das Badge, das sie auf einem Auge trug, um den Boden nach Spuren abzuscannen. Aber nicht so fanden sie etwas, sondern als Falco auf eine Stelle des Teppichs trat und ein Knirschen zu hören war. „Moment, was war das?“ Falco bückte sich. Unter dem Teppich ragte ein zerbrochener kleiner Plasti-Streifen heraus, der wohl dazu gedacht war, an die Kleidung gesteckt zu werden. Falco reichte ihn Idgie an. Auf dem Streifen stand: „Jordan Heskins.“

      „Wer ist denn Jordan Heskins?“, fragten sie beide nahezu gleichzeitig. Keine hatte eine Antwort.

      Außer einer gut bestückten Bar fanden die beiden Frauen nichts weiter, was von Interesse gewesen wäre. Am selben Tag noch mit den Speedern zurück zu fliegen, war eine schlechte Idee – Nächte in der Wüste waren gefährlich. Also tranken sie etwas von Midges gutem Whiskey und unterhielten sich eine ganze Weile. Idgie war fast glücklich, als sich der Verdacht bestätigte, den sie fast von Beginn an gehabt hatte, und vielleicht bewirkte der Whiskey, dass sie Falco von Ruth erzählte. Es war fast wie mit Midge, und nur Midge hatte diese Geschichte gekannt. Sie erklärte Falco auch, was sie mit ihrer Bemerkung gemeint hatte, dass Midge „viel mehr“ als eine Mutter gewesen wäre. „Naja, sie war viel mehr als meine Mutter für mich, wäre richtiger gewesen.“

      „Ein aufgebrochener Wandsafe. Ein Namensschild. Ein Jordan Heskins“, fasste Falco irgendwann zusammen. „Was schließen wir daraus? Haben wir irgendwas übersehen?“

      „Vermutlich?“, erwiderte Idgie ratlos. „Keine Ahnung!“

      Falco blieb für die Nacht in einem Zimmer, von dem Idgie vermutete, dass Midge es bewohnt hatte, und Idgie wählte ein anderes mit einer spartanischen Ausstattung, die sie irgendwie an die Jedi erinnerte.

      „Die Geschichte... Was ich erzählt habe, von Ruth“, sagte Idgie, als sie sich entschlossen, schlafen zu gehen. „Es weiß niemand. Außer Euch. Das soll auch so bleiben.“

      „Macht Euch darum keine Sorgen“, entgegnete Falco. „Ich bin äußerst verschwiegen. Das bringt meine Arbeit mit sich.“ Sie zwinkerte der Jüngeren zu. Idgie grinste.

      „Ja. Ich kenne das. Danke, Falco.“
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    • Teil 12

      „Wie würdet Ihr es denn nennen?“, fragte Cassandhra und öffnete ihre Augen. Es fiel ihr schwer, sich aus der Meditation zu verabschieden. Sie hatte ihr gut getan. „Zwischenstand?“ Rika Odurr formulierte ihre Antwort als knappe Frage. Die wenigen Resultate, die sie nach ihren Erkundungen zusammen tragen konnten, besagten, dass Nar Shaddaa zurzeit offenbar angeflogen werden konnte. „Das ist ein Erfolg, Rika. Wenn auch nicht der, den man sich vielleicht gewünscht hat“, stellte Cassandhra fest. „Ihr seid ziemlich optimistisch“, erwiderte Rika. „Fast wie Ritter Koplin.“

      Es gelang Cassandhra einfach nicht, wirklich mit ihr in Kontakt zu kommen. Nur für einen kurzen Moment schienen die Mauern einmal fast überwunden. „Wart Ihr dabei, als sie starb?“, wollte Rika in Bezug auf Cassandhras Meisterin wissen. Cassandhra sah wieder die dünnen flüchtigen Kondenswolken vor Nah'isha As'smadonurs Mund, sah sie sagen: „Glaub bloß nicht, ich wüsste nicht, wie du jetzt guckst – lass es. Sterben ist nicht schlimm, Mädchen. Jetzt gerade kann ich es gar nicht erwarten.“ „Ja“, antwortete sie Rika. „Naja, wisst Ihr, man macht sich Gedanken, ob man nicht vielleicht mit Schuld hat“, sagte Rika. „Ob man was hätte anders machen können.“ Doch auch dieses Gespräch versandete.

      Sie bewegten sich in die Stadt, um einen Händler zu finden. „Was genau wollen wir denn dort?“, fragte Rika. „Ich will etwas verkaufen“, sagte Cassandhra. In ihrem Inneren sah sie das Schmunzeln von Meisterin As'smadonur vor sich. Doch es erwies sich als schwierig, etwas zu verkaufen, auch als die Padawan, die Cassandhras Methoden für falsch hielt, den Verkauf übernahm. Geld war knapp auf Devaron Dennoch gelang es Rika, bei einem Verkäufer ihren selbst hergestellten Bogen zu veräußern. Eine andere Verkäuferin zahlte immerhin 1500 credits für Cassandhras Sabriquet. Interessiert stellte Cassandhra fest, dass kein Spur von Schmerz oder ein Verlustgefühl in ihr aufkamen, als das Köfferchen mit dem Instrument den Besitzer wechselte. 'Ich habe gelernt, Meisterin', dachte sie.

      Ein schmieriger Mann namens Rylo Serena nahm sie – Tante und Nichte, wie sie ihm erklärt hatten - in einem abgewrackten Frachter mit nach Nar. Die credits, die sie für Bogen und Instrument eingenommen hatten, waren schon fast wieder aufgebraucht, doch sie standen auf Nar Shaddaa. Cassandhra hatte ein seltsam drängendes Gefühl in sich, so, als sei es eilig und unerhört wichtig, schnell mit jemandem in Kontakt zu kommen. So steuerten sie, nachdem sie die Kontrollen ohne Beanstandung überwunden hatten, sofort eine Cantina an, um sich umzuhören. Doch das Einzige, was sie dort fanden, waren einige - sicher nicht ganz astreine - Leute, die über ein Geschäft untereinander und ein Theaterstück sprachen. „Wir sind vermutlich zu früh dran, oder?“, sagte Cassandhra leise. „Nicht viel los.“

      „Ich habe keine Ahnung“, entgegnete Rika. „Habt Ihr es auf Devaron bemerkt? Ich bin nicht der Cantina-Typ.“ Cassandhra musste lachen. Alles in den letzten Stunden erinnerte sie an die übliche Kabbelei mit ihrer Meisterin. „Ganz im Gegensatz zu mir natürlich, liebe Nichte.“

      Sie saßen eine Weile still da und warteten. „Es kann dauern, bis wir bekommen, was wir suchen“, sagte Cassandhra leise zu Rika. „Ich war drei Wochen im Wald, bis ich jemanden getroffen habe“, erwiderte die Padawan. Cassandhra nickte. „Allerdings sind drei Wochen im Wald drei Wochen auf Nar um vieles vorzuziehen“, gab sie zu bedenken. „Sollen wir nach einer anderen Cantina suchen?“, schlug sie nach einigen weiteren Stunden vor. „Wir können es versuchen“, sagte Rika. „Aber ich bin nicht zuversichtlich. Ich glaube, mein Glück in der Hinsicht ist aufgebraucht.“ Cassandhra sah sie an. „Aufgebraucht? Warum?“

      „Ich habe Euch 'gefunden'“, erwiderte Rika. Lächelnd entgegnete Cassandhra leise: „Das war kein Glück, sondern die Macht. Und die ist unendlich. Macht Euch keine Gedanken, dass sie erschöpft sein könnte.“

      An diesem Abend erfuhren sie einfach - nichts.
      Der Beginn einer wunderbaren... Mechaniker-Freundschaft?

      Morwena aquae: "Nehmen wir an, Ihr habt eine Fehlfunktion in der Antimaterie oder Hypermateriekammer, die Teil des Hyperantriebs ist, welche Maßnahmen würdet Ihr einleiten, wenn die Fehlfunktion als Leck in dem Zufluss von Lagereinheit und Antriebskammer angenommen wird?"

      Idgie: "Ich würde mir ein Wörterbuch kaufen."
    • Teil 13

      Der Sonnenaufgang auf Tatooine war das Schönste, was es gab, da war sich Idgie sicher. Eine Weile lang beobachtete sie fasziniert die rot glühenden Sonnen, dann näherte sie sich Midges ehemaligem Zimmer. „Falco?“, rief sie und klopfte an den Türrahmen. „Idgie“, hörte sie eine müde klingende Stimme. „Ja, ich bin wach, kommt rein.“

      „Der Sonnenaufgang ist so schön“, platzte Idgie in das Zimmer hinein und wurde erst dann gewahr, dass Falco noch im Bett lag. Hastig murmelte sie etwas mit „Kaffee“ und verließ den Raum wieder. Die Kaffeemaschine röhrte wie ein Speeder mit kaputten Düsen, aber nachdem Idgie kräftig darauf gehauen hatte, wurde sie etwas leiser. Sie holte Tassen aus Midges Schrank. „Guten Morgen. Gleich ist der Kaffee durch“, sagte sie, als Falco in ihrem Blickfeld auftauchte. Die Captain legte einige Papierschnipsel vor sie auf den Tisch. „Was ist das denn?“, fragte Idgie.

      „Das“, Falco tippte mit einem Finger ihrer Metallhand auf die Schnipsel und gähnte hinter der vorgehaltenen anderen, „fand ich gerade im Zimmer.“ Idgie drehte einen der Schnipsel um und las laut: „'ebe Midge'“. Falco goss ihnen beiden Kaffee ein und versuchte dann, die Worte auf einem der anderen Fetzen zu entziffern. „Was für eine Sauklaue.“ Sie schob den Fetzen auf Idgie zu. „Auf dem hier steht: 'länger dort sein'“, las Idgie. Falco hatte einen anderen in der Hand. „Das könnte ein 'N' sein oder... Doch: 'N A H I S H A. Nah'isha'.“ Idgie runzelte die Stirn. „Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor.“ Doch sie grübelte vergeblich. Ratlos zuckte sie die Achseln und griff sich einen neuen Schnipsel. „Schaut mal hier“, murmelte sie. „'Meine Padawan und ich'...“ Falco deutete auf das Zimmer, in dem Idgie die Nacht verbracht hatte. „Es ist schlicht eingerichtet. Als sei dort jemand unter gekommen, der nicht viel benötigt.“ „Ihr meint, Jedi?“, fragte Idgie.

      Auf einem weiteren Fetzen las sie: „...'den Jungen'...“ Falco nahm sich den Abriss und sah ihn an. „Jordan vielleicht?“ Idgie hatte tiefe Falten auf ihrer Stirn. „Dann ist er aber kaum ihr Vater, oder?“ „Anzunehmen“, bestätigte Falco. „'Jungen', das klingt nach einer Bezeichnung für ein Kind oder einen Jugendlichen. Entweder jüngerer Bruder oder vielleicht doch...“ Sie trank nachdenklich einen Schluck Kaffee. „Vielleicht doch was?“, fragte Idgie misstrauisch. Falco setzte die Tasse ab. „Ich bezweifle jedoch stark, dass Midge ein Kind hatte.“ Sie sah Idgie an und murmelte: „Oder sollte sie uns beiden doch etwas verheimlicht haben?“ „Ein Kind?“, fragte Idgie entgeistert. „Nie im Leben.“ Falco klopfte mit dem Finger auf dem Tisch. „Warum waren hier allem Anschein nach eine Jedi oder sogar zwei davon, und was hatte das Ganze mit einem gewissen Jordan und dem Safe zu tun?“ In diesem Moment fiel es Idgie ein. „Moment, Moment“, murmelte sie. „Erinnert Ihr Euch noch an die Holo-Aufzeichnung von Midge? Sie erzählte doch von dem Flug hierher und dass sie einen imperialen Forscher hier untergebracht-“ Sie unterbrach sich. „Daher kenn' ich auch den Namen! Nah'isha! Das war die Jedi-Meisterin, von der sie erzählte, die Miraluka!“ Idgie starrte Falco mit funkelnden Augen an.

      Der Fetzen, auf dem „'Nar Sabriquet'“ stand, gab schließlich den Ausschlag. Falco meinte, dahinter stecke, dass „sie auf Nar Sabriquet spiele“ und dass, wer auch immer den Safe aufgebrochen habe, nun die Informationen habe, die sie bräuchten. „Und vermutlich stecken die Jedi und der Forscher in Gefahr.“ Rasch steckten sie die anderthalb Flaschen ein, die noch von Midges Whiskey übrig waren, dann machten sie sich auf den langen Weg nach Nar Shaddaa, der nur kurz unterbrochen werden musste, als ein Düsentriebwerk von Falcos „Torgue“ Probleme machte, die Idgie beheben konnte: In den Filtern fanden sich seltsamerweise blaue Haare.

      Falcos Wohnung auf Nar war voll: Technik, Kunst, allerlei Zeug... und an den Wänden: imperiale Banner. „Die hängen da nicht nur, weil Ihr rot mögt, oder?“, fragte Idgie. Mit einem verkniffenen Zug um den Mund blieb sie, die beiden Whiskeyflaschen im Arm, vor einer Sitzgruppe stehen. War sie auf eine imperiale Agentin herein gefallen? „Nun, Ihr würdet es vermutlich nicht glauben“, erwiderte Falco. Durch Idgies Adern schien Eis zu fließen. „Was würde ich nicht glauben?“ „Tatsächlich hat das Imperium einen Teil meines Lebens eingenommen“, teilte Falco mit, während sie an irgendeiner Konsole zu Gange war. „Doch bezeichne ich mich eigentlich als recht neutral. Sagen wir einfach: Die Aufträge waren lukrativer und es war 'familienbedingt'.“ Wütend blaffte Idgie sie an: „'Familienbedingt?' Könnt Ihr Euch vielleicht mal klar ausdrücken?“ Die Captain drehte sich zu ihr um und verschränkte die Arme. „Der Republik und ihrer dünnmaschigen Justiz verdankte ich einige Zeit weit weg von meinen Geschäften“, führte sie aus. „Dem Imperium wiederum verdankte ich eine sehr unangenehme Inhaftierung mit Folter. Aber sie gestanden sich mehr oder minder den Fehler ein, zumindest der Sith, der das Verhör leitete.“

      Sprachlos starrte Idgie Falco an. Nur zögernd folgte sie der Aufforderung, sich hinzusetzen. Auch das Glas Whiskey hielt sie einfach nur in ihrer Hand. Eine manipulierte Fracht hatte Falco unter Verdacht und in die imperialen Folterzellen gebracht. „Nun, ich kann nicht mehr genau sagen, wie es sich entwickelte...“ Falco trank einen großen Schluck. „Tharos... Wir gingen eine Beziehung ein und hatten einen gemeinsamen Sohn.“ Ihre Augen verengten sich. „Gixtah. Nun, jedenfalls bis zum Tode Tharos' nahm ich ausschließlich Aufträge des Imperiums an.“ Idgie konnte es nicht fassen. Die Frau, die eine Beziehung mit Midge geführt hatte, war mit einem Mann zusammen gewesen? Einem Sith? Hatte ein Kind mit ihm? „Tharos starb einige Jahre später“, ergänzte Falco. „Und Euer Sohn?“, fragte Idgie. Sie kam sich vor, als sei sie ohne Raumschiff im Hyperraum unterwegs. „Da er nicht machtsensitiv war, zog ich ihn nach meinen Maßstäben auf“, antwortete Falco. „Er wurde Söldner. Aber seit Zakuul... Ich weiß nicht, ob er noch lebt.“

      In einem Zug kippte Idgie den Whiskey in sich hinein. 'So wie mit Midge hat es sich angefühlt', dachte sie voller Bitterkeit. 'Du bist so dumm, Idgie Runagate!'„Ich weiß nicht, ob ich das glauben kann“, murmelte sie heiser. „Ich kann mir ja schon nicht vorstellen, dass Ihr mit Männern ins Bett gehen wollt.“ Sie wusste nicht genau, warum, aber sie fühlte sich verraten. „Nun, man kann gewisse Vorlieben für beides haben“, sagte Falco. „Das sollte nicht auszuschließen sein.“ Idgies Wut brach sich Bahn. „Also, Ihr geht mit Männern undFrauen ins Bett, habt einen Sith geliebt und seid neutral.“ Sie prustete verächtlich. „Seit seinem Tod löste ich mich vom Imperium“, berichtete Falco offenbar ungerührt weiter. „Ging auf neutralen Boden, und, zack, wurde alsbald von der Republik inhaftiert. Als ich aus der Haft kam, ging ich es als Frachtercaptain unter einer Handelsgesellschaft etwas ruhiger an. Das war der Zeitpunkt, als ich Midge traf.“ Sie sah Idgie an. „Ich habe Euch einen Teil meiner Vergangenheit offenbart, damit Ihr über die Art der Inneneinrichtung hinweg sehen könnt. Und gerne würde ich mich jetzt auf die Arbeit meiner Partnerin konzentrieren. Oder soll der Bruch zwischen uns nun dafür sorgen, dass drei vermutlich unschuldige Leben aufs Spiel gesetzt werden?“ Aufgebracht sah Idgie Falco an. In ihren Augen fühlte sie Tränen, das machte sie noch wütender. „Eure Partnerin?“, fragte sie. Ruppig wischte sie sich dann das Nass im Augenwinkel ab und stand auf. „Also gut! Dann retten wir doch Leben!“

      „Hat ja lang genug gedauert“, kommentierte Falco. „Ich kontaktiere meine diversen Kontaktpersonen und lasse erforschen, ob es in den Cantinas neue Musiker gibt.“ „Wenn die Jedi hier sind, werden sie sich kaum als solche zu erkennen geben“, murmelte Idgie. „Vielleicht sollte ich Xine um Hilfe bitten.“ Falco sah es ähnlich. „Mit diesem ganzen Machtgedöns kann er zumindest seine Fühlerchen ausstrecken und spüren, ob da noch wer ist.“

      Als platze sie aus ihr heraus, stellte Idgie die Frage, die in ihr brannte. „Habt Ihr Midge geliebt?“ Falco drehte sich ganz zu ihr. „Ja, ich habe Midge geliebt und tue es bis heute.“

      „Okay“, sagte Idgie nach einer Weile leise und senkte den Kopf.
      Der Beginn einer wunderbaren... Mechaniker-Freundschaft?

      Morwena aquae: "Nehmen wir an, Ihr habt eine Fehlfunktion in der Antimaterie oder Hypermateriekammer, die Teil des Hyperantriebs ist, welche Maßnahmen würdet Ihr einleiten, wenn die Fehlfunktion als Leck in dem Zufluss von Lagereinheit und Antriebskammer angenommen wird?"

      Idgie: "Ich würde mir ein Wörterbuch kaufen."
    • Teil 14

      Erst der zweite Tag auf Nar Shaddaa,aber Cassandhra kam es vor, als lebe sie schon seit Wochen zwischen blinkenden Reklame-Tafeln und in einem klebrigen Brei aus Lust und Gier. Wieder lehnten Rika und sie am Tresen einer Cantina und nippten an einem Wasser. 'Ich bin nicht gut darin, so zu tun, als sei ich jemand anderes',dachte Cassandhra, während sie sich umsah und -hörte.
      Von der linken Seite dröhnte eine freundliche, aber auch ein wenig ölige Männerstimme zu ihnen herüber. „Ich bin nicht ganz drumrum gekommen, zu hören, dass ihr anscheinend neu hier auf Nar seid“, sagte einer der Cantina-Besucher und schmunzelte zu ihnen herüber. „Kleiner freundschaftlicher Tipp: Man kann hier kaum wem vertrauen.“ 'Und was erwartest du als Antwort darauf? Dass wir dir vertrauen?' „Sehr aufmerksam, uns darauf hinzuweisen“, erwiderte Cassandhra höflich. Sie verließen diese Cantina kurz darauf und schlenderten über die belebte Promenade. Der goldene Hutte in der Mitte war genauso absurd wie der ganze Mond: herausgeputzt und von falschem Glanz.

      „Ich glaube, die meisten hier wissen nicht einmal, wie ein Wald aussieht“, flüsterte Rika nach einer Weile. Cassandhra hatte sich scheinbar lässig an eine Wand gelehnt und ließ ihren Blick über die Leute wandern. Etwas drängte sich in ihre Aufmerksamkeit. Sie spürte eine fokussierte Präsenz, aber so, als sei sie hinter einem Schleier verborgen oder lediglich eine Erinnerung. Es gelang ihr nicht, sie einzuordnen oder genauer zu lokalisieren. „Spürt Ihr etwas?“,fragte sie Rika mit gerunzelter Stirn. „Viele Emotionen?“, fragte die trocken. Davon war Nar Shaddaa geradezu getränkt. Mühsam versuchte Cassandhra, diesen Sumpf in ihrer Wahrnehmung auszutrocknen und ihr Bewusstsein zu klären. Nach einer Weile bekam sie einen deutlicheren Eindruck. „Geh den Weg, den du als richtig empfindest. Ich folge dir“, sagte Rika, die sie beobachtet hatte und wieder zum „Du“ übergegangen war, mit dem sie sich als Nichte und Tante angeredet hatten.

      Sie gingen - wieder in eine Cantina; folgten der Sinneswahrnehmung bis zur Theke, wo sie sich neben einen jungen Mann und eine etwas ältereFrau, die beide rote Haare hatten, platzierten. Es gab jetzt in Cassandhra keine Unsicherheit mehr: Der Mann war ein Jedi. Nachdenklich starrte sie auf einen umgefallenen Becher auf der Theke und bestellte zwei Wasser. „Und? Jemanden gefunden?“, wisperte Rika. „Glaube schon“, erwiderte sie ruhig und ebenso leise.

      „Auf einen spendierten Abend!“, toastete der Jedi neben ihnen und hob sein Whiskeyglas. Er war offenbar besser darin, sich als jemand anderes auszugeben, als sie. „Wenn irgendetwas hier schief läuft: Lauft“, sagte Cassandhra sehr leise zu Rika. „Danke, Tantchen, ich kann schon gut auf mich aufpassen“, erwiderte Rika. Cassandhra lächelte und stieß ihr fast volles Wasserglas um. Dessen Inhalt lief nach links über den Tresen hinab und nässte den Ellenbogen des Whiskey trinkenden Jedi. Wie eine Furie hämmerte der sein Glas auf die Theke und sah Cassandhra wütend an: „Kanns du nich ma aufpassen mit deinem verdrecktem dummen Glas? Mann! Da will man nur chillen!“ Es war beeindruckend: Er wirkte tatsächlich wie ein alkoholisierter Cantina-Besucher mit hoher Grund-Aggression. Die Frau neben ihm grinste nur in ihr Glas.„Oh. Es tut mir so sehr Leid“, erwiderte Cassandhra ruhig. „Noch einen Whiskey vielleicht?“ Neben sich spürte sie Rikas Misstrauen.

      „Ich will keinen beschissenen Whiskey“, blaffte der Rothaarige und packte Cassandhra am Kragen. „Mein Name ist Runagate“, entgegnetesie und sah ihn ruhig an. „Moment“, sagte seine Begleiterin zu ihrer Verwunderung und trat neben den scheinbaren Wüterich. Der bestand darauf, das Ganze draußen vor der Cantina zu klären. Cassandhra bezahlte die Getränkeund bewegte sich dann in diese Richtung, den anderen Jedi dicht hinter sich, als wolle er sie vor sich her schieben. „Hör mal zu, du halbe Portion“, knurrte er sie draußen an. „Wir sind uns nie begegnet, oder?“, fragte Cassandhra ihn. „Wie weit wollt Ihr dieses Spiel denn treiben?“ Sie wollte einfach nur noch Kontakt zu einem anderen Jedi aufnehmen, endlich. Der Mann drehte sich nach seiner Begleiterin und nach Rika um, die ihnen beide gefolgt waren. „Könnt ihr zwei mal Lauscher aufhalten; ich will keine Gesellschaft.“ Sein Ton war immer noch derselbe. 'Vermutlich ist seine Vorsicht angebracht. Aber ich bin dieses Schauspiel so müde.'

      Ein etwas anderer Ton und ein leichtes Schmunzeln machten sich bei dem Rothaarigen breit, wenn auch nur kurz. „Wir müssen uns woanders treffen“, sagte er. Dann brüllte er wieder los und schlug mit der Faust gegen die Wand. In dieser Bewegung gehüllt reichte er Cassandhra ein Datenpad an, das sie annahm und in ihrer Weste verschwinden ließ. „Ja, und geht mir aus dem Licht, dumme Kuh, ey“, beendete derJedi seine Darstellung und legte dabei leicht einen Finger auf die Wange. „Stets zu Diensten“, erwiderte Cassandhra. „Ihr solltet mit Eurer Ausdrucksweise vorsichtiger werden“, sagte die rothaarigeBegleiterin des Jedi zu ihm und zwinkerte dann Cassandhra zu. „Und Lady: Wir sehen uns bestimmt.“ Es schien fast so zu sein, als wären diese beiden auf der Suche nach ihnen gewesen, nicht umgekehrt.

      Im Hintergrund hörte Cassandhra, wie Rika jemanden sehr konfus und umständlich nach demWeg zu den Taxis fragte. Die beiden Rothaarigen hatten sie offenbar bereits in ihr Spiel aufgenommen und Rika spielte es virtuos; also ging Cassandhra einfach an ihr vorbei. In einer ruhigen Ecke warf sie einen Blick auf das Datapad, auf dessen Display eine Hangarnummer und ein Dock aufblinkten. Es dauerte nicht lange, bis sie den Ort erreicht hatte.Trotzdem sie sich so sicher war, lächelte Cassandhra Rika erleichtert an, als sie mit den beiden Rothaarigen am betreffenden Hangar ankam. „Alles gut?“ „Prügeln wir uns noch?“, fragtedie Padawan. Verblüfft sah Cassandhra sie an. 'Ein Witz von Rika?'

      Ein Frachtraumschiff lag im Dock; alle gemeinsam betraten sie es. Die Frau setzte sich in aller Ruhe hin und betrachtete Cassandhra und Rika. „Nun“, sagte sie langsam. „Wir zwei hier und eine womöglich herum ramponierende junge Frau auf diesem Schiff haben eine ausdauernde Schnitzeljagd hinter uns gebracht, um Sie beide zu finden.“ Der Mann deutete auf sich selbst und sagte „Jedi“, dann deutete er auf seine Begleiterin und kommentierte: „Frau mit knappen Klamotten“. „Danke für die Erläuterung“, sagte Cassandhra amüsiert. „Wir haben eigentlich Ausschau nach anderen Jedi gehalten.“ Sie schaute dem Mann zu, als er zu einem Rucksack ging und darin herum kramte.Während die Rothaarige von der nicht anwesenden jungen Frau sprach, sah sie, wie er zwei Lichtschwerter heraus zog und an seinem Gürtel fest machte. Seine Präsenz war jetzt viel klarer spürbar. Rika begann, in einer Ecke Soresu-Übungen zu praktizieren. „...die einst unter dem Kommando von Frau Hedgkins stand“, endete die Rothaarige. Cassandhra wendete sich wieder ihr zu. „Midge Heskins?“, fragte sie interessiert.

      „Richtig“, erwiderte die Frau. „Wie ich sehe, habe ich Ihre Aufmerksamkeit... Sie wissen, wie es um Midge steht?“ Cassandhra hatte die Frachtpilotin nur zwei- oder dreimal gesehen; ihre Meisterin hatte sie weitaus besser gekannt. Cassandhra mochte Midge Heskins, ihren trockenen Witz, der ihre Wärme kaum verbergen konnte. Sie war tot, stellte sich heraus. Noch jemand, der fehlen würde. Nebenbei registrierte Cassandhra, wie sich der Rothaarige Rika als Ritter Xine Erauqs vorstellte. „Ich frage aus einem einfachen Grund“,erläuterte die Frau neben ihr. „Midge hinterließ eine Aufzeichnung. Sie sprach von einem Ort auf Tatooine und einer Jedi sowie von einer Padawan. Die Padawan trug den Namen Runagate, genauwie unsere junge, nicht anwesende Dame.“

      Überrascht sah Cassandhra sie an. „Das war das letzte Mal, dass ich MidgeHeskins gesehen habe. Der Padawan war ich, ja. Ich bin jetzt Ritterin.“ Sie berichtete kurz, dass sie jemanden mach Tatooine gebracht hätten. Ihre Meisterin hatte das Ganze geplant; sie hatte es für gut gehalten, den imperialen Wissenschaftler ausgerechnet dort unterzubringen. „Jordan Heskins. Ihr Sohn.“
      Der Rothaarigen entgleisten die Gesichtszüge. „Ihr was?“

      Cassandhra spürte eine Welle von Gefühl, Dichte und Intensität, und die Trauer hinter dieser Frage. „Ihr kanntet Midge sehr gut, oder?“, fragte sie. Für einen Moment schloss die Frau die Augen. „Dachte ich jedenfalls“, murmelte sie dann heiser. „Also, ich will ja nicht stören“, mischte sich Xine ein. „Aber bevor ihr eure Romane austauscht: Wie wäre es mit den klassischen Dingen?“ Als sie sich einander vorstellten, erfuhr Cassandhra auch den Namen ihrer Gesprächspartnerin: Falco Krige. „Passt nur auf: Gleich wirft er noch für Kennenlernspielchen eine Wollkugel aus“, seufzte sie zu Xines Bemühen gelangweilt. Doch Cassandhra spürte immer noch Schmerz in ihr pulsieren.

      Der Jedi-Ritter bot ihnen allen an, sie zu einer sicheren Zuflucht mitzunehmen. Falco wies er aber darauf hin, dass es von dort vorerst zumindest keinen Rückweg gäbe. „Ich habe Angelegenheiten, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen“, lehnte Falco mit einem neutralen Blick ab. „Daher müsst ihr ohne mich in das Vergnügen starten.“ Xine nickte. „Dennoch bleiben wir in Kontakt.“ „Das werden wir“, bestätigte Falco. „Dafür wird schon dieser kleine Querkopf sorgen.“ „Die Mechanikerin?“, fragte Cassandhra, was Falco bejahte. „Nur eines“, fügte sie dann noch hinzu. „Erwähnt ihr gegenüber nicht, dass Jordan Midges Sohn ist. Vermutlich wird sie Euch zerfleischen.“
      Der Beginn einer wunderbaren... Mechaniker-Freundschaft?

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      Idgie: "Ich würde mir ein Wörterbuch kaufen."

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    • Teil 15

      „Ihr habt also jemanden gefunden?“ Idgie betrachtete die junge Mirialanerin, die sie beim Meditieren im größten Raum des Schiffs angetroffen und die sich ihr als Rika vorgestellt hatte – genauer gesagt, als Padawan Rika Odurr.

      „Wir“, erwiderte Falco, die mit einem Glas auf einer Couch flezte und wedelte mit einer Hand in Richtung von Xine, der gerade dazu kam. „Und da ist noch jemand. Eine Cassandhra Runagate, die mit ihr, sie deutete auf Rika, „unterwegs war. Und was habt Ihr so getrieben?“

      „Nichts“, antwortete Idgie sehr kurz. Missgelaunt lehnte sie sich auf irgendeine Apparatur. Sie würden den Teufel tun und ausgerechnet Falco von ihrem Wutanfall und seinen Folgen erzählen. „Und was habt Ihr erfahren?“, fragte sie stattdessen.

      „Möchte der Ritter auch noch seinen Senf dazu geben?“ Falco schaute zu Xine. Knapp lächelnd hob Xine das Wasserglas in seiner Hand. „Och nö, ihr erzählt so schön und ich hab hier mein Wasser.“ „Gibt's auch noch was anderes als Wasser?“ Idgie hätte am liebsten drei Tage lang durch gesoffen. „Kaffee, meine Gute“, erwiderte Xine. Spöttisch schnaubend stellte Idgie ihn richtig.. „Ich bin keine Gute.“ Soviel war nach ihrem Ausbruch ja wohl klar. Sehr vorsichtig hakte Xine nach. „Möchtest du welchen? Also Kaffee?“ Sie lehnte ab. Diesmal höflich, aber das hielt nicht lange vor. Immer noch kochte es in ihr, und sie hatte das Gefühl, von allen wie eine hysterische 15-Jährige behandelt zu werden.

      „Die betreffende Meisterin von Cassandhra ist leider verstorben“, berichtete Falco. „Vermutlich hatte sie mehr Antworten auf die Fragen, die uns so auf der Zunge brennen. Cassandhra konnte nur bestätigen, dass sie den Forscher weg brachte. Aber nicht, wohin.“ Eigentlich waren es ja ganz einfache Fragen, aber Idgie merkte, dass sie auf sie reagierte, wie ein Sprengstoff auf einen Zünder. „Was für ein verdammter Forscher war das denn?“, fragte sie angriffslustig und stemmte die Hände in die Hüften. Falco sah aus, als sei sie müde oder so: Sie hielt die Hand vor die Augen. „Wissen wir nicht.“ „Also wissen wir jetzt genauso viel wie vorher?“ Es war zum Haare raufen, fand Idgie. „Zum aktuellen Stand? Ja“, antwortete Falco und leerte ihr Glas. Misstrauisch sah Idgie darauf. „Was war denn da drin?“, fragte sie ahnungsvoll. „Gin“, entgegnete Falco. „Wollt Ihr auch etwas, Idgie?“ Die ergriff die angebotene Flasche, wischte die Öffnung mit dem Ärmel ab und nahm einen ordentlichen Schluck. Das Brennen in der Kehle war eine willkommene Ablenkung. „Danke“, sagte sie knapp und reichte die Flasche zurück. Falco schüttete sich erneut ein Glas ein.

      „Können wir mal kurz die Fakten sammeln. Bestimmte Personen hier haben keinen Plan, was abgeht“, warf Xine ein. Zynisch fasste Idgie die ganze Geschichte zusammen. Sie wollte unbedingt mehr Gin. „Eine der Jedi haben wir gefunden und eine dritte Jedi noch dazu“, sagte Xine. „Noch was?“

      Das war der Punkt, an dem die Situation endgültig abrutschte, an welchem der Streit begann. An welchem Idgie am liebsten geschlagen, getreten und geschossen hätte. Oder geheult. Das Absurdeste an allem war vermutlich der Anblick von Rika, die bei all dem ruhig auf dem Boden saß und hellwach von Falco zu Idgie sah, als würde sie beide analysieren. Irgendwann murmelte sie leise etwas, aber das konnte wohl nur Xine verstehen, der in ihrer Nähe stand.

      Doch etwas später war eine Frage von ihr deutlich zu verstehen: „Also geht es eigentlich nur um Midges Sohn Jordan Heskins? Das ist also der Grund für den Streit?“ Fassungslos starrte Idgie sie an. Midges Sohn? Midge hatte einen Sohn? Woher wusste denn ausgerechnet Rika das? „Verdammt“, hörte sie Falco leise sagen. Die Captain schloss kurz die Augen. „Midges Sohn?“, fragte Idgie heiser. „Ihr wusstet das?“ Sie schob Xines Hand weg, der ihr ein Glas Wasser anreichte. „Und Ihr wolltet nicht, dass ich das erfahre?“ Sie sah Falco an. „Nein“, erwiderte die. „Aus offensichtlichen Gründen.“ „Offensichtliche Gründe“, sagte Idgie. Wieder fühlte sie die Welle aus Wut in sich aufsteigen. „Aha. Was für Gründe denn? Erzählt doch mal!“

      Rika redete eine Weile auf sie ein, sprach davon, dass man Gefühle zwingen solle, und dass es eigentlich darum gehe, Fragen um Midge Heskins zu klären. „Dass es nicht hilft, jemanden zu belügen, sollte allen klar sein, jedoch halte ich es für genauso wenig zielführend, alles mit Sticheleien zu erwidern, berechtigt oder nicht.“

      „Kann ich noch einen Schluck haben?“, fragte Idgie Falco, die ihr wortlos die Flasche anreichte. „Habt ihr euren Streit da nun beigelegt, oder gibt es noch Klärungsbedarf?“, fragte Xine. „Ich mach auch gern Einzelsitzungen mit den Beteiligten.“ „Von mir aus ist er beigelegt“, sagte Idgie leise. „Sieh an, der Herr kann auch mal ernst sein“, war von Falco zu hören. „Nun, Idgie: Ich mach dieses Spielchen schon lange Jahre mit. Und werde bis zum letzten Tag wohl immer noch enttäuscht werden. Nun lerne daraus und stelle deine Sichtweise der Dinge nicht auf einen zu engen Rahmen. Es hilft dir nicht weiter, sondern wird immer wieder für deine emotionalen Zusammenbrüche sorgen. Womöglich stirbst du noch vor mir an Herzversagen. Also, meine Liebe“ - sie beugte sich vor, so dass ihr Gesicht Idgies sehr nahe kam - „bleib ruhig und sortiere dich. Alles andere werden deine Widersacher als Schwäche auslegen.“ Ruhig lauschte Idgie und wich nicht zurück. „Ich bin in meinem Leben manchmal schon viel zu lange ruhig geblieben“, erwiderte sie dann. „Aber ich denk drüber nach.“

      Das Schlusswort übernahm Xine. „Es ist scheiße, wenn die Vergangenheit der Gegenwart widerspricht und es ist scheiße, wenn wir Dinge erfahren, die uns erschüttern, aber damit müssen wir leben. Aber manchmal ist die Wahrheit doch erfreulicher, als wir es haben wollen.“

      Midges Sohn. Tausende Gedankensplitter wälzten sich durch Idgies Hirn, als sie auf dem Bett lag. 'Aber wenn sie doch ein Kind hatte, warum gab sie mir immer das Gefühl, ich sei das Kind, was sie gern hätte?'
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      Idgie: "Ich würde mir ein Wörterbuch kaufen."
    • Teil 16

      Aufgewühlt blieb Idgie am Tresen der Cantina stehen, als Lanee ging. Was die Devaronianerin, die früher einmal Mitglied der Crew der Oshtra gewesen war, ihr erzählt hatte, ließ sie nicht los. Von der hektischen Musik und den Unterhaltungen der anderen Gäste bekam sie nichts mehr mit.'Vielleicht gibt es keine Zufälle', ging es ihr durch den Kopf. 'Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich Lanee hier auf Nar treffe? Ich hatte sie doch komplett aus den Augen verloren!' Lanee hatte die Oshtra vor vier Jahren verlassen, 13 NVC, wegen irgendeines Kerls. Hatte nicht sehr lang gehalten, wie sie Idgie seufzend berichtet hatte. Die junge Mechanikerin schnaubte spöttisch und zahlte kurz entschlossen die Drinks. Rasch verließ sie die Gaststätte. Sie wusste jemanden, mit dem sie über all das sprechen konnte.

      In ihrer extravaganten Behausung empfing Falco Idgie freundlich, ungeachtet der Spannungen, die zwischen den beiden mitunter herrschten. „Na, wer hätte das gedacht, dass ich dich mal wieder in Farbe zu Gesicht bekomme.“ Sie setzte sich mit Idgie auf eine Couch und goss ihr einen Whiskey ein, während sie selbst Gin trank.

      „Ich brauche deine Hilfe“, sagte Idgie. Es fiel ihr nicht leicht.

      „Dann erzähl“, erwiderte Falco. Ihre grauen Augen waren ernst und erwartungsvoll auf Idgie gerichtet.

      So ruhig wie möglich berichtete Idgie von Lanee. „Sie hat mir was erzählt. Ziemlich seltsam. Eine Begegnung in einer Cantina. Da war wohl ein Typ... Lanee sagte, sie könne Imperialen Geheimdienst auf einige Klicks Abstand riechen. Ein Typ namens Leonard, schon was älter, graue Haare und so... Er und Midge stritten. Er hat ihr an den Kopf geschmissen, er habe da was in der Hand und Midge solle sich in ihrem Bau nicht zu sicher fühlen.“

      Falten auf Falcos Stirn wiesen darauf hin, dass sie ähnlich irritiert war wie Idgie, doch sie sah lange nur aus dem Fenster. Nach einer gefühlten Ewigkeit bewegten sich ihre Lippen. „Mh...“

      Mit offenem Mund starrte Idgie sie an. „'Mh'? Und was kommt da noch? Das ist doch wohl nicht alles, was du dazu sagst?!“

      Mit einer ausschweifenden Bewegung ihres Unterarms erwiderte Falco: „Nun, was soll ich dazu sagen? Midge wurde bedroht. Das ist nichts Neues! Wir haben beide ihr Versteck gesehen. Wir ahnen, was passiert ist...“

      Nun ruderte Idgie mit den Armen. „Ja, aber verstehst du denn nicht? Die kannten sich doch offensichtlich! Lanee kannte den Vornamen von dem Typ!“

      „Midge hatte also Verbindungen zum Imperium“, stellte Falco fest. „Habt ihr etwas über ihren Sohn heraus gefunden?“

      Finster biss sich Idgie auf die Lippe. Nichts hatte sie heraus gefunden. „Ich will noch mal zu Midges...“ Sie unterbrach sich. „Zu meinem... Bau.“

      „Dazu benötigst du also meine Hilfe. Und ich habe mich schon gefragt, wann du diesen Punkt ansprechen wirst. Also gut... Ich bin dabei.“

      Mit Falcos Schiff flogen die beiden nach Tatooine. Midges Unterschlupf lag ruhig und verlassen im grellen Licht der Zwillingssonnen. Etwas ratlos stand Idgie vor dem Eingang. Was genau wollte sie hier eigentlich finden? Und vor allem: wo? Sie bat Falco, den unteren Teil der Gebäude zu durchsuchen. Sie selbst begab sich in Richtung des Eingangs, weiter oben.

      Es fühlte sich an, als wandere sie durch ein Grab. Die Leere. Die Stille. Der Sand, der über allem lag. Beklommen wanderte Idgie über das Gelände. Abgeschaltete Droiden standen wie seltsame Grabstatuen an den Mauern und in dem Durchgang, gleißend glitzerte ihr Metall im hellen Licht. In dem kleinen Kuppelbau, durch den man die Anlage verließ, fand sie Schutz vor der Hitze. Eine Weile stand sie in Gedanken versunken bei einem Tisch, auf dem einige Ersatzteile friedlich vor sich hin rosteten. 'Was machst du hier eigentlich?' Dann trat sie vor die Tür und drehte sich in Richtung Sonne. Das letzte, was sie sah, war der flüchtige Eindruck, dass jemand dort stünde.
      Der Beginn einer wunderbaren... Mechaniker-Freundschaft?

      Morwena aquae: "Nehmen wir an, Ihr habt eine Fehlfunktion in der Antimaterie oder Hypermateriekammer, die Teil des Hyperantriebs ist, welche Maßnahmen würdet Ihr einleiten, wenn die Fehlfunktion als Leck in dem Zufluss von Lagereinheit und Antriebskammer angenommen wird?"

      Idgie: "Ich würde mir ein Wörterbuch kaufen."
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