Coruscant wird angegriffen

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    • Coruscant wird angegriffen

      Die Nachfolgende Geschichte spielt in der Zukunft. Erst Anfang April werden wir uns zeitlich dort befinden.

      Ein Jahr nach dem Zakuul-Angriff auf Tython

      Sahral schloss die Tür zum Kinderzimmer. Es war bereits spät und sie war müde. Unendlich müde. Seit vier Monaten war sie wieder beim Militär, da sie als Ex-Soldatin und CSF-Officer wieder eingezogen wurde. Sie musste zwar nicht an die Front, aber auch hier auf Coruscant gab es viel zu tun. Viel Papierkram und Training, Training und noch mehr Training. Man wollte einfach auf jede Eventualität vorbereitet sein. Interessanterweise würde sie im Notfall wieder Polizeiarbeit machen: während Evakuationen die Menschenmassen beruhigen. Evakuation und Coruscant, zwei Begriffe, die nicht unbedingt zusammenpassten. Aber es ging nicht darum, den ganzen Planeten zu evakuieren, sondern nur die gefährdeten Bereiche. Genauer gesagt, die obersten Ebenen der gefährdeten Bereiche. Und im Kriegsfall kümmerte sich das Militär darum und nicht die CSF.

      Der Nachteil an der Sache waren die geänderten Schichten. Statt täglich heimzukommen, war sie immer für beinahe zwei sehr anstrengende Wochen in der Kaserne, um dann wenige Tage frei zu haben. Und den Planeten verlassen durfte sie auch nicht, da sie in Bereitschaft war. Gut, letzteres hatte Sahral nicht vor, ersteres war ein Dorn im Auge. Thon, ihr Sohn, war derzeit mehr bei seinen Großeltern und sie sahen sich nur, wenn sie ihre freien Tage hatte.
      Heute war der Beginn dieser Tage. Sie hatte Thon bei ihren Eltern abgeholt. Nach einem großzügigen Essen, das ihre Mum vorbereitet hatte, flogen sie mit einem Liniengleiter heim. Bereits dort musste sie aufpassen, nicht gleich einzuschlafen. Einen Vorteil hatte die Militäruniform: niemand belästigte sie oder Thon. Zuhause brachte sie Thon ins Bett und sie freute sich schon darauf, sich etwas zu relaxen. Sie ging in den Wohnbereich, legte sich auf die Couch und schaltete den Holo-TV ein.

      Die Alarmsirenen schreckten Sahral auf. Noch bevor sie bewusst realisierte, was los war, stand sie bereits. Ein Stich fuhr ihr ins Kreuz, die Couch war nicht dafür geeignet, um darauf zu schlafen. Der Holo-TV hatte sich zwischenzeitlich von alleine abgeschaltet. Eine ferne Explosion grollte über das Stadtviertel hinweg und erschütterte das Gebäude.
      „Mama?“ Thon stand in der Tür zu seinem Zimmer. Gekleidet im grauen Pyjama, die Haare zerzaust und die grünen Augen voller Angst. Mit seinen elf Jahren wusste er bereits, was die Sirenen bedeuteten. Für einen Augenblick war Sahral gelähmt. Sie wusste, dass sie zum Stützpunkt musste, aber was sollte sie mit Thon machen? Sie hatte nicht die Zeit, ihn erneut bei den Großeltern abzuliefern, noch konnte sie ihn alleine lassen.
      „Schatz, zieh dich an. Sofort!“, sprach sie zu ihm. Sie bemühte sich ruhig zu klingen. Eine weitere Erschütterung ließ den Boden beben. Thon nickte und stürzte zurück in sein Zimmer. Er vertraute ihr bedingungslos. Es gab nur eine Lösung. Sahral griff nach ihrem Com, wählte eine Nummer.

      „Dad? … Ja, ich bin’s. … Mir geht es gut. Komm zum Stützpunkt im Uscru Distrikt, du musst Thon abholen. … Was? … Ja, nimm Mum mit! … Danke!“


      To be continued...
    • Aufgrund ihres Einkommens und dem Umstand, dass sie nur zu zweit waren, besaß Sahral einen sportlichen Zweisitzer-Gleiter. Und im Moment presste sie aus dem Vehikel alles raus. Immer wieder musste sie anderen Gleitern ausweichen und dabei gefährlich nahe an die Gebäude heranfliegen. Thon hatte sich am Beifahrersitz verkrampft und sagte kein Wort. Ob seine Blässe von der Flugweise kam oder von dem Schauspiel, das sich über ihnen abspielte, war nicht zu sagen.

      Coruscants Schilde waren aktiv. Normalerweise unsichtbar, hüllten sie im Moment die nächtliche Stadt in ein dämmriges Licht. Außerhalb des Schildes rasten kleine Raumschiffe hin und her und größere schwebten bedrohlich am Himmel. Millionen von Energieblitzen regneten auf den Schild herab oder prasselten auf andere Raumschiffe ein. Explosionen zeugten von tausenden Toten innerhalb weniger Augenblicke. Doch nicht nur außerhalb der schützenden Energiekuppel gab es Detonationen, sondern auch in der Stadt selbst. Gleiter, die zusammenstießen, Personen, die in ihrer Panik für Schwierigkeiten sorgten bis hin zu denen, die die aktuelle Situation für sich ausnutzen wollten.

      Es dauerte nur zehn Minuten bis Sahral den Militärstützpunkt im Uscru Distrikt erreichte. Doch in diesen zehn Minuten wurde die Schlacht im Orbit immer intensiver. Sie hatte zwar nicht die Zeit, sich einen Überblick zu verschaffen, da sie sich auf das Fliegen konzentrieren musste, doch sie hatte den Eindruck, dass die Zahl der nichtrepublikanischen Schiffe immer mehr zunahm. Am Stützpunkt angekommen, parkte sie den Gleiter und öffnete die Kanzel.

      „Thon, du folgst mir zur Kaserne, da bleibst du, bis dein Opa dich abholt, ja? Er ist sicher in einer halben Stunde da.“
      „Ja, Mama“, der elfjährige Junge klettere ebenfalls aus dem Gleiter. „Was ist eigentlich los?“
      Sahral nahm ihn bei der Hand und ging mit schnellen Schritten, sodass er laufen musste, zum Gebäudeeingang. Mit der freien Hand holte sie ihre ID-Card heraus, um sich ausweisen zu können.
      „Ich habe dir ja von den bösen Jungs erzählt, die Schuld daran sind, dass ich jetzt viel arbeiten muss. Die sind jetzt hier.“
      „Wirst du gegen sie kämpfen?“, fragte er. Die Besorgnis in der kindlichen Stimme war deutlich herauszuhören.
      „Nein“, erwiderte Sahral. „Niemand von uns muss da jetzt raus. Wir sind hier, um die Leute zu beruhigen. Uns kann nichts passieren, denn der Schild schützt uns alle.“
      Bei der Wache scannte sie ihre ID-Card, damit sich die Tür öffnete. Der diensthabende Soldat hielt sie an und blickte zu Thon.
      „Mein Sohn“, erklärte Sahral unaufgefordert. „Ich konnte ihn nicht alleine daheimlassen. Ich bring ihn in die Stube.“
      Für einen Moment zögerte der Soldat, aber dann nickte er. „Okay, beeilen Sie sich!“

      „Und was tust du dann?“, fragte Thon nach, während sie zu den Unterkünften hasteten.
      „Ich passe auf die Leute auf, die Angst haben.“
      „Ich habe auch Angst.“
      „Ich weiß, mein Schatz. Aber du hast mich und deine Großeltern. Viele Leute haben niemanden, denen muss ich helfen, verstehst du?“
      „Mhm“, kam als Antwort. Er wirkte nicht überzeugt, stellte jedoch keine weiteren Fragen mehr. Sahral öffnete die Tür zur Stube. Sie schnappte sich Thon und setzte ihn auf ihr Bett. Sie wünschte sich, sie hätte die Zeit ihm alles genau zu erklären. Sie wünschte sich, sie müsste jetzt nicht von seiner Seite weichen, doch die Realität war anders.
      „Bleib einfach hier, bis Opa da ist und dann gehst du mit ihm mit. In ein paar Stunden hole ich dich wieder ab.“ Sie holte ihre Dienstwaffe aus dem Spind und gab Thon einen schnellen Kuss auf die Stirn.
      „Bis bald!“
      „Bis bald, Mama.“
    • Bunte Holo-Reklamen und Lichter waren kennzeichnend für den Uscru Distrikt. Doch diese Nacht brachte nicht nur die Werbung der Clubs, Spielhöllen und anderen Etablissements die Straßen zum Leuchten, sondern auch der Energieschild trug seinen Teil dazu bei. Der Boden, kein echter Boden, sondern nur eine massive Zwischendecke, die sich über diese Ebene erstreckte, spiegelte die Lichter wider.

      Wie Kaleidoskop prasselten die Farben auf Sahral ein. Sie trug ihre leichte Militärrüstung und wünschte sich in diesem Moment eines der schwereren Modelle mit Helm und visuelle Filter. Der Uscru Distrikt war eines der vielen Unterhaltungs- und Vergnügungsviertel von Coruscant, doch die aktuellen Ereignisse sorgten dafür, dass hier keine Seele anzutreffen war. Dennoch war es ihre Aufgabe, hier zu patrouillieren und Einbrüche sowie Razzien zu verhindern. Die Aufgabe war gut auf sie zugeschnitten, denn bei der Anti-Terrorism-Unit – kurz ATU – war so etwas auch Teil ihres Jobs.

      Sahral warf einen Blick auf das Multifunktionsdisplay, das am Unterarm ihrer linken Hand angebracht war. Eine Karte zeigte den Teil des Distrikts, in dem sie sich befand und Punkte visualisierten wo sich ihre Kollegen befanden. Sie bog an der nächsten Kreuzung nach rechts ab und in eine weitere leere Straße. Und genau das war ihr Problem, sie musste Gebäude in einer verwaisten Gegend bewachen während ihr Sohn ohne sie klarkommen musste. Wären noch Leute auf der Straße, hätte ihre aktuelle Aufgabe zumindest einen gewissen Sinn. Mit einem Seufzen schaute Sahral nach oben. Der Schild hielt. Solange er das tat, war es auf Coruscant noch immer recht sicher. Zumindest sicher genug, dass sie ihre Sorgen um Thon wegschieben konnte. Außerdem würden früher oder später sicherlich ein paar Gauner auftauchen, die ihr Glück versuchen wollten.

      „Dapper an Nolpin, Status?“, kam aus ihrem Com. Sergeant Dapper hatte die Leitung ihrer zwölfköpfigen Einsatzgruppe über. Er war einer, den man als alten Haudegen bezeichnen konnte. Er hatte aktiv am Krieg gegen das Sith-Imperium gekämpft und war mittlerweile im Innendienst tätig. Zumindest wäre er das, wenn es dieses neue Ewige Imperium nicht geben würde.
      „Alles ruhig hier, Sir“, erwiderte Sahral ordnungsgemäß. Dapper bestätigte und sie setzte ihren Weg fort und kam zu einem der riesigen Luftschächte. Ein Blick über das Geländer zeigte, dass es auf den unteren Ebenen nicht so ruhig war, wie hier. Geschützt durch die Zwischendecke hatten viele Personen vermutlich noch nicht einmal bemerkt, dass im Orbit von Coruscant eine Schlacht entbrannt war. Ein besonders greller Lichtblitz zog Sahrals Aufmerksamkeit wieder nach oben. Das Schildgitter flackerte, als es versuchte, mehr Energie absorbieren, als vorgesehen war. Und für einige Sekunden fiel eine mehrere Quadratkilometer große, hexagonale Fläche aus. In diesen wenigen Sekunden brachen einige feindliche Raumschiffe durch. Zu viele, um sie zu zählen. Als das Schild sich wieder regeneriert hatte, waren sicherlich über hundert Raumschiffe unter die schützende Kuppel geflogen.

      „Nolpin an Dapper, ich fürchte, wir haben ein Problem“, gab sie sofort Bescheid. Ein Problem war stark untertrieben, aber der Veteran würde das selbst wissen. Kein Grund, den Com-Kanal länger als nötig zu belegen.
      „Ich sehe es. Bereithalten für Missionsupdate.“
      Jetzt sehnte Sahral sich wirklich nach einer schweren Rüstung. Sie löste das Blastergewehr aus der Schulterhalterung.