Den Caf zum Doc

    • Story

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Den Caf zum Doc

      Die Nacht war grauenvoll. Adrasteya hatte kaum geschlafen, da ihr die Schiene an ihrem linken Handgelenk nervig war und da ihr das Gelenk schmerzte. Gestern hatte sie mit Howarth das Lager nach den verschollenen Tarnnetzen für die Jäger durchsucht und tatsächlich den entsprechenden Container gefunden. Unbeschriftet und verschlossen, kein Wunder, dass er nicht an seinen Bestimmungsort gebracht wurde. Die Suche hatte etwas länger gedauert und darum musste die junge Togruta das Chaos im Lagerraum zurücklassen und sich schnell noch duschen gehen, bevor ihre Schicht in der Messe anfing. Horwarth war schon vor zwanzig Minuten gegangen, denn auch er hatte noch anderes zu tun. Also würde sie nach ihrer Schicht wieder herkommen und den Rest wegräumen. Eine Stunde Arbeit, schätzte sie. Aber es war in Ordnung, sie war hier um zu arbeiten, um Geld zu verdienen. Die Arbeit bereitete ihr Freude.
      Die Schicht war unspektakulär und so konnte sie schon etwas früher los. Als sie nach vierzig Minuten – es ging schneller als erwartet – fast fertig war, rutschte der verdammte Container mit den Ersatzteilen für den Com-Tower vom Repulsorheber. Reflexartig wollte Adrasteya ihn noch aufhalten, doch er war zu schwer. Mit einem spitzen Aufschrei kam der Container an der Wand zu Halt. Nur leider klemmte ihre linke Hand noch zwischen Wand und Container. Mit Müh und Not zerrte sie ihre schmerzende Hand wieder heraus und verpasste dem sichtlich unbeeindruckten Behälter noch einen leichten Tritt. Sie suchte die Med-Station auf und Dr. Bantu kümmerte sich um ihre Verletzung, ein angeknackstes Gelenk, und verschrieb ihr eine Woche Krankenstand. Zumindest war er bei seiner Arbeit nicht so mürrisch, wie sonst, wenn er die Messe besuchte. Sie hatte mit ihm zwar noch nie gesprochen gehabt, aber sein Gesichtsausdruck war immer ziemlich eindeutig.

      Adrasteya blieb einfach im Bett liegen, während die Leute rund um sie aufstanden und das Quartier verließen. Sie zog sich die Decke bis zur Nasenspitze hoch und drehte sich zur Wand. Drei Stunden später wurde sie wieder wach. Zumindest hatte sie jetzt das Gefühl, nicht mehr vollkommen übermüdet zu sein. Etwas umständlich erledigte sie ihre „Morgen“-Toilette und torkelte dann in Richtung Messe. Schön langsam, denn irgendwie musste sie ja die Zeit überbrücken, bis sie wieder was tun durfte. Sie blieb auf der Brücke stehen und betrachtete leidenschaftslos den Dschungel. Eigentlich mochte sie den Blick vom Plateau, aber heute war einer dieser Tage, wo einfach alles mies war. Sie hatte keinen Bock auf die Verletzung, keinen Bock herumzulungern, weiterschlafen konnte sie nicht mehr aber arbeiten durfte sie auch nicht. Alles doof.
      Sie schlenderte weiter und erreichte eine halbe Stunde vor dem Mittagsandrang die Messe. Jenkins war natürlich sehr begeistert, dass er nun ihre Schichten mit übernehmen musste. Er schnauzte sie zwar nicht an, aber seine Blicke sagten alles. Sie umrundete die Theke, griff nach einer Tasse für den Caf und stellte sie unter die Maschine. Unbeteiligt sah sie zu, wie die dunkle Flüssigkeit die Tasse füllte und zum Schluss etwas bräunlichen Schaum hinterließ. Reflexartig griff sie mit der linken Hand nach der Tasse und… platsch, klirr!
      Die Schiene an ihrer Hand schubste die Tasse von der Maschine und sie viel zu Boden, wo sich nun der kostbare Inhalt zwischen einem Haufen Scherben verteilte. Ihre nackten Füße waren auch braun gesprenkelt. Ein Schwall von Flüchen in der Sprache der Togruta kam Adrasteya über die Lippen und Jenkins sah sie an. Es war dieser Blick, der aussagte: geh weg, ich mach schon.
      „Sorry“, meinte sie zu ihrem Kollegen und machte einen Schritt zurück.
      „Jaja, komm, mach keinen Unsinn hier“, meinte Jenkins und scheuchte sie mit ein paar Handbewegungen weg.
      „Ich räum schon auf“, erwiderte sie, doch der Mensch schob sie einfach weg. Sie seufzte und ließ sich widerwillig auf einem Hocker vor der Bar nieder. Sie legte die Arme auf den Tresen und versteckte ihr Gesicht darin. Die Schiene surrte leise und drückte gegen ihre Stirn. Verdammt nochmal! Konnte diese Woche nicht einfach vorübergehen? Sie ignorierte das Surren und rührte sich nicht. Einfach schnell vorbeigehen…
      Sie hörte, wie Jenkins die Scherben der Tasse zusammenkehrte, entsorgte und anschließend mit Küchenpapier den Boden aufwischte. Das Klappern des Müllschluckers ertönte erneut, als er die letzten Reste entsorgte. Daraufhin brummte die Caf-Maschine. Adrasteya blickte auf.
      „Hier bitte“, meinte Jenkins und stellte ihr nun eine frische Tasche Caf hin. „Du siehst ja aus, wie ein Häufchen Elend.“ Sie seufzte und richtete sich wieder auf.
      „Danke“, meinte sie und nahm die Tasse nun mit der rechten Hand. Wortlos stand sie auf und verließ die Messe, einen sichtlich verwundert dreinblickenden Barkeeper zurücklassend. Als in die Haupthalle trat, wich sie gerade noch dem dunkelhäutigen Soldaten aus, der in die Messe wollte. Oder war er ihr ausgewichen? Er sah sie überrascht mit seinem auglosen Blick an.
      „Na, so eilig?“
      „Ich bringe den Caf zum Doc!“
      „Ah.“
      Sie lächelte kurz. Den Caf zum Doc. Sie hatte es Mr. Bantu gestern Nacht versprochen und so konnte sie immerhin irgendetwas tun. Sie nickte dem Soldaten noch zu und ging in die Med-Station. Eigentlich konnte der Tag nur noch besser werden.