Kurz flackerte das Bild. Ein dünner verzerrter Streifen zog sich durch die Aufnahme ehe er mit einem knappen Piepen abgelöst wurde. Offensichtlich schien die Holokamera einen Defekt zu haben. Ein Umstand, dem der junge Ritter egal zu sein schien. Seine nackten Füße waren überschlagen auf dem Schreibtisch abgestellt während er sich selbst gegen einen Stuhl lehnte und die vorderen Stuhlbeine abhebten. In der wackeligen Position kippelte der Ritter, sein Kopf war in den Nacken gelegt und die Schwerkraft zog die Haare nach unten. Der Blick auf die Decke gerichtet warf er einen faustgroßen, neongrünen Ball senkrecht nach oben, fing ihn wieder auf und warf ihn erneut in der selben Flugbahn empor. Die Hand umschloss den Ball.
"Tagebuch von Ritter Xine Erauqs, 16 NVC auf Coruscant."
Erneut flog der Ball in die Höhe und aus der Sichtweite der Kameralinse. In dem halbdunkel war die Umgebung nur schwer erkennbar, dennoch erinnerte sich im Entferntesten an ein Zimmer oder ein Büro. Der glasige, gedankenverlorene Blick des Menschen wurde durch die starren Augen und die steife Mimik geprägt. Langsam begann er zu sprechen.
"Ich habe mich gefragt, ob man meinen Fortschritt erkannt hatte. Ich habe über Morwena gesprochen, über ihre scheinbaren Probleme."
Der Ritter pausiert und presst die Luft durch die Nase hörbar nach außen.
"Sie hatte mich gefragt, ob ich sie zur Schülerin nehmen möchte. Ob ich sie lehren möchte. Sie sagte mir, dass sie in mir die Person sieht, die ihr das Leben als Jedi näher bringen kann. Wohl eher dass ich es vollenden kann, denn so weit wird Morwena gedanklich nicht von den Jedi sein. Nicht bei Ritterin Uniri als ehemalige Meisterin und Ritter Torn als jetzigem Mentor."
Xine fing den Ball auf und lies ihn wieder hochsteigen. Einige Momente wiederholte sich das Prozedere bevor er zu sprechen begann.
"Seit dem diesem Moment frage ich mich eine einzige Sache, eine Sache, die mir die Macht bisher selbst nicht zu antworten vermögen wollte."
Der Ball wurde fest von der Hand aus der Luft gegriffen.
"Bin ich bereit? Der Richtige dafür? Fähig? Weise?"
Langsam strichen die Finger über den Ball hinüber, während der Blick das Äußere musterte.
"Ihre Antwort ob ich denn nur eine Ausweichmöglichkeit sei war zwar klar aber fühlte sich für mich nicht richtig an. Ritter Torn wäre keine Option, wäre es nie gewesen, wegen dieser ominösen Problematiken zwischen ihnen, ich beherrschte mich sie nicht genauer danach zu fragen, nicht bis ich wirklich diesen Platz einzunehmen gedachte. Doch was wenn diese Problematiken nicht zwischen ihnen geherrscht hätte? Was wenn Ritter Torn dadurch nicht disqualifiziert gewesen wäre? Was dann? Oder war es eben, das? Entweder gab es Ritter Torn mit dieser Problematik oder gar nicht. Nur dann wäre er wohl wirklich keine Option gewesen, schätze ich. Bei allem anderen war er doch nur eine Option, mit einem unüberwindbaren Hindernis. Vielleicht hatte Morwena aber auch nur das verinnerlicht, was ich nicht konnte. Hätte, hätte, Gleiterkette. Es ist egal, was hätte sein können. Es ist wichtig was ist."
Mit einem dumpfen Knall prallte der Ball auf dem Boden auf und bewegte sich wieder zurück nach oben um dort auf die wartende Hand zu treffen und wieder nach unten gedrückt zu werden.
"Morwena ist verschollen, aus einer Fehlentscheidung meinerseits heraus. Egal wie ich die Situation drehe und wende...hätte ich den Befehl nicht so gegeben wie ich es tat dann wäre Morwena nicht zurückgelassen worden. Wir haben sie gesucht, mit Herz, Schweiß und Blut aber wurden nicht fündig. Seit ein paar Tagen ist Ritter Torn nun von dem Stützpunkt abgereist. Auch wenn ich nicht weiß welche Gründe er hatte so ist es ziemlich leicht eins und eins zusammenzuzählen, wie Asura bereits sagte. Er sucht Morwena und je mehr ich darüber nachdenke desto mehr schwankt etwas in mir.
Seit einigen Wochen schon trage ich Zweifel in mir. Dieser Zweifel betrifft viele Dinge. Sei es der Umgang mit neutralen Machtanwendern, die den nicht so ganz sauberen Weg wählen, über die allgemeine Haltung und Disziplin bis über zu dem Umgang mit der derzeitigen Situation. Es stört mich und verstößt auf multiplen Wegen gehen das was ich lernte, lehren würde und lebe. Dem Ganzen schließt sich eine wahnsinnig schnelle Veränderung an. Mit Adrasteya hab ich seit Monaten nicht mehr wirklich gesprochen, mit Minuial dagegen viel. Asura versucht mich immer wieder etwas zu stützen während Shinzu eine mir nicht nachvollziehbare Distanz aufbaut. Morwena bringt den Mut auf mir entgegen zu treten und unter mir Lernen zu wollen und ich...ich..."
Der Ball deformiert sich leicht als er mit einer größeren Wucht auf den Boden aufprallt. Der Ritter lässt den Ball an ihm passieren und fängt ihn dann erst im Rückflug auf.
"Verliere sie. Was soll mir das alles vermitteln? Momentan fühle ich mich zunehmend verloren. Jeder Schritt den ich wage scheint in einer Katastrophe oder aber in Unverständnis zu enden. Die Eindrücke der Macht sind einfach nicht eindeutig zur jetzigen Zeit und ich hinterfrage ob der Weg den ich gehe der richtige ist."
Kopfschüttelnd revidiert der Mensch seine Aussage.
"Nein. Der Weg ist richtig. Mein Selbst ist richtig aber die Art und Weise diesen Weg zu gehen scheint sich von so vielen anderen abzuheben, dass ich mich derzeit fragen muss ob meine Art negativ ist oder einfach nicht kompatibel mit dem Rest. Asura sagte, dass Ritter Torn, Morwena sicher finden wird. Das amüsante ist, dass ich das auch denke. Seit diesem Zakuul-Machtanwender interpretiere ich seine Worte immer wieder. Sie wäre wo wie er es nicht erwarten würde, sie wäre an einem Ort den wir wohl nie herausfinden würden. Diese Worte, auch wenn sie falsch seien, klingen seitdem in meinem Kopf. Was ist, wenn es genau das ist? Was wenn die Macht mir zeigen will, dass ich nicht auf dem Stützpunkt bleiben soll? Was wenn sie mir zeigt, dass ich Morwena nicht ausbilden soll? Was ist wenn die Macht mir klar machen will, dass ich eben nicht derjenige bin, der Morwena ausbilden soll?"
Erneut greift die Hand in die Luft und umfasst den Ball.
"Ich muss meine Aussage abändern. Ich habe keine Zweifel. Was ich hier tue ist reflektieren. Ich reflektiere, was meine Umgebung von sich gibt, was ich von mir gebe und was mir die Macht sagen könnte. Ich reflektiere und ohne absolut klingen zu wollen aber ich habe das Gefühl, dass es mir noch nie so schwer gefallen ist."
Zwei Finger deuten Richtung Kameralinse. Sie bewegen sich in einer kurzen Bewegung nach unten und das Bild erlischt.
Zitat:
Jedi ist nicht langweilig. Sie meditieren - Gefühlt von jedem in verschiedensten Variationen.
Ich werde sein was ich bin. Was ich bin ist was ich war und ich war, was ich sein will.
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Ich werde sein was ich bin. Was ich bin ist was ich war und ich war, was ich sein will.
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